Der Martin: Div: nachfolgender Text wird überschrieben (ausser beim IE)

Beitrag lesen

Salut Patrick,

ich wollte eigentlich dodo gehen, aber der Threaddrift wird wirklich interessant - zumal das Teile meines Deutsch-Studiums betrifft, Ethymologie, Philologie...

kommt drauf an, ob man "ahnen und vermuten" oder "sicher wissen" meint.
Nun ja, das Verstehen einer Sprache, wenn man die Grundlagen oder zumindest etwas davon gelernt hat, ähnelt auch das Verstehen der Kinder beim Erlernen der Muttersprache: Viel Intuition, manchmal liegt man auch daneben, aber im Großen und Ganzen »checkt« man doch, was der andere meint...

das ist vollkommen richtig. Aber das Erlernen einer Sprache in der Schule oder in einem Sprachkurs lässt Intuition z.B. bei Übersetzungen nicht zu. Wie oft habe ich schon gedacht: "Ich verstehe, was die meinen, aber ich kann es nicht spontan oder treffend genug in meiner Sprache ausdrücken." Und wenn diese Situation beispielsweise in einer Französisch-Klausur auftritt, hilft es mir nicht, dass ich gefühlsmäßig verstanden habe, was der Satz wohl bedeuten mag.
Und so ist das "Ahnen und Vermuten" für das Verständnis einer Sprache im Alltag oft ausreichend; wenn man's aber offiziell will, ist "sicher Wissen" nötig.

Für mich ist (als mittlerweile Zweisprachler) die Sprache nur eine Übertragung des Gedankengangs.

Zweifellos ist sie das - aber "nur"?

Oft habe ich gehört: Du kannst nur dann eine Sprache gut, wenn du in diese Sprache auch träumst. Das kann ich nicht bestätigen, weil Träume auch Interpretationen eines Zustandes sind (eines Stadiums? ;) ).

Vor allem habe ich im Traum noch nie die Sprache als Kommunikationsmittel bewusst wahrgenommen, das geht im Traum eher auf einer Art telepathischer Ebene. Ich erlebe im Traum sehr wohl Geräusche und Klangeindrücke, aber keine gesprochenen Worte.

Für mich bist du richtig fit in einer Sprache, wenn du dich an Gespräche in der Sprache X erinnerst, die du in Sprache Y geführt hast.

Oder wenn du unvorbereitet in Fremdsprache Z angesprochen wirst, und in Z antwortest, ohne dass es dir bewusst ist. Oder wenn du vom Kollegen gefragt wirst, ob der Fachvortrag am Tag zuvor in Deutsch oder in Englisch war, und du musst erst scharf nachdenken.

Am Tollsten ist der Sprachumgang von Kindern von Mischehen ...

Kann ich mir vorstellen, aber ich kenne keinen solchen Fall aus meinem Umfeld.

Ja, zumal ich auch mal ein Jahr lang auf freiwilliger Basis Latein-Grundlagen gelernt habe. Das ist ja sozusagen der gemeinsame Vorfahr aller romanischen Sprachen.
Ja. Obwohl alle romanischen Sprachen einen germanischen Einfluß erfahren haben, französisch nicht nur die Franken (da kommt auch der Name her) sondern auch durch die Westgothen, die auch im Iberischen eine Rolle spielen.

Ähm, ja, heute haben ja fast alle europäischen Sprachen einzelne Merkmale voneinander geerbt, oder gemeinsame Ursprünge haben sich regional unterschiedlich entwickelt. Finnisch (das mit Ungarisch verwandt ist) dürfte da eine der wenigen Ausnahmen sein.

Oui, peut-être. Mais il faut que les Français soyent patients et bienvolents.
Bienvolents? Meinst du: »de bonne volonté«? ;)

Wahrscheinlich. Ich hatte das englische "benevolent" (wohlwollend, gutmütig) im Sinn.

Ich bin auch nicht der Englisch-König, bin nicht Englisch-Lehrer, wie Felix, habe im Englisch-Unterricht auf den hinteren Bänken Karten gespielt, weil die Lehrerin es so wollte (die kein bock haben auf lernen, sollen hinten sitzen und meinetwegen karten spielen, hauptsache, sie sind dabei leise).

So verlief bei mir der Französischunterricht, beinahe exakt!
Die ersten beiden Jahre hatten wir so'ne Öko-Tussi als Lehrerin. Eine, die mit wallenden Gewändern und ungepflegtem Haar in die Schule kam, und ihr Motto war ganz offensichtlich: "Mir doch egal, was die Schüler im Unterricht anstellen." Es war ihr auch egal, wenn wir bei Klausuren abgeschrieben oder uns sogar leise beraten haben.
Die anderen drei Jahre hatten wir einen Lehrer, der selbst einige Jahre in Frankreich verbracht hatte und nicht nur die Sprache, sondern auch die Lebensart drauf hatte; der kein Hehl draus machte, dass er sämtliche typischen Laster wie Rauchen, Saufen und Kiffen bestens kennt und zumindest die beiden erstgenannten auch noch ausgiebig pflegte. Gegen Ende der Klasse 11 hat er uns feierlich erklärt, er wisse wohl, dass die meisten von uns Französisch in der Oberstufe abwählen würden; wir könnten uns ja unseren bisherigen Zensurenschnitt ausrechnen, und vielleicht hätte so manche(r) von uns nächste Woche, wenn die letzte Klausur ansteht, plötzlich Migräne ... Ich habe dann festgestellt, dass mein Notendurchschnitt genau 2.5 war - und das war für meine Verhältnisse recht gut. Ich habe darum auf die Migräne verzichtet und mitgeschrieben (von den etwa 25 Schülern in der Klasse waren nur 8 da!). Und habe nun in Französisch eine Zwei im Abschlusszeugnis stehen und weiß gar nicht, wie das passieren konnte. ;-)

Schönen Tag noch,
 Martin

--
Letztlich basiert alles auf dem Feuer, dem Rad, der Eins und der Null.
  (Gernot Back)
Selfcode: fo:) ch:{ rl:| br:< n4:( ie:| mo:| va:) de:] zu:) fl:{ ss:) ls:µ js:(