Hallo
Insofern könnten vielleicht wirklich mehr Menschen Zugang zu einem Studium erhalten, wenn sie nicht gezwungen wären, sich in Fächern zu beweisen, die weder etwas mit ihrem Talent noch ihrem Berufswunsch zu tun haben.
Vielleicht sollten auch weniger Menschen Zugang zum Gymnasium und zu einem Studium erlangen und stattdessen einen Realschulabschluss und eine Berufsausbildung machen. Irgendwie riecht mir das stets nach „ohne Abi bist du nichts“, „Facharbeiter ist nichts wert“ und “nur ein Studium zählt“. Das halte ich für grundsätzlich falsch.
Davon abgesehen kann ich nachvollziehen, dass man Fächer mit Themen, die einem nicht liegen, abwählen können will. Das widerspricht mMn aber dem aufklärerischen Prinzip einer universellen Ausbildung, einer Ausbildung, nach deren Abschluss man seinen Weg aus verschiedenen Möglichkeiten auswählen kann. Mit der Abwahl elementarer Fächer (zum Beispiel Mathematik 😉) verstellt man sich aber einige dieser Wege (auch wen man sich (erst einmal?) nicht vorstellen kann, sie zu beschreiten).
Mir ist klar, dass diese Herangehensweise unter den gegenwärtigen gesellschaftlichen Bedingungen ein Wunschtraum ist. Aber wir schreiben hier ja von möglichen anderen Wegen.
Ich selbst bin in der DDR zur Schule (Abschluss POS) gegangen und habe dort einen technischen Beruf erlernt. Ich hatte nicht die Möglichkeit, Fächer abzuwählen, auch wenn ich einige benennen könnte, die ich damals mindestens langweilig empfand und unter heutigen Bedinungen wohl abgewählt hätte, hätte abwählen müssen, um anderen Fächern die notwendigen Ressourcen zukommen lassen zu können. Dennoch bin ich aus heutiger Sicht aus vollem Herzen und bei vollem Verstand davon überzeugt, dass mir selbst diese ungeliebten Fächer zusätzlichens Wissen verschafft haben, mit dem ich heute Dinge interpretieren kann, die ich sonst nicht oder schwerer zu deuten wüsste. Und das selbst unter der höchstwahrscheinlichen Annahme, dass ich, wie wohl alle anderen Menschen auch, das meiste des damals vermittelten Wissens verdrängt und vergessen habe.
Wie hat mal jemand sinngemäß so schön gesagt: Bildung ist das, was man in der Schule beigebracht bekommen und nicht vergessen hat. [1]
Tschö, Auge
Eine Kerze stand [auf dem Abort] bereit, und der Almanach des vergangenen Jahres hing an einer Schnur. Die Herausgeber kannten ihre Leser und druckten den Almanach auf weiches, dünnes Papier.
Kleine freie Männer von Terry Pratchett
Natürlich zuzüglich dessen, was man außerhalb der Schule gelernt hat. ↩︎