Dennis_B: Linux Pakete: none-free, main... und dann?

Hey,

als anfänglicher Debian-User bin ich nun auch zum Kapitel "Paketmanagment" gekommen und blicke nur teilweise durch.
Ich beziehe meine Software über den Paketmanager "Apt" und habe dementsprechend auch meine Quelle für die FTP übertragung von Debian Paketen aus dem Debian Hq eingetragen. Bis dato habe ich nur Pakete aus bezogen.

Doch es gibt ja noch tausende andere Debian Extensions die man aus dem Netz ziehen kann, wieso findet man diese dann nicht bei Debian auf dem FTP-Server?
Ist das schlecht wenn man fremde Pakete aus dem Netz installiert? Sollte man das lassen und nur jene von Debian selbst beziehen die evtl. auch gestestet wurden?

Bei Windows kennt man das ja das man alles installieren kann was man will, da gibt es ja keinen ftp Server von MS der das irgendwie anbietet.
Kann mich das jemand vielleicht ein wenig aufklären?

Danke und lg

Dennis

  1. Hallo,

    eins gleich vorweg: Ich bin kein Debian-Spezialist.
    Aber das Prinzip der Software- und Paketverwaltung ist eigentlich bei allen Mainstream-Distros ähnlich, auch wenn die Werkzeuge teilweise etwas anders heißen.

    Bis dato habe ich nur Pakete aus bezogen.

    Hä? Heiß heute?

    Ist das schlecht wenn man fremde Pakete aus dem Netz installiert? Sollte man das lassen und nur jene von Debian selbst beziehen die evtl. auch gestestet wurden?

    Es hat durchaus was für sich, wenn man nur die Pakete installiert, die die Betreuer der eigenen Distro für gut befunden haben und im eigenen Repository anbieten. Damit hat man zwar keine Garantie, aber doch eine große Chance, dass alles reibungslos zusammenarbeitet. Aber wie du schon ganz richtig bemerkt hast, gibt es unzählige Programme und nette Softwarepakete, die nicht im Repository sind. Das kann mehrere Gründe haben:

    * Das Paket ist nicht hinreichend im Gesamtsystem getestet
     * Das Paket enthält Teile, die nicht frei sind (Lizenzprobleme)
     * Das Paket wird "geächtet", weil die Community mal Zoff mit dem Hersteller hatte

    So habe ich bei Ubuntu zum Beispiel festgestellt, dass Opera nicht im Paketverzeichnis enthalten ist. Man kann aber die Opera-Repositories hinzufügen, und schon kann man das Programm über die Paketverwaltung ganz normal installieren - und wird sogar informiert, wenn Updates dafür verfügbar sind.

    Schließlich kann man sich das gewünschte Programm auch noch irgendwo als Binary (*.deb-Paket) herunterladen und so installieren, wie man es von Windows gewöhnt ist. Nachteil: Der Paketmanager weiß nix davon, Abhängigkeiten werden eventuell nicht korrekt aufgelöst, Updates werden nicht angefragt und gemeldet.

    Bei Windows kennt man das ja das man alles installieren kann was man will, da gibt es ja keinen ftp Server von MS der das irgendwie anbietet.

    Nein, aber die Paketverwaltung ist für mich eines der überzeugendsten Argumente *für* Linux und *gegen* Windows. In der Windows-Welt herrscht Wildwuchs. Nichts ist koordiniert, nichts aufeinander abgestimmt, die Software-Verwaltung weiß nichts von gegenseitigen Abhängigkeiten. Das ist im Vergleich das reinste Chaos.

    So long,
     Martin

    --
    Wieso heißen die Dinger eigentlich Anrufbeantworter? Eigentlich sind es doch nur Anrufanhörer.
    Selfcode: fo:) ch:{ rl:| br:< n4:( ie:| mo:| va:) de:] zu:) fl:{ ss:) ls:µ js:(
    1. Hey,

      Bis dato habe ich nur Pakete aus bezogen.

      Hä? Heiß heute?

      hehe... stimmt, irgendwie habe ich was vergessen :) Ich meinte vom Debian-Server.

      Danke für deine Antwort, jetzt kann ich es auch nachvollziehen!
      Bei Software die man selbst per Hand compilieren und installieren muss frage ich allerdings noch wer sich da um Abhängigkeiten kümmert!?
      Wie wird man so ein selbstkompiliertes und installiertes Programm wieder los wenn es nicht läuft oder ärger macht?

      lg

      dennis

      1. Tach,

        Bei Software die man selbst per Hand compilieren und installieren muss frage ich allerdings noch wer sich da um Abhängigkeiten kümmert!?

        na, wenn _du_ die Software compilierst und _du_ sie installierst, rate wer sich da um die Abhängigkeiten und Sicherheitsaktualisierungen kümmern wird.

