Hallo Felix,
dabei darf man aber nicht vergessen, dass bei dieser Art des Auswendiglernens der eigentliche Inhalt meist nicht bewusst aufgenommen wird, sondern nur die Wortfolge und Satzmelodie.
das ist immerhin mehr, als viele Schüler an Schulen der Sekundarstufe heute bieten. Auch in meinem Unterricht bekommt das Auswendiglernen zu wenig Raum.
zu wenig? Es schockiert mich, dass du das so siehst.
Okay, ich weiß, dass du Musik unterrichtest, in dem Bereich mag der Schwerpunkt etwas anders liegen. Um ein Lied singen zu können, muss ich auch den Text auswendig kennen. Aber ich muss nicht verstehen, _was_ da besungen wird.
Ich war damals als Schüler froh, dass uns das Auswendiglernen erspart blieb - mal abgesehen von Sonderfällen wie eben Musik, oder dem Vaterunser im Religionsunterricht. Und auch heute, mit 25..30 Jahren Abstand vom Schülerdasein, halte ich das stumpfsinnige Auswendiglernen z.B. von Schillers Glocke oder einem Gedicht von Rilke immer noch für eine wenig sinnvolle Aufgabe.
Auch wenn sich meine Eltern damals wie heute wundern, dass im Schulunterricht kaum noch etwas von dem vermittelt wird, was sie damals als fachliches und kulturelles Grundwissen eingetrichtert bekamen. Im Deutschunterricht etwa keine alten Klassiker wie Schiller- oder Goethe-Gedichte (das einzige in der Richtung war bei mir Wilhelm Tell), in Erdkunde kein Wort darüber, wo welche Länder, Flüsse, Städte oder Gebirge liegen (das scheint heute unwichtig zu sein), in Religion keine traditionellen Kirchenlieder oder Gebete.
Allerdings fällt einem das Auswendiglernen von Texten in Versform tatsächlich leichter, als sich scheinbar zusammanhanglose Fakten einzuprägen. Und daher ist es als _Hilfsmittel_ oft günstig, sich bestimmte Merkverse einzuprägen.
Beispielsweise erinnere ich mich noch an den Anfang eines solchen Merkverses zur Abfolge der Erdzeitalter, gesungen auf die Melodie von "Lilly Marleen":
In den Erdepochen Kambrium, Silur
Find't man keinen Knochen und kaum 'ne Lebensspur
Doch schon bald darauf im Devon
Und ganz besonders im Karbon
Da wimmelt es davon.
Das kann einem wirklich helfen, "strohtrockene" Materie besser zu behalten.
Letzte Woche hat eine neunte Klasse in meinem Musikunterricht "Komm lieber Mai und mache" (Overbeck/Mozart) gesungen - was sie vor zwei Jahren bei mir als Siebtklässler für eine Klassenarbeit auswendig können mussten. Als gesamte Klasse haben sie dann alle Strophen einigermaßen zusammenbekommen. Und das hat einen Wert!
Ich kenn's überhaupt nicht, aber das muss nichts heißen - im Bereich Volkslieder bin ich relativ unbedarft (und habe auch wenig Interesse, diese Wissenslücken aufzufüllen).
Schönen Feiertag,
Martin
Drei Sachen vergesse ich immer wieder: Telefonnummern, Geburtstage und ... äääh ...
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