Horst Sauermann: zählt nur noch die Optik?

Geht es nur mir so, oder wird heute bei neuen Softwareprodukten in Bewertungen der Fokus nur auf das Aussehen der Software gelegt?
In meinem Bekanntenkreis sagen die Leute "Der neue Internet Explorer gefällt mir" damit meinen Sie das aussehen der Software.
Windows 8 gefällt Ihnen nicht. Warum schaut man nicht hinter die Technik? Windows 8 ist doch mehr als Windows 7 mit anderem Bedienkonzept.

Auch in Computerzeitungen liest man immer weniger bei neuen Versionen was sich tatsächlich geändert hat.
Die Optik ist doch nicht das entscheidente, sondern was sich "unter der Haube tut".

Ich meine selbst wenn die URL Leiste in einem Browser nun unten wäre wäre das doch egal, aber mal angenommen der Browser könnte alle Websiten 100 mal schneller darstellen, so würden doch alle nur die Leiste bemängeln die jetzt unten steht.

  1. Lieber Horst Sauermann,

    "die Optik" ist Teil der Benutzerführung und gehört damit untrennbar zur "User Experience" dazu. Wenn die Handhabung durch eine gefällige Farbwahl und gefällige Formen positiv unterstützt wird, dann werden Benutzer die Software meistens mögen. Beim Essen ist es ja nicht viel anders: Geruch und Aussehen (und dann der Geschmack) entscheiden über Gefallen oder Nichtgefallen, völlig unabhängig von der Verdaulichkeit oder dem ernährungsphysiologischen Wert.

    Windows 8 gefällt Ihnen nicht. Warum schaut man nicht hinter die Technik? Windows 8 ist doch mehr als Windows 7 mit anderem Bedienkonzept.

    Das Bedienkonzept erfordert aber einiges an Umgewöhnung ab, und das finden Kunden, die "Windows" kaufen und dann auch "WindowsXP" (oder eben "Windows7") erwarten, nicht gefällig. Insbesondere seit Windows95 eingeführte Bedienelemente, die jetzt plötzlich fehlen, führen primär zu Verunsicherungen.

    Als ich mit Vista/7 konfrontiert wurde, hat es mich kolossal genervt, dass ich mich nicht auf Anhieb in den Einstellungen zurecht finden konnte, da die Bedienerführung komplett durch visuell auf modern getrimmte, aufgemotzte Fenster geführt hat - um am Ende dann doch wieder die bekannten Fensterchen zu zeigen (denke an die Einstellungen einer festen IP).

    Da fragt man sich als zahlender Kunde schon, warum das sein muss.

    Auch in Computerzeitungen liest man immer weniger bei neuen Versionen was sich tatsächlich geändert hat.

    Bist Du die primäre Zielgruppe dieser Zeitschrift?

    Die Optik ist doch nicht das entscheidente, sondern was sich "unter der Haube tut".

    Nein, sondern beides zusammen. Bei Windows kann ich nicht zwischen verschiedenen Desktop-Umgebungen wie z.B. bei Linux wählen, sodass ich die Handhabung nur sehr begrenzt verändern kann. Daher ist der Aspekt "User Interface" bei Windoof mindestens zu 50% wichtig, wenn nicht sogar noch weit darüber. Und das "unter der Haube" ist zu einem großen Teil unzugänglich (eine "black box"), wie soll man das ebenso qualitativ bewerten können, wie beispielsweise den aktuellen Linux-Kernel?

    Ich meine selbst wenn die URL Leiste in einem Browser nun unten wäre wäre das doch egal,

    Definitiv nicht! Siehe oben...

    aber mal angenommen der Browser könnte alle Websiten 100 mal schneller darstellen, so würden doch alle nur die Leiste bemängeln die jetzt unten steht.

    Wieviele Seiten muss ich anschauen, bis ich in der neuen Bedienerführung meine URL korrekt eingegeben habe? Welchen Traffic verursache ich damit, der vielleicht sogar kostenpflichtig (weil gedrosselcomt) ist?

    Liebe Grüße,

    Felix Riesterer.

    --
    ie:% br:> fl:| va:) ls:[ fo:) rl:| n4:? de:> ss:| ch:? js:) mo:} zu:)
  2. ola Horst,

    Geht es nur mir so, oder wird heute bei neuen Softwareprodukten in Bewertungen der Fokus nur auf das Aussehen der Software gelegt?

