Der Martin: "Die Freiheit nehm' ich mir"

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Hi,

An meinem eigenen Auto stelle ich die Leuchtweitenregulierung aus Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer auch bei leerem Fahrzeug meist ganz bewusst auf Stufe 1..2 (mäßige Beladung).
Noch so ein Kompromiss aus Postkutschenzeiten. Bei einem niveaugeregelten Fahrzeug braucht man keine Leuchtweitenregelung

das stimmt natürlich, aber eine Niveauregelung findet man auch heutzutage nur in der gehobenen Mittel- und Oberklasse. Mercedes hat sie seit den frühen 80er Jahren für das T-Modell wegen der Zuladung von bis zu 700kg serienmäßig geliefert, für andere Modelle konnte man sie gegen einen erheblichen Aufpreis haben. Wie's bei anderen Herstellern aussieht, weiß ich nicht, aber üblich ist wohl nach wie vor die Radaufhängung mit klassischen Stahlfedern.

Wenn die Fachwerkstatt und TÜV oder DEKRA der Meinung sind, die Scheinwerfer seien korrekt eingestellt, blendet mich selbst schon das von niedrig angebrachten Verkehrszeichen (Baken, Wegweiser) reflektierte Licht.
Das ist nicht normal. Windschutzscheibe verschlissen? Augenarzt mal nach übermäßiger Blendempfindlichkeit gefragt?

Weder noch. Mein gutes Dämmerungssehen ist in diesen Situationen mein Problem. Das Auge adaptiert sich gut an Fast-Dunkelheit, ist dann aber logischerweise geblendet, wenn heftige Lichtquellen die Dunkelheit zerreißen.
Ich mach auch im Treppenhaus kein Licht an, wenn ich abends heimkomme oder mal in den Keller gehe; das diffuse Streulicht von draußen (z.B. von der Straßenbeleuchtung) reicht vollkommen.

Wenn's nach mir ginge, würden wir normalerweise mit Standlicht fahren, und nur bei sehr widrigen Verhältnissen mal kurz das Abblendlicht aufdrehen.
Zum FAHREN das zum STEHEN gedachte Licht benutzen? Warum heißt Standlicht wohl Standlicht und nicht Fahrlicht?

Okay, die Bezeichnungen sind falsch. ;-)
Nee, im Ernst: Für mein Sehvermögen ist die Beleuchtung, die man üblicherweise am Auto hat, stark überdimensioniert.

Fahrlicht ist übrigens das, was außer Fahrlehrern und Juristen jeder Abblendlicht nennt.

Mein Fahrlehrer nannte es auch Abblendlicht. Den Begriff "Fahrlicht" habe ich irgendwann in den 80er/90er-Jahren gelegentlich mal aufgeschnappt, hat(te) aber Seltenheitswert.

Mir scheint, Du hast ein optisches Problem, s.o.

Normalerweise ist es kein Problem, sondern ein Vorteil.

Zum Gesehenwerden reicht das Standlicht allemal
[...]
zum Erkennen der Straße und potentieller Gefahren am Straßenrand meistens auch.
So lange Du nicht wesentlich schneller als Schrittgeschwindigkeit fährst, ja. Danach brauchst Du richtiges Licht, auch bekannt als FAHRlicht.

Quatsch. Innerorts reicht die gegebene Beleuchtung (Straßenlampen, Lichtreklamen) völlig aus, erst außerhalb der Ortschaft sehe ich im Licht-Anmachen einen Nutzen für mich selbst.

Am Tag mit Licht zu fahren halte ich durchaus für sinnvoll, aber dann bitte auch rundum mit Licht, und mit dem regulären Fahrlicht.

Ja, aber auch nicht permanent, das halte ich für Schwachsinn. Sondern nur bei schlechten Sichtverhältnissen, z.B. bei Regen, Nebel, Schneefall.

Meine ersten Tausend km bin ich auch nur in Begleitung gefahren, war bei meinen Fahrkünsten auch dringend nötig! Vor allem, weil so ein BX (diesmal der von meinem Vater, der hat damit angefangen) doch "etwas" anders fährt als so ein gammeliger Fahrschulgolf.

Selbstverständlich. Verblüfft hat mich damals allerdings, dass mir die Umstellung von Opel Corsa (Fahrschulauto) auf Fiat Panda viel leichter fiel als ein paar Wochen vorher von Opel Corsa auf einen neuen Opel Corsa - obwohl es wieder genau das gleiche Modell mit der gleichen Ausstattung und Motorisierung war (ein anderer Fahrschüler hatte das Auto ins Jenseits befördert). Aber das Auto war halt plötzlich neu und nicht so ausgeleiert wie das vorherige ...
Ansonsten habe ich in den ersten ein bis zwei Jahren meine Fähigkeiten und Fertigkeiten eher unter- als überschätzt und bin daher eher zaghafter gefahren als nötig - und damit bestimmt einigen anderen Autofahrern auf den Nerv gegangen. ;-)

Vor allem an die Bremsen muß man sich gewöhnen. Den Hydropneumatik-Neuling erkennt man auf den ersten 100 km am typischen harten Kopfnicken vor jeder roten Ampel. ;-) Umgekehrt hab ich bei Autos ohne Hydropneumatik immer das Gefühl, wie Fred Feuerstein bremsen zu müssen. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man die Kraft zum Bremsen wenigstens teilweise selber aufbringen muß oder ob man einfach ein kleines Ventil öffnet, das die 180 bar aus dem Druckspeicher (und notfalls auch aus der Niveauregelung) auf die Bremsanlage losläßt.

