Hej Auge,
Ihre Rechte in der Verfassung festzulegen, ist eine gängige Möglichkeit, die auch anderswo genutzt wird, ohne, dass der Vorwurf einer Sonderbehandlung erhoben würde.
Hmm… — vielleicht wurmst dich das ja.
Aber da kann ich dich beruhigen. Das war keineswegs als Vorwurf gemeint. Es kann ja durchaus gute Gründe für eine Sonderbehandlung geben.
Darüber haben wir ja gar nciht gesprochen. Vielleicht ist das Wort „Privileg“ für menschen aus der DDR auch tendenziell negativ vorgesetzt. Für mich nicht. Es dient nur dazu eine Tatsache beim Namen zu nennen, nämlich die, dass für eine Person oder eine Gruppe oder ein Land, was auch immer, Rechte gelten, die für andere nicht gelten.
Privilegien kann man sich auch verdienen. Zum Beispiel hat der Gewinner eines Wettkampfes (und nur er oder sie) das Privileg ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.
Wo sollte da ein Vorwurf drin sein?
Die Schleswig-Holsteinische Verfassung legt in Artikel 6 die Rechte von Minderheiten fest und erwähnt dabei explizit die Dänen, Friesen und seit 2014 auch die deutschen Sinti und Roma.
Ist das nun grundsätzlich etwas anderes?
Nein.
Sind das auch „Sonderregelungen“?
Ja.
Und genau wie bei den Sorben gibt es dafür Gründe.
Ist das nicht genauso diskriminierend gegenüber den nicht erwähnten Minderheiten?
Keine Ahnung. Da habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht?
Du benutzt dieses Wort zum erstenMal in dieser Diskussion und in einer Art und Weise, als hätte ich den Vorwurf erhoben. Habe ich aber nicht und werde ich auch nicht.
Schon weil ich nichts vorwerfe…
Was ist, abseits der konkret festgelegten Regelungen, der Unterschied zwischen der Festlegung der Rechte der nationalen Minderheit der Sorben in der Verfassung der DDR gegenüber der Festlegung der Rechte der nationalen Minderheit der Dänen, der Friesen und deutschen Sinti und Roma in der Landesverfassung Schleswig-Holsteins?
Also ich sehe da keinen.
Es sind ja wesentlich mehr Möglichkeiten denkbar. z.B. wird Sorbien ein Land von der Größe Maltas oder Liechtensteins.
War es aber nicht und ist es nicht.
Eben. Entscheidung der DDR-Führung oder der Sorben?
Das hier in irgendeinem Posting gebrachte Beispiel mit der eigenen Sprache der Sachsen ist im Übrigen IMHO irgendwo zwischen Humbug und Unfug,
Ja. Es war Unfug, ein Scherz.
denn so kämen wir auf die von dir erwähnten, angeblichen „tausenden“ Beispiele.
Nein so nicht.
Sie haben aber eine besondere Erwähnung in der Verfassung erhalten, die ihnen verfassungsmäßige Rechte einräumt, wie sie keiner anderen Gruppe eingeräumt wurden.
Welchen denn, die gesonderte verfassungsmäßige Rechte benötigt hätten?
Warum auf diejenigen beschränken, die etwas deiner Meinung nach benötigen?
Ein paar Beispiele für Gruppen habe ich genannt …
Die ein paar hundert jüdischen Bürger der DDR, eine eigene nationale Minderheit? Die Hugenotten in der DDR, von denen kaum noch welche französisch sprechen und die, abgesehen von ihrer Religion, oft nicht mehr als der französische Name mit der Herkunft aus Frankreich verbindet, eine eigene nationale Minderheit? So richtig mit ständig gesprochener eigener Sprache (nicht nur bei Ritualen wie z.B. Gottesdiensten) in einem eigenen Siedlungsgebiet? Nee, das war nicht so. Nicht, als die Verfassungen der DDR, um die es hier ja geht, geschrieben wurden (1949, 1968 und 1974). Die Sorben hingegen erfüllten diese Maßstäbe.
Ja. Die waren absichtlich so gewählt, dass nur die Sorben diese erfüllen. Sagte ich doch. Sonst hätten ja auch Juden, Hugenotten oder andere diese Rechte. Und wenn alle DDR-Bürger dieses Recht gehabt hätten, wäre das auch kein Vorrecht oder Privileg.
Mal anders rum gefragt. Hätte es denn weh getan, den Hugenotten und paarundrölfzig Juden dieses Rechte zuzugestehen? Und allen anderen Bürgern? Dann hätte vielleicht eine Handvoll Hugenotten doch französisch gesprochen, Juden jiddisch und/ oder hebräisch und/ oder deutsch und die meisten anderen DDR-Bürger eben deutsch.
