Tim Tepaße: Angebliche Spenden der deutschen Industrie

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Hallo,

Die deutsche Industrie soll sich in hohem Maße an den Wahlkampfspenden für Barack Obama beteiligt haben.
Meine Tageszeitung schreibt von "dem Kandidaten"
und zitiert einen Bericht von der Westdeutsche Allgemeine Zeitung.

Vermutlich dem hier.

Ich habe noch einmal recherchiert.

Ich hab noch mal zehn Minuten und eine halbe Tasse Kaffee investiert um gründlichere Informationen zu liefern:

Firmen dürfen in den USA nicht an Kandidaten spenden. Es gab also keine Spenden der deutschen Industrie. Punkt. (Nebenbei: Kann man eine Tochterfirma eines multinationalen Firma mit Sitz in Deutschland wirklich noch als »deutsche Industrie« bezeichnen?)

Nehmen wir mal BASF aus dem Artikel. BASF Corporation – die amerikanische Tochterfirma, nicht die deutsche BASF SE. – hat nichts gespendet. BASF hat aber ein PAC, ein sogenanntes Political Action Committee. Das sind Organisationen, in denen Leute Fundraising betreiben, gemeinsam, weil man damit vermutlich mehr kriegt und weil's mehr Spaß macht. Wer sind diese Leute? Die Angestellten von BASF Corp.; konsequenterweise heisst der komplette Name des PACs auch BASF Corporation Employees Political Action Committee. BASF zahlt höchstens die Administrationskosten des PACs.

Wenn man sich die Liste der Kandidaten anguckt, für die das PAC der 15.000 amerikanischen Angestellten spendet, stellt man fest: da stehen weder Obama noch McCain noch die anderen Kandidaten drin. Sondern haufenweise Kandidaten fürs Repräsentantenhaus und für den Senat. Man kann übrigens eine leichte Häufung von Kandidaten für die Staaten erkennen, in denen BASF Niederlassungen hat; wobei auch ich überrascht bin, wie viele aus Nicht-Niederlassungsstaaten kommen. Die maximale Höhe der Spenden setzt sich aus den erlaubten 5000 $ für PACs für a) Vorwahl und b) tatsächliche Wahl zusammen.

Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie dieser Artikel in der WAZ gelandet ist. Ein Journalist geht auf die Seite Foreign-connected PACs und überliest erstmal glatt die dort stehende Warnung:

»Only American citizens (and immigrants with green cards) can contribute to
  federal politics, but the American divisions of foreign companies can form
  political action committees (PACs) and collect contributions from their
  American employees.«

Es steht in der Zeitung, Leute, die zu faul sind,  sich selber zu informieren, verlinken es und so kriegt man einen Fakt, der nicht stimmt.

Tim