    Das ist das Hauptziel. Gutes Aussehen und ein paar Worte was das Produkt kann. Wieviel es kann und ob es nützlich ist, ist nicht unbedingt entscheidend. Das Auge isst ja mit. Es wird heute mehr Geld in Design gesteckt als in die Programmierung selbst. Das ist auch bei Autos nicht anders. Dann fahren da halbfertige Monster durch die Gegend, die einen mit ständigen Fehlern begrüßen.

    Windows 8 gefällt Ihnen nicht. Warum schaut man nicht hinter die Technik? Windows 8 ist doch mehr als Windows 7 mit anderem Bedienkonzept.

    Das stimmt... Aber das Bedienkonzept ist das Schlimmste was es meiner Meinung nach auf dem Betriebssystemmarkt für Computer gibt und ich werde auch bei Windows 7 bleiben, nachdem ich Windows 8 "kennengelernt" habe. Wenn man nichtmal den "Herunterfahren" Knopf findet, so wie ich und viele andere, dann bekommt man einen Hass auf das Produkt. Und das ist nur ein kleiner Punkt unter den vielen anderen, die bei Windows 8 falsch gelaufen sind. Wenn du das Produkt nicht leiden kannst weil du keine Ahnung hast wie du es bedienen sollst, weil alles verschachtelt, versteckt und aufs gröbste gegen den menschlichen Verstand verstößt, dann wird man es auch nicht nutzen.

    Auch in Computerzeitungen liest man immer weniger bei neuen Versionen was sich tatsächlich geändert hat.

    Zuviel Informationen verwirren die Leute nur. Die möchten nur lesen ob sich etwas gut bedienen lässt und sie nicht zuviel denken müssen. Du musst davon ausgehen, dass die meisten Laien sind und nicht aus dem Fachbereich kommen wie "wir". Was da sonst noch steht, davon haben die meisten keine Ahnung und es würde sie überfordern. Das ist genauso wenn du Blumen haben willst und dann in einem Blumenkatalog blätterst. Du willst doch einfach nur eine schöne Blume haben, was das "Gerät" für Fachnamen hat, interessiert doch nicht, wenn man die nur jemand schenken oder einfach aufstellen möchte.

    Die Optik ist doch nicht das entscheidente, sondern was sich "unter der Haube tut".

    Doch - nein.

    Ich meine selbst wenn die URL Leiste in einem Browser nun unten wäre wäre das doch egal, aber mal angenommen der Browser könnte alle Websiten 100 mal schneller darstellen, so würden doch alle nur die Leiste bemängeln die jetzt unten steht.

    Ja, weil es eine Gewohnheitssache ist - und der Mensch ist eben ein Gewohnheitsmensch. Mir ist doch egal ob ein Auto jetzt 100 mal sparsamer ist und 20 mal schneller, wenn das Lenkrad unter meinem Popo ist und die Frontscheibe rabenschwarz getönt ist. Ehrlich gesagt, würde ich an dem Auto nicht viel Freude haben.

    mfg,
    Rolfi

  3. In meinem Bekanntenkreis sagen die Leute "Der neue Internet Explorer gefällt mir" damit meinen Sie das aussehen der Software.

    Frag sie mal was sie wirklich genau meinen. Ein Browser sieht eigentlich im Idealfall so gut wie "gar nicht" aus, sondern er lässt viel Platz für die angezeigte Webseite.

    Windows 8 gefällt Ihnen nicht. Warum schaut man nicht hinter die Technik? Windows 8 ist doch mehr als Windows 7 mit anderem Bedienkonzept.

    Das Problem daran: wenns nicht gut aussieht will man den Rest auch nicht wissen.
    Ich persönlich habe auch noch keine Lust mich damit zu befassen, denn von der Funktionalität her reicht mir bisher das was ich habe, die Werbung erzählt nicht was Win 8 neues kann sondern nur wie es aussieht und mir gefällt das Aussehen nicht. Also 0 Gründe um es mir zuzulegen.

    Die Optik ist doch nicht das entscheidente, sondern was sich "unter der Haube tut".

    Das kriegt man aber nirgends erzählt. Wenn mal jemand sagen würde, das sieht nicht nur anders aus sondern kann auch dies und das ...

