Baba: 'n bisschen Energiemathe: Gefrierschrank 142kWh / a?

Sah heute eine Werbung, bei der ein Gefrierschrank mit einem Jahresverbrauch von 142kWh angepriesen wird. Das kommt mir sehr wenig vor. Bei, sagen wir mal 30Cent (sehr hoch angesetzt) wären es nur 42.60€ pro Jahr.

Weiterhin ist ein Verbrauch von 70W angegeben. Nehmen wir mal an, dass ist die Kompressionsphase und in der restlichen Zeit verbraucht er 0W. Das würde dann bedeuten, dass von weniger als einem Viertel der Gesamtzeit als Kompressionszeit angenommen wird.

Rechne ich richtig?

0.07kWh/h * 24h * 365 = 613 kWh/a
613 kWh/a / 142kWh/a = 4.32

Ist es realistisch, dass so ein Schrank nur ein Viertel der Zeit arbeitet? Oder verschweigt der Hersteller was und der Jahresverbrauch ist realistisch doppelt so hoch?

Cheers,
Baba

  1. Hallo,

    Sah heute eine Werbung, bei der ein Gefrierschrank mit einem Jahresverbrauch von 142kWh angepriesen wird. Das kommt mir sehr wenig vor.

    mir auch, aber ich kann aus eigener Erfahrung auch nur mit Kühl/Gefrierkombinationen vergleichen. Die sind natürlich durch das häufigere Öffnen der Kühlschranktür etwas ungünstiger.

    Weiterhin ist ein Verbrauch von 70W angegeben.

    Im Mittel, oder nur dann, wenn der Kältekompressor läuft? Als Mittelwert wäre das relativ viel. Andererseits ergibt 142kWh/8760h gerade mal 16W als mittlere Leistungsaufnahme. Das ist tatsächlich erstaunlich wenig. Dann sind die 70W also nur die Leistungsaufnahme in der Kühlphase.

    Nehmen wir mal an, dass ist die Kompressionsphase und in der restlichen Zeit verbraucht er 0W. Das würde dann bedeuten, dass von weniger als einem Viertel der Gesamtzeit als Kompressionszeit angenommen wird.

    Richtig, auf das Ergebnis komme ich auch.

    Ist es realistisch, dass so ein Schrank nur ein Viertel der Zeit arbeitet? Oder verschweigt der Hersteller was und der Jahresverbrauch ist realistisch doppelt so hoch?

    Ich weiß es nicht - ich kann nur die Erfahrung meines Kühl/Gefrierschranks in der Küche beisteuern, den ich neulich mal über 12 Monate gemessen habe. Dabei kam ein Energiebedarf von etwas über 1kWh pro Tag heraus (etwa 390 im Jahr). Das macht etwa 50W im Mittel; in der aktiven Phase habe ich rund 150W gemessen, also arbeitet das Kühlaggregat 1/3 der Zeit.
    Dazu muss ich aber auch sagen, dass das gute Stück über 15 Jahre alt ist.

    Ciao,
     Martin

    --
    Wer mit dem Finger droht, sollte ihn am Abzug haben, und nicht in der Nase.
    Selfcode: fo:) ch:{ rl:| br:< n4:( ie:| mo:| va:) de:] zu:) fl:{ ss:) ls:µ js:(
  2. Moderne Geräte haben so gute Verbrauchswerte; meine 205-Liter-Gefriertruhe der Energieeffizienzklasse A++ braucht z.B. 157 kWh/a.
    Zud den EEK-Werten siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Energieverbrauchskennzeichnung, dort viele kritische Anmerkungen und weitere Links.

    1. Moderne Geräte haben so gute Verbrauchswerte; meine 205-Liter-Gefriertruhe der Energieeffizienzklasse A++ braucht z.B. 157 kWh/a.

      Vielen Dank. Sehr hilfreich!!
      Cheers,
      Baba

  3. hi,

    Sah heute eine Werbung, bei der ein Gefrierschrank mit einem Jahresverbrauch von 142kWh angepriesen wird. Das kommt mir sehr wenig vor. Bei, sagen wir mal 30Cent (sehr hoch angesetzt) wären es nur 42.60€ pro Jahr.

    Weiterhin ist ein Verbrauch von 70W angegeben. Nehmen wir mal an, dass ist die Kompressionsphase und in der restlichen Zeit verbraucht er 0W. Das würde dann bedeuten, dass von weniger als einem Viertel der Gesamtzeit als Kompressionszeit angenommen wird.

