Hallo lina-,
Mit der Phrase "war ja nicht alles schlecht damals" werden Unrechts-Regime verharmlost.
Nicht verharmlost - nur weniger verteufelt.
Tut mir leid: Du gestehst zu, dass es ein Unrechts-Regime war, möchtest es aber gleichzeitig "weniger verteufeln"?!?
Ein _Unrechts_-Regime muss immer verteufelt und bekämpft werden. Egal ob bei Mugabe, Stalin, Hitler oder Erich!
Und man muss keinen Völkermord begehen um ein Unrechts-Regime zu sein!
da gebe ich dir Recht - es war ein Unrechts-Regime! Aber gibt es nicht in jedem System Vor- und Nachteile?
s.o.: Definitiv nein: Solange es ein Unrechts-Regime ist, kann man diese Abwägung nicht betreiben. Das würde dazu führen, dass alle derartigen Regime relativiert würden.
Was die Überwachung der Bürger durch den Staatsapparat, die Einbindung in gleichgeschaltete Organisationen, die alltägliche Repression, die Beschränkung der Grundrechte wie Rede-/Presse-/Versammlungsfreiheit, die ideologische Indoktrinierung schon vom Kindesalter an etc. p.p. anbelangt - da stand die sogenannte DDR dem Deutschen Reich unter der NSDAP in nichts nach.
Und dieser Vergleich hinkt einfach! Die NSDAP hat mit all diesen Mitteln Antisemitismus, Rassenkunde, Eutanasie und andere fürchterliche Dinge verbreitet. _DAS_ war in der DDR nicht der Fall.
Verzeih, vielleicht war es einfach nur zu gut versteckt um von dir entdeckt zu werden. In genau diesen Einrichtungen wurde z.B. der Kapitalismus gerne mit Faschismus gleichgesetzt u.ä. Indoktriniert wurde sehr wohl!
Im Gegenteil - ich als Jungpionier habe gelernt, meine Nachbarn (auch wenn ich damals geblaubt habe, die Welt hört hinterm Harz auf - so dass ich halt nur polnische, tschechische, russische, chinesiche, vietnamesische etc... Nachbarn hatte) zu respektieren und Interesse an ihrer Kultur zu zeigen. Es war einfach ein friedlicheres Miteinander...
<polemik>Ich verstehe: Deshalb habt ihr heutzutage in weiten Teilen des schönen Neufünflands auch so eine geringe Ausländerfeindlichkeit, weil alle von Kindesbeinen an Fremdenfreundlichkeit und Toleranz gelernt haben!</polemik>
Ich relativiere meine Aussage: Es wurde _versucht_ zu indoktrinieren (z.B. "liebt eure kommunistischen Brudervölker"), es hat aber wohl wirklich nichts genutzt!
Es war politisch gewollt und wurde befördert, die Idee der Internationalen im Volk zu verankern. Deshalb wurden bewusst Programme mit Vietnam, Kuba und den Warschauer-Pakt-Staaten initiiert und unterstützt. Das ist vielleicht von dir in (schätzungsweise) jungen Jahren als "echte" Völkerfreundschaft aufgenommen worden. Aber seit die politische Förderung dieser Idee perdu ist, kann man nicht gerade behaupten, dass "Ossis" generell enorme Liebe zu Polen, Vietnamesen und Russen hegen. Da musst du mir ja wohl zustimmen, oder?
Es ist vielen Wessis nur schwer zu vermitteln, wie und warum um Himmels Willen ein Ossi überhaupt nur daran denken kann die SED-Nachfolge-Mogelpackung zu wählen, nachdem sie für 40 Jahre Realsozialismus verantwortlich war.
Realsozialismus??? Am besten nimmst du dir mal Marx zur Brust und liest nach, was er mit Sozialismus bzw auch Kommunismus meinte! Nachdem du das weisst, überlegst du dir nochmal ob das was wir in der DDR hatten tatsächlich Sozialismus war.
Ääähhm, du weißt schon, dass die hohen SED-Chargen diesen Ausdruck gebraucht haben?! Ich habe ihn deshalb hier benutzt, weil es verdeutlicht, was propagiert wurde und was es in Wirklichkeit war!
Erstaunlich, dass du davon offenbar nichts weißt...
Kannst du mir da auf die Sprünge helfen? Mir will das einfach nicht in den Kopf!
So und ähnlich sind in meinem persönlichen Umkreis viele Menschen anders geworden - sie sind marktwirtschaftlich geworden - und der nette Umgang miteinander, das Füreinander-da-sein, die gemeinsamen Erlebnisse - all das gibt es nicht mehr! Und das macht mich traurig!
Aha. In der Marktwirtschaft sind alle Egoisten und die DDR bestand aus optimistisch-freundlichen Gutmenschen.
Tut mir leid, liebe Lina, aber da bist du schief gewickelt. Ich kenne sehr viele marktwirtschaftliche (ja, kapitalistische!) Gesellschaften, in denen die von dir angesprochenen Werte sehr wohl funktionieren. Ich gebe dir Recht, dass es manchmal in Deutschland nicht so weit her ist mit Freundlichkeit, Offenheit, Hilfsbereitschaft etc. Aber ich bezweifle stark, dass es in der DDR davon so viel gegeben hätte, wäre es kein Land des Mangels gewesen. Wenn Gruppen wenig bis nichts haben, halten sie logischerweise besser zusammen und helfen sich gegenseitig. Das ist auch im Westen so in Notsituationen (z.B. Flut in Bayern).
Es lag also nicht an der Ideologie, sondern an den durch die politische Situation beförderten Umständen, dass man so freundlich war. Gäbe es eine kommunistische Gesellschaft, in der kein Mangel herrscht, sind die Menschen auch nicht so freundliche zueinander. Das ist der Lauf der Dinge.
resignierte Grüße aus Berlin
Resignieren muss man noch lange nicht. Es ist an jedem Einzelnen sich so zu verhalten, wie er gerne behandelt werden möchte. Frei und nicht vorgeschrieben. Das ist der Unterschied.
Und darum bin ich sehr froh!
Liebe Grüße -
sk
(der das System liebt!)