woodfighter: Über WhatsApp und andere Datenseebewohner

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Tach,

Das stimmt so nicht ganz, ich bin auch dafür ein Geschäftsmodell zu bekämpfen, das auf den Daten der „Kunden“ aufbaut, weil die meisten Menschen nicht abschätzen können, was diese Datensätze in Zeiten von Big Data wirklich bedeuten (werden).

Das ist eine heikle Aussage.

es hat schon seinen Grund, warum ich meine Einstellung zum Thema als extrem beschreibe.

Trotzdem käme niemand auf die Idee, den mündigen Bürger vor der Möglichkeit, Ratenzahlungen zu vereinbaren, Beschützen zu wollen. Ein Versuch, das Geschäftsmodell der Ratenzahlung bekämpfen zu wollen kommt dem Versuch gleich, die mündigen Bürger vor sich selbst schützen zu wollen und ihnen damit ein Recht auf Selbstbestimmung zu nehmen. Deshalb nannte ich die Aussage heikel.

Pyramidensysteme sind auch leicht zu durchschauen und sind trotzdem verboten; ich möchte nicht mündige Bürger vor sich selbst schützen, ich gehe davon aus, dass wir (mindestens in diesem Bereich) so gut wie keine mündigen Bürger haben.

Der große Unterschied zwischen Ratenzahlung und Big Data-Angelegenheiten - und damit auch der Punkt, an dem ich ansetzen würde (statt dabei, das Geschäftsmodell zu bekämpfen) ist der Grad der Aufklärung. Die allgemeine Aufklärung über die Risiken von Ratenzahlungen ist, ganz allgemein über die Bevölkerung gesprochen, deutlich höher als das Bewusstsein vor den potenziellen Gefahren von Datenkraken. Es muss also in manchen Dingen sicher noch stärker als jetzt ein Bewusstsein geschaffen werden - das Bekämpfen des Geschäftsmodells ist keine Lösung.

Jup mehr Bildung wäre hilfreich, aber ich sehe nicht, dass das realistisch passieren wird oder wie man das sinnvoll umsetzen sollte; das in der Schule zu machen, wäre zwar relevant für Folgegenerationen, hilft den gegenwärtigen Erwachsenen aber nicht. (Ich she allerdings auch nicht, wie man mit GEsetzgebung, wie wir sie bisher kennen, gegen das Problem ankommen könnte.)

Ich glaube tatsächlich nicht unbedingt daran, dass die gewonnenen Daten verkauft werden (in dem Sinne, dass sie den Konzern verlassen).

Das dürfte in den Fällen Google, Amazon, Facebook, etc. so sein; bei kleineren Neustartern würde ich davon ausgehen, dass sie entweder darauf setzen, von den Großen gekauft zu werden oder die Daten an diese weierzugeben.

Insofern ist das Geld, dass sich aus Kundendaten schlagen lässt, meistens kein Missbrauch sondern ein Gebrauch; der Kunde hat in diese Art des Gebrauchs meistens sogar eingewilligt.

Der Kunde ist in diesem Fall kein Kunde, sondern das verkaufte Produkt und wie die Güte der Einwilligung einzuschätzen ist, sehen wir ja ähnlich.

Damit würde ich sogar so weit gehen, dass die persönlichen Daten (so sie denn überhaupt kompromittiert werden), gerade bei den bekannten Datenkraken noch fast am sichersten sind (in dem Sinne, dass sie eben nicht weiterverkauft werden und damit wenigstens irgendwo verortet bleiben).