    Rechne ich richtig?

    0.07kWh/h * 24h * 365 = 613 kWh/a
    613 kWh/a / 142kWh/a = 4.32

    Ist es realistisch, dass so ein Schrank nur ein Viertel der Zeit arbeitet? Oder verschweigt der Hersteller was und der Jahresverbrauch ist realistisch doppelt so hoch?

    Grundsätzlich ja,
    allerdings gehen die Referenzwerte von gekühltem Inhalt und geschlossener Tür aus.
    Wenn du jetzte häufiger die Tür lange auf machen würdest, muss er öfters kühlen und verbrauch daher entsprechend mehr. Kennt man ja die Rechenspiele vom Auto-Benzin-Verbrauch ;)

    Gruß Niklas

    --
    Man muss nicht alles wissen, man sollte aber wissen, wo das nicht gewusste zu finden ist.
    1. Kennt man ja die Rechenspiele vom Auto-Benzin-Verbrauch ;)

      http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:31970L0220:de:NOT

      Viel Spaß beim Lesen - wie der Durchschnittsverbrauch und der CO2-Ausstoss ermittelt wird ist eine ziemliche Frechheit. Besonders massereiche Fahrzeuge profitieren davon (da stehen die "guten Werte da"), da nur mit geringen Geschwindigkeiten getestet wird.

  4. Ein Gerät hat sinnvollerweise die Leistung angegeben die es im Betrieb braucht, nicht eine gemittelte Leistung ohne irgendwelche Angaben.

    Ist es realistisch, dass so ein Schrank nur ein Viertel der Zeit arbeitet? Oder verschweigt der Hersteller was und der Jahresverbrauch ist realistisch doppelt so hoch?

    Ich habe an meinem neuen Kühlschrank ein Energiemessgerät. Das zeigt ein recht niedriges cos Phi, d.h. die Wirkleistung ist geringer als die angegebene Leistung. Die Wirkleistung wird berechnet, wenn dein Schrank ähnliche Verhältnisse hat kann der also länger laufen und verbraucht auch nur so viel tatsächliche Energie.
    Dann würd ich sagen, wenn man den Schrank nicht ständig auf und zu macht oder den Inhalt oft austauscht, ist ein Viertel Betriebszeit nicht so sehr wenig.

    1. Dann würd ich sagen, wenn man den Schrank nicht ständig auf und zu macht oder den Inhalt oft austauscht, ist ein Viertel Betriebszeit nicht so sehr wenig.

      Danke für Deine Einschätzung.

      Die Wirkleistung wird berechnet, wenn dein Schrank ähnliche Verhältnisse hat kann der also länger laufen und verbraucht auch nur so viel tatsächliche Energie.

      Abgefahrene Definition. Nix verstanden :(

      Cheers,
      Baba

    2. Moin!

      Ich habe an meinem neuen Kühlschrank ein Energiemessgerät. Das zeigt ein recht niedriges cos Phi, d.h. die Wirkleistung ist geringer als die angegebene Leistung. Die Wirkleistung wird berechnet, wenn dein Schrank ähnliche Verhältnisse hat kann der also länger laufen und verbraucht auch nur so viel tatsächliche Energie.

      Die Einheit der Wirkleistung ist Watt - die Einheit der Scheinleistung ist var. Die Gesamtleistung VA. Eine Leistungsangabe in Watt bedeutet also immer Wirkleistung.

      Abgesehen davon sollten Geräte, die aufgrund von induktiven oder kapazitiven Antrieben Scheinleistung erzeugen, intern schon kompensiert sein. Zu große Scheinleistungen mögen weder die Energieversorger, noch die Nachbarn.

      - Sven Rautenberg

      1. Moin!

        Die Einheit der Wirkleistung ist Watt - die Einheit der Scheinleistung ist var. Die Gesamtleistung VA. Eine Leistungsangabe in Watt bedeutet also immer Wirkleistung.

        Korrektur (vorher nachlesen hilft): Der Begriff Scheinleistung meint die Gesamtleistung von Wirkleistung und Blindleistung.

        s/Scheinleistung/Blindleistung/g
        s/Gesamtleistung/Scheinleistung/g

        Dann stimmts auch mit den Einheiten.

        - Sven Rautenberg

  5. Weiterhin ist ein Verbrauch von 70W angegeben. Nehmen wir mal an, dass ist die Kompressionsphase und in der restlichen Zeit verbraucht er 0W. Das würde dann bedeuten, dass von weniger als einem Viertel der Gesamtzeit als Kompressionszeit angenommen wird.

