Christoph Schnauß: Spaß mit neuem Soundchip - ein kleines *g*

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hallo Forum,

da es grade niemanden zu geben scheint, der unbedingt ein "*g* zum Wochenende" loswerden möchte, habe ich eine kleine Anekdote anzubieten:

Ich bin seit kurzem stolzer Besitzer eines nagelneuen Rechners. Der hat ein schnuckliges ASUS P5P Mainboard, und auf dem gibt es allerhand nettes neumodisches Zeugs:

  • einen Chip für die Netzwerkverbindung
  • einen Chip für den Sound
  • einen (undokumentierten) Chip von JMicron, der unter anderem dafür verantwortlich ist, daß eventuell noch am letzten verbliebenen IDE-Stecker hängende CDROM-Laufwerke angesprochen werden können
  • ein AMI BIOS

Ich habe zwei SATA-Platten drin, und da mein Händler wußte, daß ich als "main"-System ein Linux laufen lassen wollte und die Linux-Bootmedien möglicherweise Probleme haben, durfte ich vor dem Kauf zwei Tage lang herumspielen und testen. Das Ergebnis: unter den Bootmedien für Linux (Installations-CDs) gibt es im Moment nur zwei, die einen Rechner mit so einem Mainboard nicht nur booten können, sondern danach auch das DVD-Laufwerk richtig ansprechen: Knoppix 5.1.1 und Debian(testing). Alle anderen scheitern daran, daß sie diesen JMicron-Chip nicht aktiv im Bootkernel haben, obwohl der zugehörige Treiber seit Kernel 2.6.18 zu den Sourcen gehört. Windows - sowohl XP wie auch Vista - ist das wurscht, die Installations-DVD bzw. -CD bootet und hat mit dem IDE-DVD-Laufwerk keine Erkennungsprobleme. Mein Händler hat noch (das ist ein wichtiges Detail) ganz schnell im BIOS was eingestellt, was ich so fix gar nicht verfolgen konnte. Nur an einer Stelle gabs was zu lachen: da steht im BIOS tatsächlich eine Option für "Vista" - die er aber mit meinem Einverständnis sofort disabled hat. Wie sich später herausstellen sollte, war das der entscheidende Fehler.

Na gut, nachdem ich wußte, daß ich wenigstens eine Linux-CD erstmal würde booten und ein entsprechendes "Grundsystem" installieren können, hab ich meinem Händler gesagt, daß ich das Teil denn auch bezahle und mitnehme. Kernel bauen und den entsprechenden Treiber für den JMicron-Chip aktivieren kann ich schließlich alleine. Nun steht das neue Prachtstück bei mir.

Ich habe erstmal auf die erste SATA-Platte doch noch WindowsXP aufgespielt. Ging sehr schön schnell, und natürlich mußte ich für den Netzwerkchip und für den Soundchip die entsprechenden Windows-Treiber von der Motherboard-CD nachladen. Dann klappte aber alles, auch meine TV-Karte (die ist mir heilig) spielte mit, und daß mein WindowsXP nun einmal ein 32bit-System ist, war mir egal - die CPU schaltet dann halt in den Kompatibilitätsmodus.

Schwieriger war es mit einer ersten testweisen Linux-Installation. Wenn die Debian(testing)-CD mit dem tagesaktuellen Stand booten kann, dachte ich, es kann ja nix schaden, erstmal ein Debian-Grundsystem aufzuspielen (noch ohne X-Server und anderen Schnickschnack), das wenigstens online gehen kann. Klappte auch. Und dann ging es also an die erste ernsthafte Systeminstallation: Gentoo. Das mußte von meinem Debian-Grundsystem aus in einer gechrooteten Umgebung passieren -

ähm, kurze Zwischenfrage: langweile ich euch? Bisher gibts ja noch gar nix, was ein *g* rechtfertigt, obwohl ich das im posting-Titel versprochen habe ...

Ok, also Gentoo ward (wow, schönes altes deutsches Wort) installiert. Kernel (2.6.20) gebaut, KDE kompiliert, GRUB eingerichtet usw. Nur: mein schönes neues Gentoo blieb stumm. Alle Soundtreiber vorhanden, alsaconf erkennt beide Soundchips (den auf dem Board und den auf der TV-Karte), alsamixer bietet mir mehrere Dutzend Kanäle zum Konfigurieren an. Es nutzt nix. Mit Gentoo blieb mein Rechner stumm. Mit WindowsXP (und auch mit WindowsVista) aber nicht. Da hat er mir zum Fernsehbild auch den zugehörigen Ton geliefert und die "Systemklänge" natürlich auch.