    Ich meine selbst wenn die URL Leiste in einem Browser nun unten wäre wäre das doch egal, aber mal angenommen der Browser könnte alle Websiten 100 mal schneller darstellen, so würden doch alle nur die Leiste bemängeln die jetzt unten steht.

    Ein Browser der so gut ist dass er schneller darstellen kann, wird auch von einem Team entwickelt das die Leiste da lässt wo sie ist :-)
    Auch hier gilt wieder, von der Funktion muss man erst was merken damit man sie kennt. Das Aussehen ist der erste Eindruck.

  4. Hallo,

    Windows 8 gefällt Ihnen nicht. Warum schaut man nicht hinter die Technik? Windows 8 ist doch mehr als Windows 7 mit anderem Bedienkonzept.

    Wo kann ich denn unter die Haube schauen und das bahnbrechend Neue sehen, das nicht das Bedienkonzept ist (Touch, Metro/Modern UI, Apps, Tiles …)?

    Wikipedia hat mir da auch nicht viel weitergeholfen. Die rein internen Änderungen sind da UEFI-Unterstützung, Anpassung der UAC auf das App-Umfeld sowie Hyper-V. Für den Endbenutzer jetzt nicht so auffällig.

    Ist das nun schlimm, dass Microsoft »nur« das Bedienkonzept radikal geändert hat und dass Nutzer einer Software vor allem Aussehen und Bedienung der UI bewerten? Ich denke nicht. Windows 8 hatte kein anderes Ziel, als eine App-basierte, Touch-basierte UI zu bieten, die plattformübergreifend funktioniert. Natürlich wird dabei weiter an technischen Grundlagen des Betriebssystems gearbeitet, wie auch Windows RT zeigt. Der ganze Kladderadatsch, der unter Windows 7 lief, läuft auch weiterhin unter Windows 8, soweit ich weiß. Trotzdem kommen viele damit praktisch nicht in Berührung. Wieso sollten sie auch, außer vielleicht aus reiner Neugier.

    Mathias

    1. Hallo,

      Windows 8 gefällt Ihnen nicht. Warum schaut man nicht hinter die Technik? Windows 8 ist doch mehr als Windows 7 mit anderem Bedienkonzept.

      Wo kann ich denn unter die Haube schauen und das bahnbrechend Neue sehen, das nicht das Bedienkonzept ist (Touch, Metro/Modern UI, Apps, Tiles …)?

      Es war doch schon unter Vista so. Vista bot natürlich vieles neue, aber die Leute hat die Bedienung überrascht. Obwohl Windows 7 sich nicht viel anders bedienen lässt, störten sich die Menschen an Vista.
      Ich hoffe ich habe verständlich erklärt, was mein Punkt ist. Nämlich, das heute auch Fachzeitungen wenig über die Neuerungen schreiben. Windows95 bot vieles neue, eine neue Optik aber auch viel unter "der Haube". Windows 8 bietet auch enorme Veränderungen nicht nur an der Optik, aber das ist keinem so recht klar.

      1. Hallo,

        Wo kann ich denn unter die Haube schauen und das bahnbrechend Neue sehen, das nicht das Bedienkonzept ist (Touch, Metro/Modern UI, Apps, Tiles …)?

        Es war doch schon unter Vista so. Vista bot natürlich vieles neue, aber die Leute hat die Bedienung überrascht. Obwohl Windows 7 sich nicht viel anders bedienen lässt, störten sich die Menschen an Vista.

        Den Satz verstehe ich nicht.

        Vista hatte einige unreife UI-Unschönheiten, die erst bei Windows 7 ausgebügelt bzw. zur Reife gebracht worden sind. Auch hinsichtlich Stabilität und Performance scheint mir Windows 7 verbessert worden zu sein. Da war Vista ein relativ dunkles Mittelalter (bei XP wusste man wenigstens, woran man war und erwartete nicht viel).

        Ich hoffe ich habe verständlich erklärt, was mein Punkt ist. Nämlich, das heute auch Fachzeitungen wenig über die Neuerungen schreiben. Windows95 bot vieles neue, eine neue Optik aber auch viel unter "der Haube". Windows 8 bietet auch enorme Veränderungen nicht nur an der Optik, aber das ist keinem so recht klar.

