Hej Wilfried,
ich darf hier leider keine Pluspunkte vergeben 😟, verdient hättest Du m.E. dafür viele:
Du bist also auch ernsthaft der MEinung, dass es reicht umzuziehen, um arm zu werden? Das bedeutet, wenn ich in Zgorzelec in Polen direkt neben der deutschen Grenze lebe, und eutlich mehr als der Durchschnitt verdiene, werde ich plötzlich arm, wenn ich für einen besser bezahlten Job ein paar Meter weiter rüber auf die andere Seite der Grenze ziehen würde — vielleicht noch, weil cih dort eine billigere Wohnung gefunden habe und meine Lebenshaltungskosten trotz höheren Einkommens sinken?
Auch wenn das selten zutreffen mag: nach Eurer Defintion hängt Armut überhaupt nicht vom persönlichen Besitz, Einkommen oder einer Notlage ab. Sondern ausschließlich davon, ob es denen im gleichen System noch besser geht. Ungeachtet der Situation der Mehrheit meiner Bekannten oder meines Lebensmittelpunktes, der ja immer noch Zgorzelec sein dürfte.
Und ihr werft mir Relativierung vor?
Das finde ich eine sehr interessante Sichtweise. 😉
Für die ich allerdings keine objektiven Gründe finden kann. Aber bitte liefert mirt die gern.
Nur kommt mir nicht mit Dogmen wie: das ist halt so festgelegt hier bei uns. Das ist mir zu deutsch. Ein bisschen mehr Empathie und Argumentation erhoffe ich mir dann schon.
Ein anderer Aspekt:
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir den "Wohlstand" […] auch einer noch immer funktionierenden "Arbeiterbewegung", Gewerkschaften, Parteien usw., zu verdanken haben, und die sozialen Krisen auch damit zusammenhängen, dass diese Organisationen in den letzten 25 Jahren an Unterstützung und Akzeptanz verloren haben.
Meine Unterstützung haben die. Auch für die habe ich schon in meinen mageren Jahren gezahlt. Die Beiträge waren damals eine deutlich spürbare Belastung, mir war das aber wichtig. Und ist es bis heute. Ich dürfte inzwischen seit 30 Jahren zahlendes Mitglied sein.
Also überlegt Euch bitte, in welche Schublade ihr mich steckt!
Gerade weil ich eine gerechte Verteilung wünsche, bin ich der Meinung, man muss auch eine gerechte Sprache verwenden. Der Begriff „Armut“ sollte für mich persönlich denen Vorbehalten sein, die selbst in unserem Land noch Not leiden. Dei bedürfen nämlich gesonderter Aufmerksamkeit und müssen irgendwie ins soziale System aufgenommen werden.
Ich finde es schier unerträglich, dass jene, die sich nicht trauen zum Arzt zu gehen, denen der Pass entwendet wurde, um sie zu Dingen zu zwingen, die sie nicht tun wollen, die in Massenunterkünften leben oder auf der Straße, und keinen Anspruch haben auf Sozialleistungen in einen Topf zu werfen mit HartzIV-Empfängern, die das alles haben.
Ich möchte das sprachlich abgrenzen können.
Dass man daneben den sozialen Aufstieg von jedem ermöglichen und fördern sollte und jedem Arbeitslosen den (Wieder-)Einstieg in die Berufstätigkeit, ist meiner Meinung nach auch ohne Armutsbegriff möglich und nötig und eine Selbstverständlichkeit, über die man gar nicht reden muss.
Und ich habe auch überhaupt kein Problem mit, die HartzIV als soziale Hängematte nutzen. Wer damit zufrieden ist, mag es sich darin gerne bequem machen.
Zur Eingangsfrage von Yadgar:
Besser wäre es […]
Wie ich schon sagte 😉 Marc