Hallo,
kommt drauf an, wann das passiert. Wenn wir mal davon ausgehen, dass ich bisher rund 20 Jahre meine Zwangsbeiträge an die Krankenkasse gezahlt habe, dann sind das -je nach bisherigem Einkommen und Zinssatz- etwa 70k Euro oder mehr. Damit kann man schon einiges anstellen.
Außerdem habe ich ja im Modell schon angeboten, dass Restguthaben der Kunden nach deren Tod zur Deckung eines anderswo auftretenden Bedarfs umverteilt werden kann.
mal blöd gefragt, wo ist ein deinem Modell – wenn man die mögliche Umverteilung nach dem Tod berücksichtigt – eigentlich der große Unterschied zum aktuellen System? Die Krankenkasse hast du ja oben optimalerweise als Treuhandverwalter eines zweckgebundenen Kontos beschrieben. Was der Konto-Eigentümer bis zu seinem Tod nicht aufgebraucht hat, wird Allgemeingut. Wer selbst nicht genügend auf seinem Konto hat, wird durch die freigewordenen Guthaben unterstützt.
Nun wird deine Treuhänder-Krankenkasse ja aber sicherlich Kriterien haben, wofür sie Geld herausgibt und wofür nicht. Ansonsten wäre sie nutzlos und jeder könnte sein eigenes Sparkonto führen.
Das gleicht doch dem jetztigen Versicherungssystem: Es wird eingezahlt und nur unter bestimmten Bedingungen ausgezahlt. Dass du im einen Fall "dein" Geld ausbezahlt bekommst und im anderen Fall deine Beiträge in den großen Topf fließen und von dort ausbezahlt wird, tut doch nichts zur Sache. Wer mehr Auszahlung braucht als Einzahlung, wird Quersubventioniert – in deinem Modell mit dem Rest-Guthaben von Toten, im jetzigen Modell aus dem allgemeinen Pott. Aber wo ist da der praktische Unterschied?
Nein. Dann landen wir bei einer Gesellschaft, in der jeder für sich selbst sorgen muss, aber auch *kann*, weil er nicht massenhaft Geld ausgeben muss für Dinge, die ihn überhaupt nicht interessieren.
Bist du davon immernoch überzeugt?Ja.
Ich glaube nicht, dass du hier von dich auf alle schließen solltest. Es gibt viele, die sich mit Sicherheit nicht selbst versorgen könnten.
Bleiben wir beim Beispiel. Du willst also davon abhängig sein, dass irgendjemand genügend Mitleid hat, die zu unterstützen?
Nein, nicht "irgendjemand". Entweder meine eigene Vorsorge, oder Menschen, denen ich etwas bedeute. Ich will keine Unterstützung von Leuten, die ich nicht einmal kenne. Dann lieber den Gnadenschuss.
Der Gnadenschuss ist mit unserer Haltung zur Würde des Menschen und dem Leben nicht vereinbar. Wenn du damit ein Problem hast, dann scheinst du tatsächlich im falschen System zu stecken.
Wie oben schon gesagt werden sich viele nicht durch eigene Vorsorge absichern können und es wird auch viele geben, die keine reichen Freunde haben … was ist mit denen?
a) Unsozialstaat: Diejenigen, die zahlen können, werden gezwungen, für andere mitzuzahlen, bis sie es nicht mehr können. Das ist für mich nicht sozial. Sozial ist, wenn ich mich freiwillig um andere kümmere und auch bestimmen kann, wem meine Hilfe zugute kommt.
Ja, es wäre schön wenn alle Altruisten wären. Aber so sind die (meisten) Menschen nunmal nicht. Viel zu wenige würden freiwillig geben – also bleibt nur die Zahlungspflicht, falls man ein gewisses Maß an Umverteilung will.
b) Krankenkasse: Schau dich doch um. Einen Großteil der Medikamente musst du heute selbst zahlen, trotz Verschreibung vom Arzt; beim Zahnarzt zahlt die Kasse auch nur noch einen Bruchteil; eine zwingend nötige neue Brille musst du komplett aus eigener Tasche zahlen, während du früher alle drei Jahre Anspruch auf eine neue hattest. Das sind nur die Beispiele, die mir in den letzten paar Jahren aufgefallen sind.
Stimmt alles. Aber es gibt doch auch fälle, die die Krankenkasse komplett oder teilweise trägt (denke an mein Unfall-Beispiel oben).
Ich will dir garnicht widersprechen, dass vieles Verbesserungswürdig ist. Mein Punkt ist nur, dass das System nicht generell sinnlos ist.
Du sagst es selbst: „Solidarisch oder sozial ist, wenn man freiwillig für andere mit sorgt.“ Dass du dich so sehr gezwungen fühlst, ist doch eigentlich ein Zeichen dafür, dass du nicht solidarisch und sozial sein willst – oder sehe ich das falsch?
Ja, das siehst du falsch. Im Zwang liegt doch eigentlich die Crux. Ebenso wie ich nicht von jedem Hilfe annehmen möchte, will ich auch selbst nicht jedem helfen, sondern nur Angehörigen und ein paar Menschen darüber hinaus, die mir persönlich nahestehen. Die anderen sollen bitte selbst sehen, wie sie klarkommen. In dieser freien Entscheidung liegt für mich der soziale Gedanke.
Ja, wenn du das so siehst, dann ist klar, dass du meinst, hier „läuft was falsch“. Aber ich sehe keine Möglichkeit, wie es anders laufen könnte, wenn man nicht will, dass arme Menschen Not leiden, nur weil ihr komplettes Umfeld arm ist.
Für mich heißt Solidarität, dass man auch Menschen unterstützt, die man nicht persönlich kennt.
Viele Grüße,
Claudius