De facto hätte sich IMHO gar nichts geändert, wenn die Sorben nicht explizit genannt worden wären.
Also haben auch sie dieses Vorrecht gar nicht benötigt.
… (es gibt deren tausende, wenn man denn will) …
Welche anderen tausende Beispiele fallen dir dazu noch ein? Willst du jedes Dorf einzeln behandeln, weil sich deren Dialekt von dem des Nachbardorfs unterscheidet?
Ich doch nicht. Wie kommst du denn auf die Idee! Man könnte, wenn der politische Wille dazu da wäre. War er aber nicht. Nur im Fall der Sorben. Was es zu einem Sonderfall macht.
Vermutlich zu recht!
Ein billiger rhetorischer Kniff, nichts weiter, um die anderen 99% der DDR-Bürger ruhig zu halten und sich propagandististisch damit brüsten zu können, wie toll die Sorben es doch haben, nachdem man ihnen ihre von pl so hochgelobte Souveränität genommen hat!
Von welcher Souveränität, die den Sorben von der DDR genommen wurde, schwafelst du hier?
Da warst du aber schnell! - Hatte das noch korrigiert. Da sollte „verweigert“ im Sinne von „nicht zugestanden“ stehen. Übrigens zu recht, wie ich finde. Es ist schädlich einen Staat zu zersplittern.
Wie du siehst: Ich werte das alles überhaupt nicht. Ich stelle nur nüchtern fest und wundere mich, dass dich das so in Rage bringt, dass du von „schwafeln“ schreibst. 😉
Einen eigenen Staat (im modernen Sinne) hatten sie nie (auch wenn es nach dem 2. Weltkrieg diesbezügliche Bestrebungen gab).
Warum waren diese denn vergeblich?
Bevor der deutsche König Heinrich der 1. begann, die wendischen Gebiete zu erobern, waren sie laut dem Wikipedia-Artikel in Stämmen organisiert, danach durchgängig Bürger ihrer jeweiligen deutschen Landesherrn. Hat die DDR die Sorben etwa mittels Zeitreisen unterdrückt?
Jetzt schreibst du Unfug. 😉
Nur um das auseinanderzuhalten. Ich halte absolut nichts von pls kruder Propaganda. Mag er schwafeln, was er will, das allermeiste halte ich für unsäglichen Stuss. Die Rechte der einzigen nationalen Minderheit in einem Land explizit in der Verfassung dieses Landes festzulegen, als andere Gruppen diskriminierende Sonderregelungen zu bezeichnen und deswegen abzulehnen, halte ich aber ebenfalls für unhaltbaren Stuss, besonders, wenn diese durchaus gängige Praxis nur in einem Fall verurteilt wird.
Ich habe weder verurteilt, etwas als diskriminierend bezeichnet oder diese abgelehnt, im Gegenteil schrieb ich davon, das gut zu heißen und dafür Sympathie zu haben. Hast du meine Beiträge etwa gar nicht gelesen?
Du hättest anbringen können, dass die verfassungsmäßigen Rechte nicht in angemessenem Umfang gewährt wurden, nur auf dem Papier standen und jenes in vielen Fällen nicht wert waren, wenn du das belegen kannst.
Wozu? Das war doch gar nicht das Thema. Das Thema hat pl vorgegeben. Alles andere folgte nur, weil ihr die Worte Privileg und Sonderbehandlung doof findet.
Die Festlegung der Rechte in der DDR an sich zu verurteilen, weil andere genau diese Rechte nicht ebenso explizit bekamen, ist in meinen Augen ein ebenso mieser Propagandatrick, wie pl sie hier immer wieder vorzuführen versucht.
Da hat du absolut recht. Wer hat denn so etwas niederträchtiges getan? Habe ich einen Zweig in diesem Thread übersehen?
😂
Steiger dich da nicht so rein. Offenbar hast du mich einfach falsch verstanden. Kann durchaus an mir liegen. Ich meine aber, oft genug geschrieben zu haben, dass ich kein Problem mit diesem Teil der Verfassung habe.
Daher wäre es auch absurd, damit die Festlegung der Rechte in der DDR zu verurteilen. Keine Ahnung, was ich geschrieben habe, dass dich vermuten lässt, so etwas habe ich irgendwo im Sinn gehabt. Da muss ich aber weit auf der Tastatur ausgerutscht sein.
Denn obwohl ich der Meinung bin, dass in der DDR vieles nicht OK war (ich habe die Mauerschützen genannt — vielleicht habe ich das nicht deutlich genug getrennt), halte ich den Passus über die Sorben für harmlos.
Marc