Was haltet Ihr davon?
Nett.
Wird sich die Entwicklung fortsetzen?
Fraglich.
Welche Chancen wird man in ländlichen Umgebungen dafür haben?
Sehr fraglich.
Freifunk ist kein Internetersatz. Weder ist es eine brauchbare Möglichkeit, um ins Internet zu kommen, noch stehen dort Inhalte zur Verfügung, die mehr als eine Handvoll interessieren (oder besser: von ihnen genutzt werden können).
Die Vorstellungen der Kernfreifunker und eines Großteils der Freifunknutzer gehen in meinen Augen doch sehr auseinander. Wenn du dich mal in die Hintergründe einliest, wirst du feststellen, dass es den Initiatoren um Wege geht, eigene Inhalte in einem eigenen Netz verbreiten zu können.
Die Nutzerdebatten drehen sich hingegen in erster Linie um die anonyme Nutzung (Stichwort Störerhaftung bzw. Urheberrechtsverstöße) und den kostenlosen Internetzugang - denen geht es also weniger darum, selbst etwas beizutragen, als vielmehr um eine Möglichkeit, irgendwas zu konsumieren und dafür am besten gar nichts zu bezahlen.
Ich finde es ja wirklich nett, wenn jemand dem mittellosen Nachbarn oder einem Flüchtlingsheim seinen Internetzugang via Freifunk zur Verfügung stellt. Ich täte das auch, würde es in meiner großkotzigen Villengegend Bedarf geben. Aber der Großteil der Bevölkerung ist halt weder Flüchtling noch mittellos.
Was soll ich als Otto Normalsurfer also mit einem Freifunkzugang, wenn ich sowieso 35 € für einen zehn- bis zwanzigmal so schnellen DSL-Zugang zahle (nb: meiner hat 12 MBit/s)? Das ist beknackt. Schlimmer: Warum soll ich meinen DSL-Zugang irgendwelchen Gören draußen auf der Straße zur Verfügung stellen, die zwar rund um die Uhr Selfies ins Fratzenbuch schieben wollen, aber zu geizig sind, 10 € im Monat für einen passenden Tarif auszugeben? Und Strom kostet das auch noch, mit meiner Ökofresse kann ich es nicht vereinbaren, Strom zu verbrauchen, ohne mir oder meinen Nächsten damit etwas Gutes zu tun.
Bei der Vernetzung auf dem Land halte ich es darüber hinaus für kontraproduktiv. Kabel kosten nunmal Geld. Eine Anbindung fürs Dorf hat weniger Chancen, wenn investitionswillige Telekommunikatoren feststellen, dass im Dorf wegen Freifunk kaum Anschlüsse zu verkaufen sind. Das wäre zwar nur halb so schlimm, wir haben einen freien Markt, aber erstens muss das örtliche Freifunk-Netz selbst ins Netz kommen, und zweitens ist die Freifunk-Leistung bei weitem nicht so, wie es von WLAN auf den ersten Blick zu erwarten wäre. Ums mal im Nerdsprech zu sagen: Freifunk skaliert für sich nicht gut. Der einzige Grund, der Freifunk in größeren Gemeinden nutzbar bleiben lässt, ist die hohe Anzahl an Zugängen ins Internet - womit wir dann wieder bei obiger Frage nach dem Sinn des eigenen DSL-Zugangs sind.