        Wieso sollten sie denn? Die meisten Zeitschriften richten sich an Endbenutzer, nicht an IT-Manager, Systemadministratoren, Software-Entwickler, Sicherheitsspezialisten oder andere Leute, die sich mit den Interna von modernen Betriebssystemen auseinandersetzen müssen. Medien berichten über Änderungen nur insofern es das jeweilige Publikum auch betrifft. Die privaten Nutzer interessiert, wie sie ihre Aufgaben mit Windows 8 erledigen können: Dateiverwaltung, Fotos/Kamera, Musik, Web, Mail, Chat, Office-Programme, ein paar eigene Anwendungen, Virus-Schutz, Backup und Cloud-Speicher, Spiele usw.

        Gutes Interface-Design macht bei solcher Software nun einmal 80% des Erfolges aus. Die Implementierung ist zwar nicht trivial, aber informationstechnische Probleme löst die Konkurrenz genauso gut oder sogar besser.

        Natürlich gibt es einige Infrastruktur-Änderungen, die viele direkt betreffen, aber das meiste lässt sich für Nicht-Techniker mit »verbesserter Stabilität, Sicherheit und Hardware-Unterstützung« zusammenfassen. Wenn alles glatt läuft, kommen die meisten damit nicht in Berührung, weil es einfach funktioniert.

        Techniker können die sie betreffenden Änderungen in Blogs, dem MSDN oder in obskuren Fachzeitschriften lesen, die nur im Bahnhofsbuchhandel erhältlich sind.

        Windows 8 bietet auch enorme Veränderungen nicht nur an der Optik, aber das ist keinem so recht klar.

        Werd doch mal konkret, was du vermisst und welche »enormen Veränderungen« du meinst

        Grüße,
        Mathias

        1. Windows 8 bietet auch enorme Veränderungen nicht nur an der Optik, aber das ist keinem so recht klar.

          Werd doch mal konkret, was du vermisst und welche »enormen Veränderungen« du meinst

          z.B. schnelles Hochfahren
          oder neuer Taskmanager
          und ein Beispiel. Ein neuer Internet Explorer läuft z.B. nicht mit Windows XP. Es wird auch bald Software geben, die nur unter Windows 8 laufen.

          Das Beispiel war vielleicht nicht so optimal.

          Es hätte vielleicht heißen sollen, Windows XP zu Windows Vista, das waren enorme Veränderungen.

          Es war doch so wie mit Office 97 und Office 2000.
          Natürlich gab es dort auch Veränderungen, viele waren nur im Detail, z.B. das die Schriftarten nun in der Vorschau in der jeweiligen Schriftart angezeigt wurden. Aber schon alleine dieses Detail war es doch, das Office 2000 ausgemacht hat.

          1. Hallo,

            Es hätte vielleicht heißen sollen, Windows XP zu Windows Vista, das waren enorme Veränderungen.

            ja, das war allerdings ein deutlicher Wechsel. Oder von XP zu Windows 7, wenn man Vista ausgelassen hat.

            Es war doch so wie mit Office 97 und Office 2000.

            Da waren die Unterschiede IMO nur marginal - der größte Unterschied war, dass Office 2000 nicht mehr so zuverlässig lief wie 97, sondern alle naselang mit den seltsamsten Fehlermeldungen abstürzte. Und AFAIK war Word 2000 die einzige Version, die Dokumente nicht mehr im Format Vorgängers speichern konnte und dafür erst ein Add-On brauchte - das allerdings die dumme Eigenschaft hatte, dass die Dateien beim Speichern im Word97-Format auf etwa die doppelte Größe angewachsen sind (verglichen mit dem "echten" Word97).

            Der wirklich brutale Schnitt fand bei MS Office beim Übergang von 2003 zu 2007 statt, als das GUI komplett umgekrempelt wurde und man nichts mehr wiederfand bzw. immer wieder viel Zeit mit der Suche durch die diversen Symbolleisten verbringen durfte.

            Natürlich gab es dort auch Veränderungen, viele waren nur im Detail, z.B. das die Schriftarten nun in der Vorschau in der jeweiligen Schriftart angezeigt wurden. Aber schon alleine dieses Detail war es doch, das Office 2000 ausgemacht hat.

            Das ist wiederum ein Detail, das mir nicht einmal aufgefallen ist.

            Ciao,
             Martin

            --
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