marctrix: Crowdworking? Clickworking?

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Hej Auge,

Wofür sollte man da auf die Barrikaden gehen?

Rechne bitte noch einmal und stelle dir diese Frage erneut.

500 x 4 = ??? 😉

Ähhm, laut dem Rechenbeispiel, mit dem es begann, ist das das Lohn für 4 (in Worten vier) Monate. Es ging in Freiberuflers Annahme um 10 Wochenstunden, die grob umgerechnet auf den Monat 45 Stunden ergeben und im Monat und nicht in der Woche 500€ ergeben. Inwieweit das Beispiel realistisch ist, sei dahingestellt.

Oh, da habe ich Woche und Monat durcheinander gebracht. Ich bin von 10,- EUR die Stunde ausgegangen. Passt auch mit Crowdsourcing-Jobs zusammen, von denen ich gehört habe (da waren es 22 US$ für zwei Stunden Arbeit - ging übrigens um Nutzertests für Webseiten).

Das waären ja dann nur noch 2,50 die Stunde? Und das für eine Programmiertätigkeit?

Das ist schon sehr wenig.

In anderen Ländern mit niedrigeren Lebenshaltungskosten sind Löhne, die bei uns als Hungerlöhne gelten, gewiss auskömmlich. Hier sind sie es aber nicht.

Diese Annahme ist sehr naiv. In anderen Ländern müssen Menschen mit sehr viel weniger auskommen. Sie können das so gut und schlecht wie wir.

Das stelle ich überhaupt nicht infrage. Du warst derjenige, der den Vergleich mit den abzuleckenden 10 Fingern angestellt hat.

Kein Wunder, wenn man 10 EUR pro Stunde zugrunde legt entspricht das in manchen Ländern dem, was man in mehreren Tagen an Lohn erhält!

Ja natürlich sind die in den Raum gestellten 10€/h für jemanden aus einem Land mit niedrigeren Einkommen erstrebenswert. Hier in Deutschland sind sie aber in Bezug zu den hiesigen Lebenshaltungskosten ein niedriges Einkommen (selbst unter Berücksichtigung der im Spon-Artikel zitierten Statistiken).

Was nützt das? Wie gesagt steht man bei solchen Projekten im internationalen Wettbewerb. Was ich von Anfang an als Problem bezeichnet habe (für uns Deutsche).

Wenn man ein besseres Angebot hat: annehmen!

Und ja, ich gönne jedem ein glückliches Dasein, wozu auch ein wirtschaftlich auskömmliches Einkommen gehört. Hier und überall auf der Welt. Die Angst vor morgen, die wohl die meisten armen Menschen kennen, macht definitiv nicht glücklich.

Das ist spekulativ. Auch ich gönne jedem ein glückliches Leben und mir ist durchaus bewusst, dass Armut mit bestimmten Sorgen und Ängsten einhergeht. Mir scheint aber, andere Sorgen und Ängste entfallen dadurch. Zum Beispiel die, ob man mit seinem Boss schalfen muss, um den Job behalten zu dürfen. Ein offenbar ziemlich weit verbreitetes Problem.

Es kann auch unglücklich machen im reichen Deutschland weniger zu haben als der Durchschnitt. Es kann sogar unglücklich machen, nur der zweitreichste Mensch von Deutschland zu sein. Es kann unglücklich machen, den Erwartungen seiner Familie und Umgebung genügen zu müssen — in finanzieller und anderer Hinsicht.

Glück hängt von vielen Faktoren ab. Ich weiß natürlich worauf du hinaus willst. Aber Geld macht nicht automatisch glücklich und Armut macht nicht automatisch unglücklich.

Das liegt schon da dran, dass Armut jeder anders definiert. So lange man sich trotz extrem bescheidener Lebensumstände nicht als arm empfindet, leidet man auch nicht darunter.

Ich habe meine Camping-Urlaube in Polen beispielsweise sehr genossen! Und vo so gut wie nichts gelebt — für deutsche Verhältnisse.

Hört man freilich nicht gerne — das Märchen von „bei uns ist alles teurer“ ist viel bequemer. Vergleich mal die Löhne in zehn Dritte-Welt-Ländern und Vergleiche das mit den Verkaufspreisen eines Volkswagens, eines Apple-Gerätes oder anderen Produkten, die wir hier kaufen.