        Wie wird man so ein selbstkompiliertes und installiertes Programm wieder los wenn es nicht läuft oder ärger macht?

        Du nutzt die Anweisungen zur Deinstallation, die hoffentlich in der Nähe der Anweisungen zur Installation stehen; ansonsten wühlst du dich durch die Installationsskripte und machst das von Hand.

        mfg
        Woodfighter

        1. Hey ,

          na, wenn _du_ die Software compilierst und _du_ sie installierst, rate wer sich da um die Abhängigkeiten und Sicherheitsaktualisierungen kümmern wird.

          Ich? Aber wie?

          1. Tach,

            na, wenn _du_ die Software compilierst und _du_ sie installierst, rate wer sich da um die Abhängigkeiten und Sicherheitsaktualisierungen kümmern wird.
            Ich? Aber wie?

            nötige Abhängigkeiten werden in der Doku der Software stehen oder der Configure-Schritt bricht mit einem entsprechenden Fehler ab oder das Programm liefert einen Fehler...

            Über Aktualisierungen wirst du dich selbst informieren müssen, auf der Homepage des Autors, Mailinglisten etc.

            mfg
            Woodfighter

            1. Hey Jens,

              danke, aber wenn es nun installiert ist (erfolgreich) wie wird man das ding wieder los?

              Muss jetzt meinen PC ausmachen.. es zieht hier ein mega Unwetter auf :(

              Bis Morgen :)

              lg

              Dennis

              1. Hallo Dennis,

                Muss jetzt meinen PC ausmachen.. es zieht hier ein mega Unwetter auf :(

                in welcher Gegend wohnst du denn? Ich habe hier im Dreieck Stuttgart-Heilbronn-Schwäbisch Hall schon sehnsüchtig auf das Gewittertief mit kräftigem Regen gewartet, habe seiner Ankunft schon entgegengefiebert - und nun sieht es aus, als wäre mit ein paar Windböen, drei dicken Regentropfen und ein wenig Donnergrollen in der Ferne schon alles erledigt. Und draußen hat's immer noch 28, drinnen bis 30°C. Schiebung!
                Ah, gerade rumpelt's nochmal irgendwo in der Atmosphäre. Zu weit weg.

                Ciao,
                 Martin

                --
                Ungeschehene Ereignisse können einen katastrophalen Mangel an Folgen nach sich ziehen.
                  (Unbekannter Politiker)
                Selfcode: fo:) ch:{ rl:| br:< n4:( ie:| mo:| va:) de:] zu:) fl:{ ss:) ls:µ js:(
              2. Hi!

                danke, aber wenn es nun installiert ist (erfolgreich) wie wird man das ding wieder los?

                Üblicherweise ist der Autor so freundlich neben make und make install auch ein make uninstall oder ähnliches mitzuliefern. Wenn nicht, hilft wohl nur, die erneute Installation in einem chroot-Gefängnis und dann dort nachzuschauen, was angelegt wurde und diese Dateien dann händisch aus dem System zu entfernen. Aber Achtung, wenn sich bereits weitere Abhängigkeiten zu nachfolgend installierten Paketen ergeben haben, dann heißt es, noch ein bisschen mehr Vorsicht walten zu lassen.

                Lo!

    2. Tach,

      Schließlich kann man sich das gewünschte Programm auch noch irgendwo als Binary (*.deb-Paket) herunterladen und so installieren, wie man es von Windows gewöhnt ist. Nachteil: Der Paketmanager weiß nix davon, Abhängigkeiten werden eventuell nicht korrekt aufgelöst, Updates werden nicht angefragt und gemeldet.

      deb-Pakete kannst du schwer am Paketmanager vorbei installieren, schließlich nutzt du vermutlich den dpkg (Debian Package Manager) zur Installation, der kümmert sich auch grundlegend um Abhängigkeiten, also er wirft halt eine entsprechende Fehlermeldung; im Gegensatz zu apt-get oder aptitude löst er sie nicht automatisch auf und schlägt dir nicht gleich vor sie zu installieren.

      mfg
      Woodfighter

      1. Hallo,

        deb-Pakete kannst du schwer am Paketmanager vorbei installieren

        ja, kann gut sein, dass du Recht hast; klingt zumindest logisch.
        Ich erinnere mich aber, dass ich vor längerer Zeit auf einer Ubuntu-Maschine den Browser Opera als deb-Paket direkt installiert habe. Funktioniert hat's prima, der Synaptic-Paketmanager leugnete aber nach wie vor jegliche Existenz eines installierten Opera-Pakets.

        schließlich nutzt du vermutlich den dpkg (Debian Package Manager) zur Installation, der kümmert sich auch grundlegend um Abhängigkeiten, also er wirft halt eine entsprechende Fehlermeldung; im Gegensatz zu apt-get oder aptitude löst er sie nicht automatisch auf und schlägt dir nicht gleich vor sie zu installieren.

