Hi,
Genauso wie es mein gutes Recht ist, nicht bei ihnen einzukaufen, ist es auch deren gutes Recht mir nichts zu verkaufen. Tun wir es jedoch gelten fuer uns die gleichen Regeln wie fuer alle anderen auch. Mir ist es unverstaendlich, wo Du da ein Problem siehst.
In der Tatsache, dass du davon ausgehst, du hättest eine kostenlose Software käuflich erworben oder sie sei nicht kostenlos, weil sie dich Lernaufwand kostet.
Das tat ich selbstverstaendlich nicht, denn warum sollte ich die Argumente der Opensourcegegner benutzen?
Du missachtest die Tatsache, das es sich beim Operabrowser um kommerzielle Software handelt. Lediglich der Kaufpreis betraegt 0 Waehrungseinheiten, alles andere ist gleich. Manches ist durch den Kaufpreis bedingt de facto unwirksam, z.B. die Gewaehrleistung. Eine der moeglichen Loesungen bei Eintritt der gesetzlichen Gewaehrleistung ist die Rueckabwicklung des Kaufes und damit die Rueckerstattung des Kaufpreises. Der hat jedoch die Hoehe Null.
Das stoert aber alles nicht die gesetzlichen Rechte und Pflichten der Beteiligten. Darunter zaehlt z.B. auch die Haftung.
Wenn jemand Produkte gratis verteilt und sie schaedigen bei ordnungsgemaesser Anwendung den Nutzer, dann ist der Hersteller dran, da schuetzt ihn kein Vertrag vor. Warum sollte das fuer Software nicht gelten?
Weiterhin in der Tatsache, dass du Fehler bemängelst, die dir im Prinzip schon so lange bekannt sind, dass du bereits Literatur zum Thema herausgesucht hast, und dennoch nicht auf den Erwerb dieser erwiesenermaßen permanent fehlerhaften Produkte verzichtest und so gleichzeitig dieses Prinzip förderst und dich gleichzeitig jeder Glaubwürdigkeit als Opfer beraubst.
Ich moechte keine fehlerhaftes Produkt erwerben sondern ein fehlerfreies. Deshalb stelle ich die Fehler fest. Teilweise belege ich das auch durch Literatur, die das gleiche tut: Fehler feststellen. Was ist daran verkehrt?
Wenn ich ein Auto kaufen moechte, das prinzipiell mit fehlerhaften Spiegeln ausgeliefert wird, das mir aber im grossem und ganzem gefaellt, dann versuche ich einen Weg zu finden, wie ich dem Problem der beschaedigten Spiegel entgegne. Diese Wege koennen verschiedenster Art sein, aber im Gegensatz zum Auto ist es bei Software keinem Drittanbieter moeglich Ersatzspiegel anzubieten solange der Hersteller die alten Spiegel nicht austauschbar anbringt.
Deswegen rege ich mich beim Mozilla ueber Fehler nicht auf, ich repariere sie einfach. Ich rege mich jedoch ueber die Handhabung der Blaupausen und Fehlerberichte durch die Mozilla-Entwickler auf.
Beim Opera kann ich nichts selber reparieren, zumindest nicht mit vertretbarem Aufwand. Es bleibt also nur die Moeglichkeit, den Hersteller dies tun zu lassen. Der ist wiederum kommerziell, richtet sich nach seinen Kunden. Wenn die in Mehrheit mit dem Fehler leben koennen, hat Opera keinen vernuenftigen Grund den Fehler zu reparieren. Moechte ich ihn fuer mich repariert haben oder das Produkt sonstwie veraendert haben muss ich Opera dazu ueberreden. Das funktioniert bei Firmen hervorragend, wenn man ordentliche Mengen konvertible Waehrung anbietet. Offene Fragen sind demnach: was wird Opera selbst reparieren und wie teuer, schnell und gut sind die bei Auftragsarbeiten. Es ist jedoch _keine_ Frage, ob sie ueberhaupt zu allem bereit sind, denn bei genuegendem Einsatz von Geld kann ich die Firma ja uebernehmen (was nicht immer legal ist, aber ich wollt's fuer Dich nicht unnoetig kompliziert machen).
Hier ist also niemand Opfer und somit auch niemand Taeter.
Von der Lächerlichkeit einiger vermeintlicher Fehler will ja gar nicht sprechen, etwa von nicht mitgelieferten, sondern aus nachvollziehbaren Gründen online vorgehaltenen Hilfe-Dokumenten.
Die Gruende sind fuer mich nicht nachvollziehbar, moechtest Du das uebernehmen?
Fehlende Dokumentation ist uebrigens nach EU-Recht ein Mangel.
Und natürlich in der Tatsache, dass du gleiches Recht für alle einforderst, obwohl hier prinzipiell Vertragsfreiheit besteht.
Die Vertragsfreiheit (die es so seit Manchesterzeiten gottseidank nicht mehr gibt) basiert aber darauf, das das Recht fuer alle gleich ist, niemand ist "gleicher".
Oder vertreibst Du Deine eigene Software mit der typischen Microsoft-Lizenz, die sich auf die vier Worte "Zahlen und Schnauze halten" eindampfen laesst und befuerchtest nun, das mein Beispiel Schule machen koennte?
Nein, Gemecker gab es schon immer und wird es vermutlich immer geben. Ich hatte nur darauf verwiesen, dass man sich seine Kunden aussuchen sollte, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Dsa Recht habe ich allen Beteiligten gleich im erstem Satz eingeraeumt:"Genauso wie es mein gutes Recht ist, nicht bei ihnen einzukaufen, ist es auch deren gutes Recht mir nichts zu verkaufen."
Schwierig wird's natuerlich bei Monopolisten, die ihre Position auf illegale Weise ausnutzen, wie es z.B. die Firma Microsoft getan hat und teilweise auch heute noch tut.
Oder hast Du Angst, wenn schon nicht vor den etwas arg weitgefassten Ideen Howard Schmidts so doch vor den Konsequenzen der leider recht praezisen Analyse Bruce Schneiers?
Weder noch. Weder haben die Aussagen nennenswerte Konsequenzen, noch sind sie präzise. Im Gegenteil -- leider, denn der Ansatz ist ja lobenswert.
Wieso meinst Du denn, das der Ansatz lobenswert ist, wo der gleiche Ansatz von Dir verdammt wird, nur weil ich ihn ausgesprochen habe?
so short
Christoph Zurnieden