Hallo Thomas,
Wir möchten dich jetzt, wo / wenn du so beschäftigt bist, nicht mit Fragen belästigen.
Sie freut sich auf die Zeit, wo / wenn / in der es morgens wieder früher hell wird.
Wie wäre es mit "jetzt, da du so beschäftigt bist" und der "Zeit, da es morgens wieder früher hell wird."?
"Da" ist originär auch von lokaler Bedeutung, kann aber in den von dir genannten Beispielen stilistisch sehr gut auch eine zeitliche Bedeutung
"weil", "da", "zumal (da)", "umso mehr als" und "umso weniger als" leiten dagegen einen Kausalsatz ein. (Zwischen Nebensatz und Hauptsatz besteht ein Verhältnis von Ursache und Wirkung.) Kausalsätze sind eine Untergruppe der Adverbialsätze.
"Da" kann beileibe nicht nur einen Nebensatz von kausaler Bedeutung einleiten, sondern auch einen Relativsatz mit temporalem und lokalem Bezug auf ein substantivisches Bestimmungswort.
(vgl. Duden, Bd.4 "Die Grammatik" §1211)
Ich würde bei den genannten Beispielen mit "da" in erster Linie eine temporale Bedeutung herauslesen. Die Ambivalenz, dass in zweiter Linie auch eine kausale Interpretation möglich ist, macht die Relativpartikel "da" ja stilistisch so interessant.
Also kurz:
Attributivsätze beziehen sich auf ein im Hauptsatz stehendes Nomen.
Adverbialsätze bestimmen den im Hauptsatz ausgedrückten Sachverhalt näher.
Das Haus stürzte (darum) ein [Sachverhalt], da/weil sämtliche Bauvorschriften missachtet worden waren.
Die Abgrenzung des Relativsatzes von anderen Nebensätzen ist durchaus umstritten. Dass aber ein Relativpronomen nicht nur Bezug auf ein Nomen, sondern seinerseits auch auf einen ganzen Teilsatz(Satzteil) nehmen kann, ist unstrittig:
Das Haus wurde abgerissen [Sachverhalt], was ich sehr bedauere.
(Ich bedauere nicht das Haus, sondern die Tat_sache_, dass es abgerissen wurde.)
Dass "was" hier kein Interrogativpronomen sondern, sondern tatsächlich ein Relativpronomen sei, das sieht auch der Duden (Bd.4 "Die Grammatik" § 1208) so. Mit solchen Spitzfindigkeiten hätte ich aber meinen Schülern nicht kommen können: Für mich ist ein Relativsatz überall da, wo ein Relativpronomen oder eine Relativartikel steht, und dazu gehören eben manchmal auch "da, was, wo".
Gruß Gernot
super me