Hallo,
»» Es ist lediglich eine Frage der Gewichtungen und der Perspektive. Und die wiegt in dem Fall aus meiner Sicht so schwer, dass alles andere vernachlässigbar ist.
Diese Sichtweise halte ich für gefährlich. Man sollte auch immer den Weg dorthin im Auge behalten, die gesammte Vorgehensweise. Von daher halte ich Toms Anmerkung eher für eine düstere Zukunftsvision, die zum Nachdenken anregen sollte.
Du meinst, hinter dem Meinungsbild steckt der ausgeklügelte Plan einer Parteiführung, "soetwas" zu wiederholen?
»» Wichtig ist, wohin es geführt hat: zu Massenmord, Kinder eingeschlossen. So gesehen pickst Du Dir nur einen Teil heraus, daher kommt dann auch der Verharmlosungsvorwurf.
Wichtig ist, zu verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt. Dies kann man nur, wenn man sich den Weg dorthin vor Augen führt und auf frühe Warnsignale reagiert. Wenn die neuen KZs schon gebaut werden ist es längst zu spät...
Wem würdest Du vorwerfen wollen, soetwas nur annähernd zu planen? Würdest du meinen, dass 92% der deutschen dafür sind? Dass unsere Demokratie nicht wehrhaft genug wäre?
PS: ich glaube nicht, dass unsere derzeitige Regierung etwas in dieser Richtung plant, aber so ein Gesetz gilt nicht nur bis zur nächsten Wahl... wie wird es mit den kommenden Regierungen aussehen?
Genau: Kein Vergleich, mit dem was Tom anspricht. Selbst wenn man glaubt, dass es sich bei Abtreibung um Massenmord handelt, ist der Vergleich mit dem Holocaust nicht statthaft. Hier handelt es sich um einen Bezug zur Realität, der nicht annähernd etwas mit Mord zu tun hat. Bei der Beurteilung der Geschichte, der aktuellen Lage und den Zukunftsperspektiven bringen extremste Schwarzmalereien aus meiner Sicht nur bedingt etwas. Will man das dennoch tun, sollte man passende und statthafte Vergleiche finden. Ich bleibe dabei, dass ich meine, dass Toms Äußerung rechtlich nicht haltbar ist. Würde sich beispielsweise ein Anwalt mit einem Interessensverbund im Hintergrund hier einmischen, wäre der Thread vermutlich recht schnell geschlossen. Und in dem Fall, unter Abwägung der genannten Gründe (Pressefreiheit, Meinungsäußerung, Persönlichkeitsrechte, Geschichtstreue) fände ich es korrekt. Und ich weiß, dass ich da falsch liegen kann, und ich sehe auch, dass Tom natürlich damit etwas meinte, was mit dem Vergleich "nur" ausgedrückt werden sollte, und ich weiß aber auch, dass er schlau genug gewesen wäre, hier auch sein Zukunftszenario mit anderen Hilfsmitteln zu beschreiben. Orwells "Big Brother" geht ja vermutlich viel mehr in die Richtung. Ich kapiere auch eine Art "Trotzreaktion", wir lassen uns nicht vorschreiben, was zu löschen ist (wollte ich auch nicht, ist nicht mein Forum) gepaart mit: "Schau, da gehts schon los". Ich sehe auch, dass es zumindest ein paar Leute gibt, die meinen Ansatz auch kapieren. Und ich sehe auch, dass es trotz eines eher emotional belasteten Themas (sowohl das aktuelle, "Einschränkungen bei strafrechtlich relevanten Seiten", als auch "Nazivergangenheit - Holocaust") möglich ist, auf eine sachliche Ebene zu kommen, auch wenn dem ein oder anderen das ein oder andere des ein oder anderen nicht "passt".
Gruß
jobo