Entschuldige mal bitte. Was ist denn das für ein Maßstab? Ein Volkswagen? Ein Apple-Gerät?

Mir geht es darum, gleiches mit gleichem zu vergleichen. Es wäre ja Unsinn ein chinesisches Billigauto, das aufgrund erheblicher Qualitäts- und Sicherheitsprobleme in Deutschlöand nicht einmal eine Zulassung bekäme, mit dem in Deutschland meistverkauften Auto zu vergleichen (Ford Fiesta).

Diesen Vergleich machen aber viele: sie behaupten woanders leben kostet weniger, ziehen aber nicht in Betracht, dass man woanders wenn man billiger lebt, sich auch nur mit Produkten umgeben kann, die man in Deutschland fast nie sieht — weil dieser Krempel schlicht Schrott ist. Weichmacher ausdünstet, auf Feldern geernete wurde, auf die Monsanto alles gespritzt hat, was wirksam und billig ist und so weiter.

Das Leben woanders ist nciht günstiger, oft aber billiger. In der ganzen negativen Bedeutung dieses Wortes!

Daher habe ich auch gesagt: du kannst auch in Deutschland so leben wie kemand in Afrika und schon sind deine Lebenshaltungskosten- auch in Deutschland - winzig. In der Ukraine kaufen viele Menschen ausschließlich alte Second-Kleidung, die mitunter noch instand gesetzt werden muss. Das geht auch bei uns. Auf dem hiesigen Trödelmarkt kosten reparaturbedürftige Kleidungsstücke ab 50 Cent.

Wenn man so lebt wie ein Ukrainer, braucht man auch in Deutschland nicht viel.

Ich finde es aber unehrlich zu sagen: woander lebt es sich billiger, unterstellt aber implizit, dass man von dem wenigen Geld ähnlich gut lebt, wie hier in Deutschland. Das stimmt so einfach nicht!

Hast du mal in Osteuropa auf einem Markt billig Fleisch gekauft? Vielleicht im Sommer? - Guten Appetit! Da wirst du schnell verstehen, warum das nicht viel kostet!

Wie wäre es denn mit einer Bleibe, regelmäßigen Mahlzeiten, Zugang zu gesundheitlicher Versorgung und Versorgung, wenn man wirtschaftlich nicht (mehr) selbst für sich sorgen kann? Ja, das haben wir alles, aber für die, die hier arm sind, wird der Zugang zu einigen dieser Dinge immer weiter eingeschränkt.

Im Kontext von unserem Thema "internationaler Vergleich" steht man aber in Deutschland schon noch ziemlich gut da. Du weißt vielleicht, dass der National Health Service in Großbritannien für jeden kostenlos zur Verfügung steht? Auch Touristen. Hast du den mal in Anspruch genommen?

Man muss wie gesagt nicht weit schauen, um auch mal ein bisschen dankbar sein zu können, für das was man hat.

Aber ich wiederhole noch mal: das heißt ja überhaupt nicht, dass man hier nicht Missstände weiter verbessern sollte. Bei einem Haushaltsüberschuss von 34 Mrd. sollte doch die eine oder andere gute Tat und Zukunftsinvestition (z.B. in Bildung) drin sein!

Dort müsste sehr viel mehr gearbeitet werden, um sich solche Geräte kaufen zu können, als es hier der Fall ist. Das trifft auf sehr viele Länder zu, ich vermute mal auf die meisten!

Einen Volkswagen und/oder ein Apple-Gerät kann sich auch hier nicht jeder leisten.

Nimm ein anderes international verfügbares Produkt. Es geht um die Vergleichbarkeit von den Kosten für ein und dasselbe Produkt, um nicht billigsten Elektroschrott mit einem in Deutschland gängigen Handy zu vergleichen. Das wäre nicht fair!!!

… (ein HartzIV-Empfänger gehört im weltweiten Vergleich du den einkommensstärksten 10%…).

Das wird all jene trösten, die da gerne wieder rauskämen, es aber nicht schaffen.

Glaube ich nicht und das war auch nicht meine Absicht. Wenn ich jemanden trösten möchte, mache ich das unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Hier geht es mir nur um eine nüchterne Einordnung in einen internationalen Kontext.

