Hallo Bert!
mal abgesehen davon, dass die Technik interessant ist, überhaupt eine "fremde" Schriftart zu übermitteln, frage ich mich, warum die meisten Web-Autoren nicht die Grundeinstellung des Betrachter-Browsers akzeptieren können.
Warum sollten sie?
Typografie ist *ein* wesentlicher Bestandteil eines Designs, welches richtig eingesetzt durchaus die Lesbarkeit verbessern kann.
Es gibt Schriftarten, überwiegend auf Plaketen und Seiten von mir nicht zu entziffernden Jugendbands, die auch noch grau auf braun sind oder ähnlich. Na gut, da gehöre ich auch nicht zur Zielgruppe.
Hier bringst du neben der Schriftart auch noch den Kontrast ins Spiel - zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben.
Ich habe mir z.B. die Schriftgröße bequem eingestellt, aber nein, irgendwelche Deppen meinen, jeder hätte eine Lupe neben dem Display liegen und setzen sie auf halbe Größe.
Das ist der erste Punkt, in dem ich dir zustimme. Die Basisschriftgröße sollte dem User überlassen bleiben.
Dann mag ich abends nicht unbedingt weissen Untergrund. Aber nahezu jede Seite übermittelt eine Hintergrund-Farbe. Warum? Leute, ich verrate ein Geheimnis: Keine Farbe oder Transparent bedeutet NICHT, dass man die Transistoren des Bildschirms sieht.
Auch hier sehe ich es als durchaus legitim an, eine an sein Design angepasste Farbe für den Hintergrund zu setzen.
Eines der schlimmsten Übel aber finde ich, dass man auf keinen Fall Links erkennen darf. Die farbliche Hervorhebung und die Unterstreichung wird unterdrückt. Soo geil sind solche Seiten in der Regel nicht, dass ich sie mit dem Mauszeiger "abscanne". Soll das ein Überraschungseffekt sein? Okay, zu Ostern. Aber sonst?
Auch hier stimme ich dir prinzipiell zu, wobei das eher eine Frage der Usability, als der Accessibility ist.
Und ja - immer mehr Seiten werden komplett in Flash gemacht. Ich kann dann nicht nach Stichworten suchen, keine Texte markieren (das mache ich beim Scrollen, um die letzte Zeile nicht aus den Augen zu verlieren). Und das Scrollen selbst geschieht auch irgendwie nicht simultan mit den Scrollbalken.
Hier habe ich eher einen gegenteiligen Eindruck. Schon alleine weil Flash von immer mehr Smartphones und Tablets "verbannt" wird, geht dessen Einsatz im Web imho eher zurück.
Ich möchte keinem zu nahe treten, aber hat sich unter Grafikern noch nicht herumgespruchen, dass Internetseiten ein paar Möglichkeiten mehr haben, als nur Grafik und Text auf einer Fläche anzuordnen?
Ich persönlich glaube, dass ein wesentlicher Grund hierfür darin liegt, dass unser "Empfinden" für "Design" immer noch (zumindest stark) vom Printdesign geprägt wird. Kleine Boxen mit winzigem Text und kleinen Bildchen "hübsch" verschachtelt auf einer Webseite wird (leider) von den allermeisten Usern als "schöner" empfunden, als klar strukturierte Inhalte in einer lesbaren Schriftgröße mit entsprechender Zeilenhöhe, die sich auf die wesentlichen Informationen beschränken.
Das führt imho dazu, dass eben viele dementsprechend auch versuchen, ihrern Seiten ein solches Design zu verpassen.
Im schlimmsten Fall fragen dieselben "Künstler" dann noch, wie man die Seite barrierefrei macht. Aber diese Frage habe ich schon länger nicht mehr gelesen.
Wie gesagt - du würfelst hier Usability und Accessibility ein bisschen durcheinander. Und viele der von dir "bemängelten" Punkte lassen sich bei richtiger Umsetzung entweder direkt durch Browsereinstellungen, oder ansonsten durch die Verwendung eines eigenen User-Stylesheets problemlos beheben.
Ansonsten bräuchte ich ja gar kein Design für meine Seiten - soll es sich doch jeder User so zurechtbasteln, wie er will ...!
Um deinen Ansatz mal auf die Spitze zu treiben. ;-)
Gruß Gunther