        Kann natürlich sein, dass dpkg hier ordnungsgemäß arbeitet, das grafische Frontend aber einfach ignoriert, was "nicht sein kann".

        Ciao,
         Martin

        --
        If you believe in telekinesis, raise my hand.
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        1. Tach,

          Kann natürlich sein, dass dpkg hier ordnungsgemäß arbeitet, das grafische Frontend aber einfach ignoriert, was "nicht sein kann".

          richtig, die Programme pflegen getrennte Datenbanken; z.B. da synaptic sich merkt, warum ein spezielles Paket installiert wurde, um Pakete, die nur aus Abhängigkeitsgründen installiert wurden, deinstallieren zu können, wenn die Abhängigkeit nicht mehr erforderlich ist. "dpkg -l" dürfte dir deinen Opera vermutlich auflisten.

          mfg
          Woodfighter

          1. Hallo Jens,

            Kann natürlich sein, dass dpkg hier ordnungsgemäß arbeitet, das grafische Frontend aber einfach ignoriert, was "nicht sein kann".
            richtig, die Programme pflegen getrennte Datenbanken; z.B. da synaptic sich merkt, warum ein spezielles Paket installiert wurde, um Pakete, die nur aus Abhängigkeitsgründen installiert wurden, deinstallieren zu können, wenn die Abhängigkeit nicht mehr erforderlich ist. "dpkg -l" dürfte dir deinen Opera vermutlich auflisten.

            stimmt, das war damals auch so.
            Auf Anraten eines Linux-Kenners habe ich seinerzeit über dpkg das Opera-Paket wieder deinstalliert, dann das von opera.com empfohlenen Repository als zusätzliche Paketquelle eingetragen und Opera über die Paketverwaltung neu installiert.

            Nicht nur, dass Opera nun vom Synaptic-Paketmanager gelistet und auf Updates überprüft wurde - auch ein auf dem Desktop oder in einem Panel erstellter "Launcher" (das GNOME-Pendant zu einer Programmverknüpfung unter Windows) hatte plötzlich das Opera-Symbol, anstatt eines generischen Symbols.

            Ciao,
             Martin

            --
            Der Alptraum jedes Computers:
            "Mir war, als hätte ich gerade eine 2 gesehen."
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  2. Tach,

    Doch es gibt ja noch tausende andere Debian Extensions die man aus dem Netz ziehen kann, wieso findet man diese dann nicht bei Debian auf dem FTP-Server?

    es ist nicht einfach für eine Software zu einem offiziellen Debian-Paket zu werden, z.B. sind die Anforderungen an die Software-Lizenz strenger als bei den meisten anderen Distros, jedes Paket hat einen Maintainer der sich (zumindestens sollte es so sein) um das Paket kümmert, es ist erwünscht, dass alle Architekturen unterstützt werden. Die kompletten Anforderungen sind übrigens unter http://www.debian.org/doc/debian-policy/ zu finden. Die Anforderungen an Stabilität führen dazu, dass eine Software oft lange Zeit in sid verweilt und dass die Version häufig nicht auf einem aktuellen Stand ist.

    Ist das schlecht wenn man fremde Pakete aus dem Netz installiert? Sollte man das lassen und nur jene von Debian selbst beziehen die evtl. auch gestestet wurden?

    Du solltest prinzipiell nur Software aus vertrauenswürdigen Quellen installieren. Wenn du allerdings z.B. für deinen Desktop einen aktuellen Browser haben möchtest, also zum Beispiel einen Firefox der 3.6er Reihe (wenn du die Geschichte, warum Firefox in Debian Iceweasel heißt, nachliest, wirst du den obigen Hinweis zu Lizenzen besser verstehen), wirst du nicht darum herum kommen. Dafür gibt es dann z.B. Projekte wie http://www.backports.org/dokuwiki/doku.php, alternativ verwendet man eine der Debian-basierenden Distros, die vielleicht besser für den jeweiligen Einsatzzweck geeignet ist. Ich persönlich würde für einen PC, an dem ich tägliche Arbeit erledigen möchte, nicht Debian nutzen, würde dafür aber bei einem Server z.B. eher kein Knoppix wählen.

    mfg
    Woodfighter