Wem sagst du das - steig mal als Nur-PKW-Fahrer in einen LKW mit Druckluftbremse. Ist dasselbe in grün. Meine ersten Erfahrungen mit LKWs waren auch von gelegentlichen ungewollten Vollbremsungen geprägt.

und vor allem: Heckantrieb! Frontantrieb mag ich irgendwie gar nicht, besonders im Winter, wenn's vielleicht doch mal kritisch wird mit der Traktion!
Wenn Du Traktionsprobleme hast, versuch's doch mal mit Winterreifen! *SCNR*

Klar. Gute Idee.

Im Ernst: Dieses Winter war hier im Norden ja hart an der Schneekatastrophe, und 99% aller Autos, die hier nicht über die Hügel oder von der roten Ampel losgekommen sind, haben entweder wie blöd das Heck durch die Gegend geschleudert, oder so lange die Vorderräder durchgedreht, bis das Eis weggefräst war. Die große unbekannte Kunst scheint echt das Hochschalten zu sein. Im richtigen Winter fährt man halt im zweiten oder dritten Gang an und gurkt auch schon in der Stadt schonmal im fünften rum, damit bloß nicht so viel Drehmoment an den Reifen ankommt.

Völlig richtig - oder man geht sehr zart und feinfühlig mit dem Gaspedal um. Auch Automatik ist dann kein Problem.

Auf Heckantrieb kann ich echt verzichten.

Solange alles "im grünen Bereich" ist, merkt man den Unterschied natürlich nicht. Aber im Grenzbereich, der ja nicht immer erst im Winter auftritt, sondern auch oft schon bei nasser Straße, trennt sich die Spreu vom Weizen.

Kurven: Habe ich eine Kurve unterschätzt, fängt ein Fronttriebler an zu untersteuern und schiebt über die eingelenkten Vorderräder geradeaus zur Kurvenaußenseite. Gaswegnehmen hilft nicht sofort, sondern erst, wenn das Fahrzeug den Geschwindigkeitsüberschuss abgebaut hat. Bis dahin bin ich aber vielleicht schon außen in der Hecke gelandet. Beim Heckantrieb driftet stattdessen das Heck nach außen, das Fahrzeug dreht sich also in die Kurve hinein. Gaswegnehmen oder Auskuppeln stabilisiert die Lage aber augenblicklich.
Anfahren: Hat eines der Antriebsräder wenig Grip, kann ich als Hilfe beim Gasgeben mit dem linken Fuß sanft auf die Bremse treten. Das bremst das durchdrehende Rad ab und sorgt dafür, dass das andere Rad soviel Drehmoment an die Straße bringt, wie die Bremse dem durchdrehenden Rad abverlangt. Beim Heckantrieb ist das natürlich viel leichter - hier brauche ich nicht mit dem linken, ubgeübten Fuß zu bremsen, sondern kann stattdessen die auf die Hinterräder wirkende Handbremse einsetzen.
Noch ein Punkt für den Heckantrieb: Durch die dynamische Gewichtsverlagerung wird beim Anfahren die Vorderachse etwas entlastet, also verschlechtert sich die Traktion für die Vorderräder. Der Heckantrieb hat hier den Vorteil, dass die Antriebsräder tendentiell eher etwas mehr belastet sind und dadurch etwas mehr Vortrieb bringen können. An Steigungen ist der Effekt besonders stark ausgeprägt (bei Rückwärtsfahrt alles genau umgekehrt).

Was den 4WD-Fans aber ganz offensichtlich völlig entgeht, ist, dass sie beim Bremsen eben keinen Traktionsvorteil gegenüber einem 2WD-Fahrzeug mehr haben, weil sie eben auch nur 4 Reifen haben.

Völlig richtig. Überhaupt lassen sich viele Autofahrer von irgendwelchen technischen Helferlein in trügerischer Sicherheit wiegen. Das Ergebnis ist bei vielen, dass eben risikofreudiger gefahren wird. "Ich hab doch ABS, ESP und LMAA. Kann doch nix passieren."
So ist natürlich jeder Sicherheitsgewinn durch technische Hilfssysteme zum Teufel.

Ciao,
 Martin

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Der Bäcker schlägt die Fliegen tot
Und macht daraus Rosinenbrot.