Moin Moin!
Ich würde Dir gerne mit dem Stylus 740 das Gegenteil beweisen. Das Ding hat nur schweineteure Originaltinte bekommen, wegen der fest montierten Druckköpfe (zu der Zeit waren bei Epson die Tintenpatronen reine Tanks, anders als bei HP, wo mit der Patrone auch gleich der Druckkopf getauscht wurde). Dieser damals wirklich nicht billige Drucker ist mit Originaltinten und Dauerstromversorgung innerhalb einiger Tage soweit eingetrocknet, dass mehrere Reinigungszyklen erforderlich waren, um ein halbwegs brauchbares Druckbild zu bekommen.
Leider (oder besser: zum Glück für meine Nerven) habe ich den Drucker vor Jahren verkauft.
Das gebetsmühlenartige Nachplappern der Druckerhersteller-Propaganda macht die Aussage auch nicht wahrer. Sicherlich wird Nachfülltinte andere Eigenschaften haben, gerade was die Farbstabilität angeht. Fototinte des Druckerherstellers und daruf abgestimmtes Foto-Druckpapier wird definitiv meßbar bessere Ergebnisse liefern als Nachfülltinte auf Foto-Druckpapier eines Billig-Lieferanten. Aber ob man mit bloßem Auge einen Unterschied sieht, ist eine völlig andere Geschichte. Für normale Ausdrucke auf normalem Papier wird der Unterschied hart an der Meßgrenze liegen. Und ganz sicher wird Nachfülltinte die Druckköpfe NICHT beschädigen -- nicht bei haushaltsüblichem Druckvolumen und bei der typischen Lebensdauer von drei bis vier Jahren.
Was die Reinigungszyklen beim Einschalten der Stromversorgung angeht: Die sind in aller Regel unnötig, das ist reine Geldschneiderei. Ein vernünftig konstruierter Drucker (im Gegensatz zu einem auf Subvention durch Tintenverbrauch konstruiertem) kann nach dem Druckjob den Druckkopf so parken, dass die Tinte nicht eintrocknet und Reinigungszyklen unnötig sind. Aber das liegt nicht im Interesse der Hersteller, die mit der Tinte Geld verdienen wollen. Je mehr Reinigungszyklen der Drucker absolviert, desto eher ist die Tinte leer, und desto eher muß der Kunde für viel Geld eine oder mehrere neue Patronen kaufen. Also reinigt man beim Einschalten, beim Ausschalten, nach Unterbrechen der Stromversorgung, vor und nach dem Druckjob, und zur Sicherheit alle paar Druckjobs auch noch einmal.
Standby-Betrieb ist bei Tintendruckern vollkommen sinnfrei. Nach dem Ende eines Druckjobs sollte ein vernünftig konstruierter Drucker die Mechanik in die Ruheposition gebracht haben, die Austrocknen verhindert und Verschleiß minimiert. Ein Wechsel in den Standby-Betrieb würde den größten Teil der Elektronik abschalten und insbesondere nicht mehr auf Druckjobs reagieren, an der Mechanik aber nichts mehr ändern. Und an diesem Punkt spricht auch nichts mehr dagegen, die Elektronik komplett abzuschalten -- inklusive Netzteil, mit einem altbewährten, mechanischen Hauptschalter in der Front des Druckers.
Bei anderen Druckverfahren kann ein Ruhezustand sinnvoll sein - nicht manuell ausgelöst, sondern einfach nach einer gewissen Leerlaufzeit. Um Energie zu sparen und um Verschleiß durch wiederholtes Ein- und Ausschalten zu vermeiden. Genau das geschieht bei allen modernen Laser-Druckern (Fixiereinheit), wie man leicht an der etwas längeren Wartezeit für den ersten Druckjob nach einer langen Pause sehen kann.
Und was das Ausschalten mitten im Druckjob angeht: Kaum jemand wird das freiwillig machen, und selbst wenn, sollte der Drucker damit klarkommen. Aus einem ganz einfachen Grund: Der Strom kann jederzeit ausfallen, auch mittem im Druckjob. Das ist lästig bis ärgerlich, aber niemand kann ernsthaft fordern, Drucker nur an einer USV zu betreiben. Wenn also die Druckerelektronik beim Einschalten merkt, dass Papier im Druckweg liegt (Lichtschranke oder Mikroschalter im Papierweg, ohnehin erforderlich um Leerlaufen und Papierstau zu erkennen) und das der Druckkopf nicht in der Ruheposition ist (Lichtschranke oder Mikroschalter in der Ruheposition, ohnehin erforderlich für die Endabschaltung des Antriebs), dann wird sie den Druckkopf aus dem Weg fahren, das Papier aus dem Drucker befördern, und genau dann wäre auch ein Reinigungszyklus technisch begründet und sollte automatisch ausgeführt werden.
Ansonsten sollte man dem Benutzer überlassen, wann gereinigt werden soll. Ein einfacher Taster an der Front, für ein paar Sekunden gedrückt, würde den Reinigungszyklus auslösen. Und zwar genau dann, wenn der Benutzer bemerkt, dass die Qualität des Ausdrucks nachläßt. Klar könnte man das auch elektronisch lösen, man müßte "nur" einen Scanner in den Papierweg integrieren, der den Ausdruck mit dem angefordertem Druckjob vergleicht. Das erfordert "nur" etwas mehr Speicher, etwas mehr Rechenleistung, und eine präzise Scanner-Einheit, die mindestens so gut scannt wie der Drucker druckt. Das ist bei 24,99 Euro Verkaufspreis natürlich locker drin. ;-)
Alexander
Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".