Moin Moin!
Ich möchte mich gerne umfassend und möglichst vielfältig über das Thema RFID informieren. Mein Problem: Das ist eine Ecke, an der ich Quellen schlicht nicht bewerten kann. Nachdem ich nicht ausschließlich auf die Wikipedia zurückgreifen möchte, frage ich bei euch nach:
Habt ihr gute Links zum Thema RFID? Egal, ob Pro oder Contra. Mir ist nur wichtig, dass mir kein Blödsinn erzählt wird.
Was ich vor allem wissen möchte:
- Wie funktioniert RFID (für Dummies)?
Technisch? Ein Lesegerät (das gelegentlich auch mal schreiben kann) sendet ein relativ schwaches elektromagnetisches Feld aus (Prinzip Radiosender) und überwacht gleichzeitig die Feldstärke dieses Feldes.
Ein RFID-Tag/-Token/-Smartcard wird in das Feld gebracht, gewinnt daraus Energie (Physik: Schwingkreis, Gleichrichter)) und betreibt damit einen kleinen Mikroprozessor. Durch Modulation der Leistungsaufnahme (vereinfacht: durch gesteuertes Verheizen von etwas Energie aus der gleichgerichteten Spannung aus dem Schwingkreis über einen Widerstand) kann der Token mit dem Lesegerät kommunizieren, das die aufgenommene Leistung als Schwankungen der Feldstärke messen kann. Der Weg vom Lesegerät zum Token funktioniert genauso, das Lesegerät verändert die Sendeleistung und damit Feldstärke.
- Wofür ist es entwickelt worden?
Siehe Wikipedia (auch die englische).
- Wofür kann man es benutzen?
* Logistik. Stell Dir einen großen Haufen Ware vor, jedes einzelne Stück mit einem RFID-Tag versehen. Die verpackt in Kartons, die wiederum in große Kisten, die wiederum in noch größere Kisten. Ein RFID-Leser kann die Tags identifizieren und genau erfassen, welche Tags (und damit welche Ware) in den Kisten steckt.
* Identifikation. Z.B. für Schließsysteme. An meinem Schlüsselbund hängen zwei RFID-Token, der eine öffnet mir fast alle Türen auf der Arbeit und bedient die Stechuhr, der andere schaltet zwei Alarmanlagen ein oder aus. Eine weitere Chipkarte dient zur Steuerung einer dritten Alarmanlage. Der Reispass und der Personalausweis nutzen ebenfalls RFID, genauso wie einige Kundenkarten, oder z.B. der einheitliche Blutspendeausweis der DRK-Blutspendedienste. Die in viele Haus-, Nutz- und Zoo-Tiere implantierten Chips nutzen ebenfalls RFID.
* Speichermedium. Z.B. für Ausweisdaten oder auch, um Verschlüsselungs-Schlüssel zu transportieren. Das DRK hat das für den Blutspendeausweis ziemlich gut erklärt. Der Blutspendeausweis ist ein geschlossenes System, ohne "Sicherheitsmodule" (SAMs) kann man nur die Chip-Seriennummer (siehe unten) auslesen, nur mit den SAMs bzw. den darauf abgelegten Schlüsseln kommt man an die Daten auf dem Ausweis heran. Und ich gehe mal davon aus, dass das DRK (wie die Betreiber aller anderen geschlossenen Systeme auch) die SAMs nicht freiwillig rausrücken wird.
- Wird die Technik bereits intentionsfremd benutzt? Wenn ja: Inwiefern?
RFID-Tags/Tokens/Smartcards haben eine eindeutige Seriennummer, damit ein Lesegerät mit den Tags / Token / Smartcards in Reichweite ausdiskutieren kann, wer antworten darf und wer die Klappe zu halten hat.
Das kann man ausnutzen, z.B. indem man RFID-Tags so in Ware integriert, dass sie nur schwer oder gar nicht entfernt werden können. Damit kann Ware auch nach dem Kauf verfolgt werden, bei Kleidung somit auch der Kunde.
- Was muss Otto Normalverbraucher so darüber wissen, um sich vor Mißbrauch zu schützen?
Smartcards, Tags und Token kann man abschirmen. Ein geschlossener Behälter aus Metall oder aus ausreichend feinem Geflecht schirmt das EM-Feld ausreichend ab, so dass keine Kommunikation mehr möglich ist (Faradayscher Käfig). Alufolie reicht schon aus, wenn die Folie Smartcard/Tag/Token komplett umschließt.
Die Lesegeräte unserer Schließanlage sind so schwach eingestellt, dass schon ein Schlüsselanhänger aus Metall oder ein größerer Schlüssel zwischen Lesegerät und Token die Verbindung unterbricht. Leider. Es nervt, wenn die blöde Tür einfach nicht entriegeln will, nur weil man mal nicht genau NUR den Token vor das Lesegerät hält, sondern auch noch irgendwas anderes, was zufällig am Schlüsselring baumelt.
Tief in Ware integrierte Tags sind schwer außer Gefecht zu setzen. Was hilft, ist, Antenne und/oder Prozessor zu zerstören. Bei einigen Produkten gibt es eine Sollbruchstelle, die die Antenne auftrennt (und damit wirkungslos macht) oder das komplette Tag entfernt.
Gerüchteweise hilft es, das Tag in einen gewöhnlichen Mikrowellenofen zu packen, das soll den Prozessor zerstören. Allerdings ist das nicht ganz ohne Risiko, weil dabei sehr viel Energie im Spiel ist, genug, um auch andere Teile der Ware zu beschädigen. Ich würde mir das verkneifen.
RFID-Leser arbeiten auf festgelegten Frequenzen, siehe Wikipedia. Für Lesegeräte kurzer Reichweite liegt die Frequenz im kHz-Bereich, mit steigender Reichweite geht sie in den MHz-Breich, für die Logistik mit großer Reichweite auch in den GHz-Breich. Die Tags / Token / Smartcards reagieren jeweils nur auf eine Frequenz. Die kann man mit einfachen Empfängern feststellen und so zumindest herausfinden, dass ein Lesegerät benutzt wird.
Umgekehrt kann man mit eigenen RFID-Lesern (einem pro Frequenz) zumindest herausfinden, ob ein Gegenstand ein RFID-Tag enthält. Jeder Tag identifiziert sich, sobald er per EM-Feld mit Energie versorgt wird. Bei Smartcards sind die Daten oft verschlüsselt, so dass man ohne Schlüssel nicht viel klüger ist als vorher, aber zumindest kann man herausfinden, dass RFID im Spiel ist.
Siehe auch http://www.heise.de/thema/RFID.
Alexander
Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".