Hallo,
Wieso ist jemand inkompetent, wenn er dem Surfer sagt: »Unter den Bedingungen, die du mir diktierst, kann ich nicht vernünftig arbeiten«?
Demnächst im Hardwareladen: "Für Deinen alten Drucker gibt's demnächst keinen Toner mehr. So können wir nicht sauber arbeiten."
Softwaremeldung: "Ich weigere mich, auf der alten Schateke zu drucken."
Der Vergleich hinkt. Treiber sind einmal entwickelt und laufen dann immer, sofern der Anwender nicht das Betriebssystem wechselt, Passende Toner werden gleich mit dem Drucker mitentwickelt und es besteht kein Grund, sie plötzlich nicht mehr anzubieten, wenn noch Nachfrage existiert. Im Web fallen Webdesign-Technik und Browser-Technik immer auseinander und sind nie synchron.
Na, herrlich. Das Web ist für viele eine nette Nebensache, sie haben andere Sorgen, als stetige Browserupdates durchzuführen. Sie wollen ab und zu mal was nachsehen und fertig.
Es geht weniger um können als um wollen. Ist es nicht ein überzogen, zu fordern, dass Kompetenz des Webdesigners bedeutet, jeden noch so fehlerhaften Browser zufriedenzustellen?
Nein, genau das ist eine seiner Aufgaben, zumindest, wenn er für Geld arbeitet.
Und du findest dieses Bild des Webdesigners optimal und hältst die Schwierigkeiten für akzeptabel?
Ansonsten kann er natürlich ausgrenzen, wen er will. Eine Meldung, die zur Installation eines bestimmten Browsers auffordert, ist ein Armutszeugnis, genauso wie die lächerlichen Meldungen, die es jahrelang gab, die Seite könne nur in irgendeiner NS oder IE-Version bei einer bestimmten Auflösung korrekt angezeigt werden.
Willkürliches »Optimieren« für irgendeinen Browser ist das eine, die Orientierung an notwendigen technischen Standards hingegen ist ein vernünftiger Grund (nicht zur Ausgrenzung).
Es ist überhaupt nicht besonders schwer, Inhalte im IE ordentlich anzuzeigen.
Tja...
An JS-Programmierung stelle ich eh die Anforderung, dass es ohne geht, mit sinnvollen Ausnahmen, versteht sich, etwa bei einem Shop-System.
JavaScript ist in den letzten Jahren ziemlich über sich hinausgewachsen, es gibt längst tausende Ajax-Webanwendungen, die gerade erst durch den exzessiven JavaScript-Gebrauch ihren Mehrwert gegenüber klassischen Webanwendungen erhalten. Solche Ajax-Dienste wie GMail sind verdammt populär und gefragt. Es ist also eine Zeit gekommen, in der man JavaScript wirklich ausreizt, und diesmal zum Glück unter dem Primat der Nützlichkeit.
Leider zeigt sich sofort, dass nicht-standardkonforme Browser die Entwicklung hemmen. Es muss endlos geforscht werden, um simpelste Grundlagenfunktionen browserübergreifend umzusetzen (Beispiel addEvent). Leute stecken riesige Manpower in Bibliotheken und Frameworks, die erst einmal alle Browserunterschiede nivellieren, sodass man bei der Programmierung eine vernünftige, funktionierende API hat. Da kann man zu stehen, wie man will, jedenfalls wirkt diese Situation ganz unmittelbar als Fortschrittsbremse und damit kann ich mich nicht abfinden.
Viele der Probleme sind eh selbstgemacht. Man sieht, was möglich wäre, wenn alle Browser die neusten CSS-Versionen realisieren könnten, und ärgert sich dann, dass es nicht geht.
Es sind nicht einmal bleeding-edge-Techniken, sondern zumeist Standards wie CSS, die schon vor vielen Jahren spezifiziert wurden. Die gegenwärtigen Webtechniken stammen aus dem Jahr 1997/1998, seitdem passierte im Bereich HTML/CSS nicht sehr viel.
Deshalb steht bald ein Generationswechsel an, Firefox, Safari und Opera implementieren Zukunftstechniken, SVG wird standardmäßig unterstützt, es gibt ECMAScript for XML, XSLT, XForms, Web Forms, Canvas, die stärkere Einbindung von RSS und Atom, CSS Media Queries, ausgesuchte CSS-3-Eigenschaften usw. Die wenigsten davon sind wirklich neue Techniken, sondern schon seit Jahren spezifiziert. Sie machen das Leben einfacher und reicher. Ich will, dass sie acht Jahren nach der Spezifizierung immer noch inpraktikabel sind.
Erfolgreiche Web-Entwicklung sollte m.E. immer ein wenig konservativ sein, wenn ich einen Flashfilm online stelle, sollte ich so entwickeln, dass meine Datei nicht die allerletzte Version des Players voraussetzt.
Die Sicht vertrete ich eigentlich auch, siehe etwa http://molily.de/abwaertskompatibilitaet. Lange bin ich hier dafür eingetreten, dass Netscape 4 zumindest ein Minimallayout bekommen sollte und dass das Vorenthalten des Stylesheets zu einer unbenutzbarer Site führt. Trotzdem, hat Netscape 4 Jahre lang die Webdesigner geknechtet und man musste genauso, wie man für gemäßigte Unterstützung eintrat, dafür eintreten, dass Netscape 4 langfristig überwinden werden musste.
Mit Flash hat man zumindest eine einheitliche, vorhersehbare Plattform, sodas Abwärtskompatibilität vergleichsweise schmerzfrei wäre. Leider sehe ich zu oft, dass Flash 8 verlangt wird, was es für Linux noch nicht gibt.
Mathias