Hallo Siechfred,
jetzt hast du meine Argumente auseinandergenommen, nun muss ich doch noch mal antworten... ;)
wie lange wuerde es dauern bis die umstellung vollzogen is?
1-2 Jahre, bei sanfter Umgewöhnung.
Schließlich muss man sich immer an neue Umgebungen oder Programme erst gewöhnen.Das ist für ein normales Unternehmen viel zu lang.
Wie von Daniel beschrieben: Es geht hier nicht um eine radikale Umstellung, sondern um eine sanfte. Die Programme werden schrittweise umgestellt, und die Plattform ist erst als allerletztes dran. Anfangen kann man z.B. mit OpenOffice. Die bisherigen Programme können ja auch erst mal weiterlaufen, bis sie nicht mehr benötigt werden.
mit welchem produktionsausfall is zu rechnen?
Mit keinem.Mit einem direkten Produktionsausfall sicher nicht. Aber was ist mit dem indirekten Produktionsausfall, wenn eine Verwaltung über einen längeren Zeitraum das x-fache an Zeit für bestimmte Abläufe braucht?
Da hast du Recht, etwas Zeit braucht es natürlich, um umzusteigen. ("Wo finde ich denn in OpenOffice <die-und-die> Funktion?")
Da die Programme aber sehr ihren kommerziellen Pendants ähneln (von Dreamweaver einmal abgesehen), dürfte das nicht sehr problematisch werden. Problematisch wird es bei Exoten, wenn diese unbedingt gebraucht werden. Auf Dreamweaver wird wohl schwer zu verzichten sein, wenn es dicht in die Unternehmensstruktur verwoben ist. Dann müssen Alternativen gefunden werden, die den Bedarf nach Webdesign decken. NVU ist ja nur ein Beispiel, Texteditoren wie z.B. Kate oder Quanta sind durchaus eine tolle Sache. Dazu müsste man z.B. wissen, inwiefern die WYSIWYG-Funktionen von Dreamweaver verwendet werden.
Schließlich muss man nicht gleich komplett auf Linux umsteigen, sondern man kann es auch als zweites System installieren, dass nach ein paar Wochen (wenn es gut klappt) als Standard eingerichtet wird.
Du hast offenbar noch keine Softwareumstellung mitgemacht, fürchte ich. Schön, wenn es so einfach wäre, ist es aber nicht.
Oh doch. Nicht umsonst arbeite ich heute unter Linux - und der Weg war durchaus auch an vielen Orten steinig.
Aber es hat sich sehr gelohnt, ich würde es nie im Leben bereuen!
(siehe unten: der längerfristige Effekt ist positiv)
muessen die human_interfaces umgeschult werden?
Nein.Doch.
Menschen schulen sich selbst um, wenn man ihnen die Zeit dazu gibt.
Die Leute sollen ihren Job tun, nicht stundenlang an neuer, ihnen unbekannter Software herumexperimentieren.
Richtig - Punkt für dich. Allerdings geht es nicht wirklich um unbekannte Software, sondern um eine speziell ausgesuchte (die muss natürlich erst mal ermittelt werden). Im Falle von Dreamweaver könnte NVU das Pendant sein.
wer macht die umschulung was kostet das?
Da die jeweiligen Menschen das machen: Nichts.Wenn von 8 Stunden Arbeitszeit nur 1 Stunde für Selbstschulung draufgeht, kostet das sehr wohl einen Haufen Geld.
Bingo. Man merkt, dass ich kein BWL studiert habe. ;-)
Eine kleine Einführung in bestimmte neue Programme ist natürlich nicht zu verachten, das kann durchaus Zeit - und damit Geld - sparen.
Eines sollte man sich klar machen: Ein Umstieg kostet _immer_ Geld. Das tut es auch von einer alten Windows-Version auf eine neue.
was meint der sysadmin dazu?
Der ist normalerweise begeistert. Viele System-Admins nutzen heute schon Linux für Server, da ist es doch nur eine logische Konsequenz, es auch mal auf dem Desktop zu benutzen.Es ist ein himmelweiter Unterschied zwischen Systemadministrator und dem Arbeitnehmer, der am Client-PC sitzt. Nur weil der Admin irgendwas toll findet, muss es dem Anwender nicht auch so gehen.
Du betrachtest nicht den Fall, wo der Admin selbst zum Anwender wird. Das ist er nämlich auch... ;-)
was sagt der chef?
Erst mal nichts - man muss es ihm schmackhaft machen. Dann findet es er gut. Bei OpenSource sind viele Vorteile zu finden.So, welche denn? Versetze dich bei der Beantwortung der Frage bitte in den Chef als Unternehmer hinein.
Ich wollte jetzt eigentlich keine Aufzählung beginnen, da dann wieder der übliche Flamewar losgeht.
Ein Grund dennoch:
Vor allem ist es wichtig, dass die Firma sich mit OpenSource aus der Abhängigkeit von bestimmten Firmen (und damit Produkten) heraus befreien kann.
Ich kann mich nur an ein Unternehmen ganz in meiner Nähe erinnern, das jetzt schon zum x-ten Mal auf das neueste Microsoft Office (und damit auch auf das neueste Windows) umsteigen musste. Die Kosten waren enorm, aber die Leute konnten nichts machen - sie sind noch heute von einer speziellen Access-Datenbank abhängig, und einigen Tools, die die Abrechnung usw. machen (Makros).
Sobald man sich nicht mehr in solchen Abhängigkeit befindet, sinken auch die Kosten. Genau um diesen längerfristigen Faktor geht es bei Linux nämlich. Die kurzfristigen Kosten steigen - wie immer bei einem Wechsel auf andere Programme/Systeme etc.
und was soll das letztlich bringen?
Unabhängigkeit von kommerziellen Herstellern, also hier Microsoft und Macromedia, und sicher noch andere.Das ist kein Argument. Ich glaube kaum, dass es sich ein normaler Mittelständler leisten kann, eine eigene Supportabteilung einzurichten, er wird auf die Hilfe Fremder zurückgreifen. Wo jetzt der Unterschied zwischen dem Support durch einen kommerziellen Softwareanbieter oder durch einen freien Anbieter liegen soll, musst du mir mal erklären.
Mir ging es nicht um den Support, s.o.
Mein Tipp an Julia: So, wie du es beschrieben hast, fährt dein Chef besser, wenn er bei Windows und der entsprechenden Software bleibt. Wenn du Linux toll findest, dann beschäftige dich in deiner Freizeit damit.
Dem stimme ich zu. Man sollte erst etwas selbst austesten, bevor man es anderen empfiehlt. Vor allem sollte eine solche Umstellung gut überlegt sein, daher auch der Tipp von mir mit der langen Umstellungszeit.
PS: warum walker für seine sehr treffenden Argumente 2x "Nicht hilfreich" bekommen hat, ist mir ein Rätsel.
Stimmt. Wahrscheinlich hat seine Meinung einfach einigen missfallen, aber es ist im Prinzip kein Argument gegen Linux, sondern gegen generelle Umstellungen.
Allerdings hat er auch alle positiven Argumente für eine Umstellung ausgelassen, das musst du zugeben.
Friede? ;-)
Marc Reichelt || http://www.marcreichelt.de/
Linux is like a wigwam - no windows, no gates and an Apache inside!
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