Na klasse. Was nutzt mir aber ein Rechner, dessen "Entertainment"-Funktionen ich unter Linux nicht vollständig abrufen kann? Daher ein Testlauf mit Knoppix 5.1.1 von der DVD - alles wunderbar, Fernsehbild ist da, aber kein Ton. Und keinerlei Fehlermeldung im syslog. Alsamixer und kmix bieten mir knapp 20 Kanäle zum Konfigurieren an, aber selbst wenn ich die auf volle Lautstärke aufdrehe, sagt der Rechner keinen Pieps. Ich fand das ziemlich ungehörig und habe wohl mehr als dreißigmal neue Kernel gebaut - alles erfolglos. Das Prachtstück verweigerte sich und wollte nur mit Windows glockenklare Töne von sich geben. Sowas aber kann ich "meinem" Rechner nicht durchgehen lassen, wäre ja noch schöner.

Also habe ich an der "Rückwand" des Rechners herumgesucht. Da gibts den Tonausgang meiner TV-Karte, da stöpsele ich normalerweise ein Kabelchen ein, das zum "LineIn" der Soundkarte bzw. des Mainboards führt. Hat bisher mit anderen Mainboards immer geklappt, und klappte ja auch mit Windows auf diesem neuen Superrechner. Nur mit Gentoo und Knoppix nicht, die blieben hartnäckig stumm. Erstaunlicherweise bekam ich aber doch endlich was zu hören, als ich die letzte von mehr als 20 möglichen Kombinationen der Steckerverbindung ausprobiert und den Ausgang der TV-Karte in den Mikrofoneingang des Mainboards eingestöpselt habe. Prima - jetzt ging es mit Gentoo und Knoppix. Aber das machte nun Windows nicht mehr mit, das blieb jetzt stumm. Blödes Windows, grmpf.

Zweite Zwischenfrage: euch langweilt das wirklich nicht, obwohl wir uns jetzt langsam, ganz langsam doch dem *g* nähern?

Ich habe mich nach mehreren Tagen dann doch entschlossen, endlich mal in mein BIOS zu schauen. Da gibt es in "Advanced" eine Unterseite über "Onboard Devices Configuration", und darin wieder eine Auswahl "HD Audio Mode". Wird die angeklickt, gibt es die Alternativen "Vista" und "NonVista" - und das stand auf "NonVista", was ich eigentlich für richtig hielt, da auf meinen neuen Rechner kein WindowsVista kommen sollte - jedenfalls nicht dauerhaft. Das kann auf dem "alten" eingerichtet werden und im lokalen Netz in überwiegend abgeschalteter Form sein Dasein fristen oder kommt auf dem neuen dann später eben nochmal al virtuelle Maschine vor.

Das Ergebnis war allerdings: erst mit dieser "Vista-Freischaltung" im BIOS war auch mein Gentoo in der Lage, Laut zu geben, und Knoppix auf einmal auch. Damit hat dann sowohl das TV wie auch die "Systemklänge" und andere Audio-Software mitspielen wollen. Das Windows auf der ersten Platte hat sich darum nicht geschert, das konnte auch mit dieser neuen BIOS-Einstellung umgehen.

Fazit und orgiastischer *g*-Punkt: ich kriege mit diesem Board und dessen integrierten Chips selbst ein Linux (inzwischen hab ich auch andere Distributionen mal testweise aufgespielt) _nur dann_ dazu, Klänge auszugeben, wenn im BIOS ausdrücklich "Vista" vermerkt ist - Vista selber ist das wurscht, das kann auch ohne so einen BIOS-Parameter Krach machen. Nur Linux wird auf solchen Mainboards (dieses BIOS gibt es auch auf anderen Boards, wie ich bei meinem Händler testen durfte) plötzlich völlig von einem "Vista"-Parameter abhängig. Und das halte ich doch für etwas, worüber man ein leichtes SELFgemäßes Grinsen verstreuen darf ...

Grüße aus Berlin

Christoph S.

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