Auge: Crowdworking? Clickworking?

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Hallo

Jetzt verstehe ich deine herablassenden Kommentar über „das übliche jammerdeutsche Gegreine“ erst recht nicht mehr. Wenn ich dich richtig verstehe, bist du einer derjenigen, die keinen Arbeitsplatz mit angemessener Entlohnung [1] haben. Und dennoch bist du hier derjenige, der die Klage über Ausbeutung und prekäre Arbeitsverhältnisse, aus der sich die Forderung nach gerechter Entlohnung ableiten lässt, als eben „das übliche jammerdeutsche Gegreine“ abtut.

Ich verstehe nicht, warum irgendwer das Verlangen nach gerechter Entlohnung für Arbeit als Gegreine abtut, außer er wäre selbst Nutznießer dieses Zustands.

Für privilegierte Langzeitarbeitsplatzbesitzer (womöglich noch öffentlicher Dienst oder gar Beamte) mag das stimmen …

Gerade diese Gruppen sind die, die typischerweise eine mehr oder minder angemessene Entlohnung bekommt. Abseits der Angst, irgendwann nicht mehr Teil einer dieser Gruppen zu sein, dürften solche Menschen nicht gegen angemessene Entlohnung auch für Andere sein. Nutznießer der derzeitigen Situation sind in erster Reihe die Unternehmer, die solche Hungerlöhne zahlen und in zweiter Reihe, und sich meist des Zusammenhangs nicht bewusst [edit]oder ihn ignorierend[/edit], deren Kunden, für die das billigste Angebot gerade das Beste ist.

… aber was machen Leute wie ich, die dank einer völlig verkorksten Biografie nicht an die privilegierten Normal-Jobs rankommen?

Nun ist man also schon privilegiert, wenn man einen „Normal-Job“ hat (was auch immer man darunter zu verstehen hat). Komische Sichtweise. Ich dachte immer, man sei privilegiert, wenn man etwas besonderes machte oder hätte.

Da bleiben doch nur die Billigklitschen übrig...

Wenn du dich dort herein fügen möchtest, dann wohl schon.

Kannst ja danach von deinen Erfahrungen berichten. Ich bin gespannt.

Womöglich gibt es kein "Danach", weil man sich dank völlig undurchschaubarer Vertragsmodalitäten auf Lebenszeit versklavt …

Das ist durchaus möglich. Dir steht es frei, einen solchen Vertrag nicht abzuschließen oder auch zu kündigen, falls du ihn eingegangen bist.

Tschö, Auge

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Wenn man ausreichende Vorsichtsmaßnahmen trifft, muss man keine Vorsichtsmaßnahmen mehr treffen.
Toller Dampf voraus von Terry Pratchett

  1. Das setze ich hier mit dem vorher von mir benutzten Begriff der gerechten Entlohnung gleich, auch wenn das grundsätzlich zwei paar Schuhe sind. ↩︎