Hi there,
Vor 20 Jahren war das ein Frevel, da verdeckte man Fehler im Wein durch Kälte und nur die Dummen fielen darauf herein.
Keineswegs. Das kann man höchstens bei einer Verkostung machen, aber Weine gehören gekühlt getrunken. Auch die Rotweine, denn das, was gemeinhin so Zimmertemperatur genannt wird bezieht sich auf ein ungekühltes Zimmer im Bordeaux im November;) Wobei hier gilt, daß es von der Traube oder besser vom Reifegrad der Traube abhängt, mit welcher Temperatur er getrunken wird. Botrytisbomben wie Trockenbeerenauslesen etc. können auch schon mal etwas wärmer getrunken werden, nie jedoch mehr als 12,13 Grad, Rotweine maximal bis 10 Grad.
Sind die Leute nun alle dumm, die Weine alle fehlerhaft oder was?
Keine Ahnung, ich kenn' nicht alle Leute. Tatsache ist, daß man Weinfehler bei höheren Temperaturen natürlich besser erkennt; es ist zum Beispiel ein guter Trick, wenn man sich bei einem Fehler nicht sicher ist, in das Probierglas heisses Wasser zu schütten, dadurch kommen die Fehler viel stärker heraus, vor allem Fehler, die auf Trichloranisol, den typischen Korkgeschmack zurückzuführen sind. Aber - nur riechen, nicht trinken;)
Oder trinkt man den Massenwein (Spätlesen in Rheinhessen gehören wohl dazu) inzwischen wie Sprudel? So mit Schraubverschluss und Plastestoppen?
Der Verschluss ist eine andere Sache. Die Logik ist: kein Kork, kein Korkgeschmack. Das mag zwar beim Essen stören, tut dem Wein aber nichts, wenn er in der ersten Jahren getrunken wird. Wobei der Schraubverschluss besser ist als die Plastikkorken, die ruinieren nämlich schon nach kurzer Zeit (ab drei, vier Jahren) vor allem Rotweine, die dann nach eingeschlafenen Füssen schmecken.
Lagerweine gehören unbedingt nach wie vor verkorkt.