Hej Robert,
Nachtrag:
Das Problem sehe ich da in der globalen Konkurrenz. Solche Jobs lassen sich in der Regel von überall erledigen. Da merkt man schnell, dass deutsche Verhältnisse im internationalen Vergleich extrem gut sind. Nach dem was hier so viel Kritik erntet, würde sich mancher in anderen (auch europäischen) Ländern alle zehn Finger ablecken…
Du sprichst komparative Kostenvorteile auf Grund unterschiedlicher Lebenshaltungskosten an. Ich würde auch für ein chinesisches Gehalt arbeiten – aber dann soll das Leben bitte auch so günstig wie in China sein.
Hast du mal gesehen, wie chinesische Kinder (nicht nur Erwachsene) dafür schuften müssen? Da haben selbst die jüngsten noch nie was von einer 40-Stunden-Woche gehört!
Und: Wie viel kostet denn ein Samsung-Handy in China? Oder ein Haus in der Qualität, die du von einem deutschen Haus gewöhnt bist? Ich denke, du wirst überrascht sein, wie der Vergleich ausgeht.
Ich habe freilich mehr Erfahrung mit europäischen Ländern. Menschen in der Ukraine haben in der Regel sehr niedrige Mietkosten. Das liegt unter anderem da dran, dass es durchaus üblich ist, sich mit mehreren Familien eine Wohnung zu teilen. Wenn du das möchtest, kannst du auch in Deutschland Deine Lebenshaltungskosten ähnlich niedrig halten. Deutsche Autos, Elektronik und viele andere Dinge sind dort sogar teurer als hier.
Benzin nur wenig billiger (viel weniger als der Unterschied in der Entlohnung ausmacht). Um es kurz zu machen. In einem traditionellen afrikanischen Dorf ohne Elektrizität, ohne Schule, ohne Arzt, ohne Kanalisation, ohne ÖPNV, ohne asphaltierte Straßen sind die Lebenshaltungskosten womöglich sehr niedrig. Wenn du unter diesen Umständen bereit bist, für 10,- EUR die Stunde zu arbeiten, ist es ein leichtes sich so ein Leben in Deutschland ebenfalls einzurichten: zieh einfach unter eine Brücke!
Es würde mich aber wundern, wenn du wirklich bereit wärest, nicht nur für 10,- EUR pro Stunde zu arbeiten, sondern auch das Leben derjenigen zu führen, die mit den 10,- EUR pro Stunde aus sehr viel schlechteren Verhältnissen heraus kommen wollen (und können!)…
dann kann man sich nämlich plötzlich ein Wohnklo in der Stadt leisten, wo es Schulen und Ärzte und Geschäfte gibt, man kann sich damit Kleidung bei KIK kaufen und Nahrung im ALDI. Alles besser, als das womit der größte Teil der Menschheit auskommen muss.
Und ja — mit denen tritt man u.U. bei der Globalisierung in Konkurrenz. Mit Menschen, denen es darum geht ihren Hunger zu stillen. Und das nciht im übertragenen Sinn.
Vielleicht wird es jetzt deutlich, was ich meinte, wenn ich von den guten Verhältnissen in Deutschland spreche, die wir uns nicht verdient haben, sondern an denen wir durch den glücklichen Zufall einer privilegierten Geburt teilhaben dürfen (und für die wir - mich eingeschlossen - oft viel zu wenig dankbar sind).
Marc
PS: Das alles da oben heißt nicht, dass wir uns ausruhen sollen und aufhören sollen, auch unsere eigenen Umstände - vor allem für die Schwächeren und weniger Leistungsfähigen in unserer Gesellschaft zu verbessern.