Bio,
it's not a bug, it's a feature.
(...) und auf der anderen Seite Atommüll mit dem Argument in Wellblechhallen vergammeln zu lassen (...)
Die Rhetorik klingt schon mal ganz schön schlimm, „Wellblechhallen“, „vergammeln“. Nur: die Halle ist so gewollt.
Und zwar werden die Brennelementbehälter dadurch natürliche Luftkonvektion gekühlt. Du erinnerst Dich doch wohl noch, dass die in den Behältern enthaltenen Brennelemente radioaktive Strahlung absondern, dass die die Strahlung absorbierende Behälter sich dadurch erwärmen. Nennt sich auch Physik, das Phänomenen.
Und, wenn Du dich recht an den Geograhie-Unterricht der Mittelstufe erinnerst, im Bergwerk, ob nun Kohle oder Salz, ist es warm. Verdammt warm. Und es gibt keinen Luftaustausch, wenn nun der Mensch nicht gerade lüftet. Kurzfristig halte ich es nicht für sicherer, die - meines Wissens nach auf mindestens 50 Jahren Laufzeit angelegten - Brennstoffbehältern aus dem relativ angenehmen Transportbehälterzwischenlager in den dann spontan als Zwischenlager deklarierten Salzstock zu bringen.
Denn:
(...) dass ein vorgesehenes Endlager, das um Größenordnungen sicherer wäre, zu unsicher sei.
Der Salzstock Gorleben ist kein Endlager.
Der Salzstock Gorleben ist noch nicht mal ein vorgesehenes Endlager, er war es vielleicht mal im Jahre 79, wegen dünner Besiedlung und „Zonenrandlage“.
Der Salzstock Gorleben ist höchstens ein Erkundungsbergwerk
Und ob die Nutzung des Salzstocks Gorleben als weiteres Zwischenlager in den nächsten Jahren kurzfristig (sagen wir bis 2030) sicherer als das wäre, ist dahingestellt, die Wassereinbrüche in den letzten zwanzig Jahren sind da nicht gerade zuversichtserregend.
Dazu kommt: Wenn die Brennelementbehälter erst einmal in der Form eines Zwischenlagers im Salzstock Gorleben eingelagert sind, haben wir den Salat. Es dürfte nahezu klar sein, dass sich der Salzstock Gorleben nicht als Endlager eignet, auch wenn er bis heute von Rot-Gelb, Schwarz-Gelb und auch von Rot-Grün als politisches Feigenblatt benutzt wurde, um sich nicht wirklich mit dem Thema eines Endlagers zu beschäftigen. Es dürfte schwierig sein, in irgendeiner Zukunft dann noch eine politische Mehrheit hinzukriegen, die dann im „Zwischenlager“ Salzstock Gorleben eingelagerten Brennelemente in ein tatsächliches, halbwegs als sicher zu bezeichnendes Endlager umzulagern.
Mal ganz abgesehen von den praktischen Problemen. Sämtliche Planungen und Vorstellungen beim Erkundungsbergwerk Gorleben gingen in die Richtung, kein
„rückholbares Endlager“ zu sein. Die Brennelementbehälter sollen sozusagen unter Salz begraben werden.
Würde man Deinem Vorschlag nach ein Zwischenlager im Erkundungsbergwerk Gorleben einrichten, würde man dadurch Fakten schaffen, die sehr schwer rückgängig zu machen sind. Ich versteh ja durchaus Deine Argumentation, auch wenn sie sich mangels Kenntnis der Fakten nur an dem Wörtchen »Wellblechhalle« aufgeilt. Ich hätte auch lieber heute als morgen ein als solchen bezeichbares Endlager. Nur haben wir das nicht. Gorleben ist kein Endlager, Gorleben eignet sich nicht als Endlager. Der einzige Grund, dass der Salzstock Gorleben im Gespräch ist, ist dass die Atomindustrie dort das Erkundungsbergwerk und das Zwischenlager betreibt, um dadurch Fakten zu schaffen. Ich würde mir wünschen, dass bei einem atomaren Endlager mehr Verantwortung wahrgenommen würde, als dieses 20jährige Trauerspiel diverser Bundesregierungen. Schließlich geht es hier um einen Zeitraum, der über alles hinaus geht, was die Menschheit bislang errichtet hat, inklusive Pyramiden. Dann doch lieber noch ein paar Jahre „Wellblechhütte“.
Einfach nur den Salzstock Gorleben als Endlager deklarieren, weil er nahe liegt und »da ist«, ist da eher verantwortungslos. Von Dir hätte ich da mehr erwartet, als nur die Rhetorik tagespolitischer Sticheleien.
Tim