Hallo Felix,
Ist es nicht so, dass wir seit vielen Jahren von Desktop-Software geradezu dazu erzogen worden sind, mit Popup-Fenstern umzugehen und diese gerade deshalb auch zu erwarten?
ja, mehr oder weniger.
Wenn ich in meinem Office-Programm Änderungen noch nicht gespeichert habe, fragt es mich beim Beenden - natürlich via Popup - ob ich [speichern] [abbrechen] oder [beenden] will. Aber muss das ein Popup im üblichen Sinne sein? Wäre da nicht sinnvoller, wenn man einfach das bestehende Fenster entweder mit einem modalen Fensterchen (ausgegrauter Hintergrund mit den Schaltflächen im Vordergrund) ...
Das wäre aber aus der Sicht des Bedieners dasselbe wie ein Popup: Ein etwas kleineres Feld ("Fenster") legt sich über den Bildschirminhalt und erzwingt so, dass ich mich erst *damit* beschäftige, bevor ich weitermachen kann. Für die Lenkung der Aufmerksamkeit des Nutzers ist es vielleicht vorteilhaft, das Elternfenster des Popups, von dem ja ein großer Teil sichtbar bleibt, auch visuell in den Hintergrund zu rücken - etwa mit der Methode, die du beschreibst, obwohl mir das überhaupt nicht gefällt. Sowas könnte übrigens auch schon der Window-Manager selbständig machen, so dass man den Effekt dann automatisch bei allen modalen Popups in allen Anwendungen hätte.
oder gar mit einer Leiste am oberen Fensterrand (siehe Hinweis-Zeile bei Browseraktualisierungen) verwendete?
Keine gute Idee, das übersieht man zu leicht. Für Benachrichtigungen von untergeordneter Bedeutung ist das okay, also wenn es nebensächlich ist, ob ich das zur Kenntnis nehme oder nicht.
Sicher wirkt ein Popup zwingender, welches sich sperrig über den bisherigen Kontext legt, aber braucht es dafür auch zwingend ein neues Fenster?
Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aus Usability-Sicht frage ich: Wie verhält sich das neue Fenster? Schließt es sich von selbst, wenn sein Zweck (wichtige Info, Abfrage einer notwendigen Eingabe) erfüllt ist? Oder muss ich als Nutzer mich selbst drum kümmern, dieses Fenster auch wieder zu schließen? Auch wenn das nur ein Klick oder ein Tastendruck ist, es ist doch lästig und unnötig. Daher finde ich Interaktionen unter Verwendung von alert() oder prompt() völlig okay, lehne aber automatisch öffnende neue Browserfenster (oder Tabs) ab. Es sei denn, die schließen "nach Gebrauch" auch von allein. Sonst passiert es nämlich dem weniger erfahrenen oder aufmerksamen Nutzer, dass er irgendwann ein halbes Dutzend Browser-Tabs offen hat, sich aber dessen gar nicht bewusst ist.
Ob für mich oder für "die User" ist doch letzten Endes egal. Das Prinzip eines neuen Fensters stört den bisherigen Kontext des Arbeitens.
Ja, und wenn die Information (oder die Frage nach einer Information) wichtig genug ist, mag genau das gerechtfertigt sein. Für den Anwendungsfall, den Daniela schildert, könnte man das so sehen. Muss man aber nicht. ;-)
Mich hat beim Beenden von Windows immer genervt, wenn einzelne Programme ihre Sicherheitsrückfragen (siehe obiges Beispiel) mit ihren Popups aufgezwungen haben, bevor das Beenden des Betriebssystems tatsächlich bedienerisch möglich war. Warum konnte das Windows-eigene Popup mit den berühmten drei Buttons [abbrechen], [Neustart] und [herunterfahren] nicht eine Auflistung an Programmen mitbringen, die ihrerseits noch "Fragen" haben? Dann kann ich entscheiden, ob ich in die Kontexte der Anwendungen zurück will, oder ein Machtwort mittels [herunterfahren] spreche.
Also *ein* Popup anstelle von mehreren. Die Idee ist für diesen Fall eigentlich gut.
Immer wenn ich Nicht-Computer-Freaks im Umgang mit dem PC Hilfestellung leisten soll, ist der Kontext genau das, was allen am schwersten fällt. Insbesondere bei Telefonaten fällt es den Leuten extrem schwer, mir den Kontext zu beschreiben, in dem sie sich bewegen ("Wo soll ich jetzt klicken?" / "Was muss ich jetzt machen?"). Aus meiner Erfahrung sind alle Bedienlösungen gut, die den aktuellen Kontext erhalten, da sie weniger verwirren.
Kommt drauf an. Wenn eine Anwendung unzählige verschiedene Masken hat, die sich alle irgendwie ähnlich sehen, ist das auch nicht wirklich hilfreich.
Schönen Tag noch,
Martin
Paradox ist, wenn jemand eingefleischter Vegetarier ist.
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