Noch sicherer wären sie, wenn sie nicht erhoben würden ;-) Aber ja, für den Moment werden sie nur von den Firmen miss-/gebraucht, die sie erheben (und den weiteren Organisationen die darauf dann Zugriff haben (siehe z.B. https://storify.com/bbhorne/jacob-appelbaum-s-legal-disclosure-from-google-abo)

Meine Aussage

Der finanzielle Gewinn, den man aus den Zuordnungen der o.g. Daten zu erwarten hat, ist gleich null.

bezog sich auf die Nutzung von Nicht-Kunden-Daten - und die ist bei alleiniger Kenntnis der Telefonnummer tatsächlich gültig; denn wenn der Nicht-Kunde beim entsprechenden Konzern tatsächlich nicht Kunde ist, lassen sich die Erkenntnisse über den Nicht-Kunden auch nicht monetarisieren (man bedenke: wenn der Nicht-Kunde von WhatsApp ein Facebook-Konto besitzt, ist er ja doch Kunde beim Konzern Facebook).

Ich würde davon ausgehen, dass z.B. Amazon durchaus Geld ausgeben würde, um an die Netzwerke von Nicht-Whapsapp-„Kunden“ heranzukommen; damit kann man sicherlich auf deren Interessen Rückschlüsse führen.

Gerade dieses Beispiel zeigt auf, dass ein Missbrauch immer und unter allen Umständen möglich ist, selbst wenn Daten in vertrauenswürdige Hände gelegt werden.

Deswegen ja Datensparsamkeit; nur Daten, die nicht gesammelt werden, können geschützt werden.

Da gehe ich vollkommen mit. Aber gerade die fehlenden Monetarisierungsmöglichkeiten in der OpenSource-Welt sind es, die den Einzug von OpenSource in breite Bevölkerungsmassen erschwert.

Hmm, Beispiele für funktionierende Monetarisierung existieren doch genug und inzwischen ist doch selbst Microsoft auf der Schiene angekommen, dass nicht die Software das Produkt ist.

Ich bin genauso wie du (und viele andere hier) OpenSource-Verfechter, die Praxis und die Erfahrung zeigt aber, dass ohne Kompromisse kein Fortschritt gemacht werden kann.

http://s3.amazonaws.com/rapgenius/rorsh-compromise.jpg Wenn ich mich mit der Gegenseite in der Mitte treffe, lande ich näher an meiner eigentlichen Position, wenn ich vorgebe extremer zu sein…

OpenSource ist immer ein Minusgeschäft

z.B. MySQL, RedHat, SuSe, Wordpress, etc. würden dem widersprechen.

und deshalb herrscht dort so viel Defizit an Manpower und Möglichkeiten, dass gerade der technologische Fortschritt ohne Firmen mit proprietärer Software nie auch nur ansatzweise in der momentanen Geschwindigkeit vorangehen könnte (eine Firma kann nur dann aufwändig neue Technologien entwickeln, wenn sie sich durch closed-source dadurch über Jahre eine Exklusivnutzung sichern kann).

Sorry, ich sehe nicht, wo wir software-technologisch große Fortschritte durch Closed Source hatten in den vergangenen Jahren (außer in der Spielebranche, aber das ist ein Feld auf dem es bisher nur in Nischen viel freie Softwre gibt); ich sehe Technologie, die sich durchsetzt, weil sie neu verpackt und einfacher zu bedienen ist als zuvor (siehe WhatsApp), aber die Fortschritte, die ich sehe liegen eher in offenen Standards als in CS-Technologie.

Vielleicht noch ein abschließendes Wort zum Gebrauch von Daten. Mir persönlich ist es durchaus Recht, wenn ich Werbung zu Themen erhalte, die mich interessieren, statt zu Themen, die mich nicht interessieren. Ich bin also sogar bewusst bereit, Daten zu meinen Interessen gegenüber Datenkraken wie amazon und Google offenzulegen; ich halte das, was sie mit meinen Daten bestimmungsgemäß tun, für ein echtes Komfortfeature (für das ich bereit bin, mit einer Anonymitätseinbuse zu bezahlen).

Ein echtes Komfortfeature wäre etwas wie dieses Modell: http://techcrunch.com/2012/08/23/okcupid-ad-blocker/

mfg
Woodfighter

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