Richard Rüfenacht: Ufm Internet surfieren?

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Hallo Stonie!

Froinde, ich bin, ich gebe es gern zu, ein konservativer Mensch. Der Rechtschreibreform kann ich nicht wirklich viel abgewinnnen

Diese Rechtschreibreform hat auch - und wahrscheinlich vor allem - eine politische Dimension. Deutsch ist in Europa die meistgesprochene Sprache, aber bei weitem nicht die wichtigste. Deutschland würde nun gern erreichen, dass Deutsch Arbeitssprache in der EU und anderen europäischen Institutionen wird. Der Umstand, dass in mindestens 5 Ländern ein nennenswerter Anteil der Bevölkerung Deutsch spricht, ist aber nur dann ein überzeugendes Argument, wenn es sich dabei um ein weitgehend einheitliches Standarddeutsch handelt. Und eben dieses sollte mit der Sprachreform angestrebt werden, was auch von Deutschland Kompromisse verlangte. In der Schweiz hätte das Volk über diese Sprachreform abstimmen können, wollte es aber nicht, weil immerhin ein paar Änderungen besser sind als gar keine. Zudem haben wir wirklich Wichtigeres zu tun.

und wenn ich sehe, wie Menschen ein ß meinen und sz schreiben, dann wird mir ganz anders, nur nicht besser.

In Süttelin wurde ja auch sz geschrieben, wenn auch etwas gekünstelt. Ansonsten ist das ja höchstens eine Notlösung bei physikalischen Texten, nicht in der hehrn Literatur. ;-)

Trotzdem:
Wenn ich mich auf diesen Gedanken jetzt mal einlasse, was prinzipiell gesehen gut für mich ist, habe ich doch jahrelang, als ich standardmäßig das spanische Tastaturlayout benutzte, auf die Benutzung des Buchstaben ß großzügigst verzichtet,

Würde das ß nicht existieren, niemand würde es vermissen und niemand käme auf die Idee es einzuführen.

wenn ich mich also mal auf diesen Gedanken einlasse, dann erscheint mir das sz als Ersatz für das (von mir tatsächlich heißgeliebte) ß schon deshalb relativ logisch,

Es geht doch nicht darum, ein sinnloses Zeichen durch eine noch sinnlosere Zeichenkombination zu ersetzen. Was schriftlich ausgedrückt werden soll, kann mit anderen existierenden Zeichen ausgedrückt werden. In der Schweiz ist das ß nach und nach abhanden gekommen. Zunächst beim Wechsel von Sütterlin zur französischen Schreibschrift in den Schulen. Später vorallem auch durch die Typografie. Dieser unförmige Haken macht in der Tat jede Ästhetik in gedruckten Texten kaputt.

weil es einen solchen Fall im Deutschen ja bereits gibt: Die Verdopplung des Buchstaben k wird ja bekanntlich vermittels c vorgenommen. Rökke sähen einfach doof aus, also ziehen wir Mädels uns Röcke an.

Analog könnte auch für das schärfere kk ein eigenes spezielles Zeichen verwendet werden, das ck hat sich nämlich genau auf diese Weise aus dem Drucksatz entwickelt. Immerhin existiert hier ein Unterschied in der Aussprache, ganz im Gegensatz von ß und ss.

Von diesem Standpunkt aus gesehen könnte ich mich also durchaus auf eine entsprechende Regelung für das ß einlassen. Für die anderen, jedenfalls. Ich möchte es behalten - jedem seinen eigenen Spleen, bitteschön.

Das ß ist ein Element sprachlicher Differenzierung. Es hat sich in einem langen Prozess entwickelt und ist da. Es ist eine Frage der Argumente es beibehalten oder abschaffen zu wollen. Entschieden wurde für eine Abschaffung auf Raten. Fortschrittlich ist, dass inzwischen Text mit ss statt ß auch in Deutschland akzeptabel erscheinen. Hat für mich den Vorteil, dass Auftraggeber aus Deutschland für Texte mit ß statt ss nun für die Änderungen extra bezahlen müssen. :-)

Beste Grüsse
Richard