    Rechne ich richtig?

    Ja. Aber: die Kompressionszeit wird sogar _noch weniger_ als ein Viertel betragen. Warum? Weil in der Jahresangabe z.B. auch das Abtauen u.ä. miteinfließt. Also: kauf dir einen mit Abtauautomatik, dann hast du den ganzen Stress nicht.

    1. Hallo,

      Aber: die Kompressionszeit wird sogar _noch weniger_ als ein Viertel betragen. Warum? Weil in der Jahresangabe z.B. auch das Abtauen u.ä. miteinfließt.

      zwar dauert das Abtauen durchaus mehrere Stunden und "spart" daher eine Menge Strom; das dürfte sich aber vermutlich mit dem nachfolgenden höheren Strombedarf kompensieren, wenn das angewärmte Gerät wieder durch und durch runtergekühlt werden muss.

      Also: kauf dir einen mit Abtauautomatik, dann hast du den ganzen Stress nicht.

      Ganz ohne Abtauen geht's aber auch bei den selbstabtauenden Kühl/Gefrierschränken nicht. Mein Kombigerät ist laut Beschreibung auch selbstabtauend - das heißt aber in der Praxis nur, dass ich es wesentlich seltener abtauen muss als ein herkömmliches Gerät. So alle zwei bis drei Jahre muss es aber doch mal sein, weil das Gefrierfach über längere Zeit eben doch einen langsam, aber stetig wachsenden Reifbelag entwickelt, der sich im Lauf der Zeit zu einem kompakten Eispanzer verdichtet.

      So long,
       Martin

      --
      Die letzten Worte des Systemadministrators:
      Nur gut, dass ich ein intaktes Backup habe.
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      1. Aber: die Kompressionszeit wird sogar _noch weniger_ als ein Viertel betragen. Warum? Weil in der Jahresangabe z.B. auch das Abtauen u.ä. miteinfließt.

        zwar dauert das Abtauen durchaus mehrere Stunden und "spart" daher eine Menge Strom; das dürfte sich aber vermutlich mit dem nachfolgenden höheren Strombedarf kompensieren, wenn das angewärmte Gerät wieder durch und durch runtergekühlt werden muss.

        Genau, daher erhöht sich der Energieverbrauch und in den "normalen" Phasen, läuft die Kompression nicht 1/4 der Zeit, sondern etwas weniger.

        Also: kauf dir einen mit Abtauautomatik, dann hast du den ganzen Stress nicht.

        Ganz ohne Abtauen geht's aber auch bei den selbstabtauenden Kühl/Gefrierschränken nicht. Mein Kombigerät ist laut Beschreibung auch selbstabtauend - das heißt aber in der Praxis nur, dass ich es wesentlich seltener abtauen muss als ein herkömmliches Gerät. So alle zwei bis drei Jahre muss es aber doch mal sein, weil das Gefrierfach über längere Zeit eben doch einen langsam, aber stetig wachsenden Reifbelag entwickelt, der sich im Lauf der Zeit zu einem kompakten Eispanzer verdichtet.

        Ähm stimmt, ich meinte auch No-Frost. Damit erspart man sich auch das.

  6. Ist es realistisch, dass so ein Schrank nur ein Viertel der Zeit arbeitet? Oder verschweigt der Hersteller was und der Jahresverbrauch ist realistisch doppelt so hoch?

    Moderne Geräte sind sehr energieffizient und gut isoliert - dafür haben sie idR. auch weniger Volumen als alte Geräte (oder sind entsprechend teurer) - was der Hersteller aber "verschweigt": das sind Werte die unter "Normbedingungen" ermittelt wurden.

    Für Kühlgeräte gibt es sicher eine entsprechende Norm, in der steht wie das Ermittelt wird:

    Wird die Leistungsaufnahme über die Zeit ermittelt und ist das Gerät dabei immer geschlossen? Gibt es einen Testprozess bei dem die Tür in regelmäßigen Abständen geöffnet wird? Mit welchem Testvolumen ist das Gerät befüllt? Wie hoch ist die Außentemperatur?

    Zu Hause kann das schon stark abweichen: im Sommer in der Küche und neben dem Herd braucht das Kühlgerät sicher mehr als im nicht geheizten Keller an der Außenwand wo es selbst im Hochsommer maximal 16 Grad hat :)