Den meisten Menschen in der Welt, geht es viel schlechter, als wir es hören wollen. Kein Wunder. Die Schere zwischen arm und reich, über die wir so gerne schimpfen, sieht aus der Perspektive von fünf bis sechs Milliarden(!) Menschen ganz anders aus, als aus unserer Perspektive. Aber ganz anders!

Dass es sehr vielen anderen Menschen sehr viel schlechter geht, ist kein Argument, wenn es Menschen hier sehr viel schlechter als in dem hier als normal angenommenen Zustand geht.

Blödsinn. Armut ist absolut.

Relativierung ist unfair gegenüber Hungernden!

Es hilft einem ALG2-Bezieher nicht, dass er zu den einkommensstärksten 10% der Weltbevölkerung gehört, wenn er in seinem Heimatland keine Wohnung (ganz ohne goldene Wasserhähne) findet, weil das Amt alle Wohnungen wegen zu hoher Mieten ablehnt.

In der Ukraine habe ich in einem Haus ganz ohne Wasserhähne gelebt. Da kam das Wasser aus dem Brunnen — aber nicht von allein!

Und: Keine Wohnung ist ja nicht ganz richtig. Es werden ja ganze Stadtviertel abgerissen, aus denen die Menschen vollständig weggezogen sind. Da war wohnen bestimmt nicht teuer. Das ist das übliche Marktproblem: die Wohnungen, die nachgefragt sind, wo also alle hin wollen, die sind teuer.

Die wo keiner wohnen wollte, die werden sicher billig sein. Nicht dass es Spaß machen würde dort zu wohnen oder dass ich kein Verständnis dafür habe, dass bestimmte Wohngegenden unattraktiv sind. Schon gar nicht will ich das gut heißen.

Aber dieses "es gibt gar keine billigen Wohnungen" stimmt nicht so ganz. Es gibt die nicht da, wo die Menschen wohnen wollen. Auf dem Land ist es oft sehr günstig. Nur will da auch jemand mit Hartz IV nicht hin, wenn seine Freunde in der Stadt wohnen. Die Lösung in ärmeren Ländern ist wie gesagt: mehrere Familien pro Wohnung. Nur um mal wieder auf "woanders sind die Kosten niedrig" einzugehen…

Wobei es auch in ärmeren Ländern große Unterschiede bei den Kosten von Wohnungen gibt. In Kiew kostet der Quadrameter in einem normalen Haus zwischen 1.000 und 5.000 EUR.

Wenn man für den Kauf einen Kredit benötigt zahlt man über 10% Zinsen.

Zum Thema, da ziehe ich mal einfach in eine Osteuropäische Stadt, weil da alles billiger ist…

Wo die Leute hinwollen ist es teuer. Überall auf der Welt!

Es hilft einem längerfristig zum Mindestlohn arbeitenden Menschen auch nicht, zu den einkommensstärksten 10% der Weltbevölkerung zu gehören, wenn alles Sparen für das Alter für die Katz ist, weil man in solche einer Situation überhaupt nicht die Chance hat, soviel anzusparen, dass man über die Grundrente, die nach ähnlichen Regeln wie der ALG2-Bezug funktioniert, hinaus kommt.

Ja. Die wird auch mal meinen Lebenstandard im Alter bestimmen. Ich sehe dem ziemlich gelassen entgegen. Aber ich kann mir ein Leben auf dem Land auch gut vorstellen…

Vor 15 Jahren haben viele die Agenda 2010 bejubelt. Heute sind es die selben, die mit der Warnung vor Altersarmut durch die Lande ziehen. Selbst jener Rürup, der das mitverzapft hat, hängt sich, darauf vertrauend, dass sich niemand mehr an seine Mitverantwortung erinnert, an das Thema ran.

Ich hatte und habe seit jeher Respekt von Menschen, die Fehler korrigieren. Auch habe ich Respekt vor Menschen, die sich für Reformen einsetzen, die sie Popularität kosten und hinterher nachbessern. Meiner Ansicht nach ist das besser, als nichts zu tun und zuzuschauen, wie die Schulden in griechische Höhen wachsen. So eine Sitaution wie in Griechenland will hier ja wohl niemand!

Marc