Hej dedlfix,
Ja nicht nachgeben.
Natürlich nicht. Ich nehme halt meinen Job ernst.
Das ist halt das Problem, nur deinen Job, aber nicht meinen.
Das zeigt ganz schön das Dilemma, dem ich mich bei meinen Consulting-Jobs ausgesetzt sehe.
Ich weiß, wie es sein müsste, die Strukturen beim Gastgeber machen es schwer, dahin zu kommen.
Solche Strukturen sind
- verwendete Software (Frameworks, Editoren usw)
- Zeit (bzw. deren Mangel)
- Hirarchie
- Gewohnheiten
Leider ist es nötig, diese zu ändern, man muss also an die Basis der firmeninternen Kultur.
Das macht niemand gern. Und ich kann nicht sagen, wenn du nicht willst, dann musst du halt.
Mein Weg ist, mit Kompromissen zu beginnen.
Wenn ich zur Barrierefreiheit beraten soll, gibt es ja einen Wilen, die umzusetzen. Zwingen kann ich niemanden, aber es gibt schon mal eine gute Ausgangsbasis.
Also schaue ich, wo lässt sich in den üblichen Abläufen etwas mit möglichst geringem Aufwand umsetzen und zeige dann auf die positiven Effekte, die wir damit erreicht haben.
Wenn das auf Gegenliebe stößt, gehe ich gerne erst mal ein Problem an, dass sich möglichst ohne Eingriff an den bestehenden Strukturen lösen lässt. Dazu eignen sich vor allem Design-Fragen, wie ausreichende Kontraste oder Schriftgrößen. Die lassen sich bei allen meist ohne Probleme umsetzen.
Ich versuche dann auch allen Beteiligten das Gefühl zu geben, ihre Belange ernst zu nehmen, indem ich die Designer aufforder, ein vernünftiges Konzept mit den Entwicklern abzustimmen, damit dir für Farben ein vernünftiges Variablen-(Konstanten-)System aufbauen können, wo spätere Änderungen an den Farben durch den Austausch eines einzigen Wertes erledigt sind.
Dann weise ich wieder darauf hin, wie viel man damit für ein reibungsloses Zusammenarbeiten und für die Barrierefreiheit (für Nutzer mit und ohne Behinderungen) gewonnen hat.
Dann gehe ich auf den nächsten Punkt ein, der Änderungen in der Arbeitsweise oder Anpassungen an den Coding-Guidelines nötig macht.
Hier bringe ich auch bisweilen den Spruch, dass es der Job der Projektbeteiligten ist, sich zu bemühen. Man muss aber immer auf die konkreten Verbesserungen hinweisen, die man erreichen möchte, so dass man die Beteiligten nicht verliert. Diese Taktik habe ich mir in knapp 20 Jahren öffentlichem Dienst zueigen gemacht, wo ich ohne Weisungsbefugnis Kollegen und mitunter auch Vorgesetzte von der Sinnhaftigkeit meiner Vorschläge überzeugen muss, wenn ich möchte, dass sich etwas bessert.
Weil: auch mein Job ist es, mich darum zu bemühen.
Das machst du zwar @Gunnar Bittersmann, aber das muss man dann auch mal deutlich und sichtbar machen. Welche Kämpfen und Mühen man selber auf sich genommen hat, Fehler zeigen und wie man über diesen Weg dazu gekommen ist, Dinge so zu tun, wie man sie macht. Dann können auch gerne noch Links zu Zitaten dazu kommen, um zu zeigen, dass die vertretene Meinung nicht aus dem Glauben kommt, dass man unfehlbar ist, sondern dass man die auch mal gelernt hat.
Mach die Quellen deines Erkenntnis-Gewinns sichtbar.
Beim Consulting bekomme ich nie optimale Barrierefreiheit hin. Aber ich hoffe aufzeigen zu können, wie eine geänderte Arbeitsweise (oder wenigstens das hinterfragen der bisherigen Arbeitsweise) Dinge verbessern kann.
Und zwar nicht nur für die Nutzer. Oft uch für die Entwickler besser. Denn wieder etwas selber schreiben zu dürfen ist doch viel bуfriedigender als den Telerik-Kram nur anzuwenden.
Das ist so spannend, wie Office ohne GUI.
Oft gelingt es mir aufzuzeigen, dass die mächtigen Funktionen solcher Tools an vielen Stellen unnötig sind.
Dann nimmt man vielleicht wieder einfache HTML-Tabellen oder eine andere Darstellung (Suchergebnisse mit Aufklappbaren Details - hängt immer vom konkreten Fall ab).
Ich gebe zu, es gelingt nicht immer, aber freuen sich Entwickler, wieder kreativ sein zu dürfen. Und der Zeitaufwand ist oft nur minimal höher, manchmal auch geringer.
Das Ergebnis befriedigend. Wer liefert nicht gerne etwas ab, was er selber gemacht hat und wenn der Kunde dann noch lobt, dann gilt das Lob tatsächlich dem kreativen Kopf nicht Telerik.
Wie gesagt, dann lassen wir das, wenn du nur rumwüten möchtest. Als nächsten Schritt des Entgegenkommens sähe ich ansonsten, dass Vorschläge kommen, wie man mit den vorhandenen Arbeitsweisen der anderen zu Ergebnisse im Sinne des Ziel vorankommt. Das verlangt Entgegenkommen und auf beiden Seiten, mithin also einen Kompromiss. Und das wäre in meinen Augen immer noch besser, als Radikallösungen wegen Unumsetzbarkeit zu verwerfen.
So ist es.
Die Arbeit bei der Barrierefreiheit steckt ja nicht in der Umsetzung. Glücklicherweise ist es ein (einmaliger) Lernaufwand.
Gut, Wissen muss auch auf Stand gehalten werden, das gilt aber für jeden anderen Aspekt unserer Arbeit auch. Auch für Telerik gibt es updates.
Und selbst dort kann man die zugängliche Umsetzung einfordern - nicht nur aber besonders als zahlender Kunde.
Marc
PS: Hier im Forum benehme ich mich auch nicht immer vorbildlich. Tippen ist langwierig, mitunter bekommt man Antworten, die auf Ignoranz schließen lassen und ohne persönliche Nähe kommt es zudem noch zu Missverständnissen. So als Hinweis und Disclaimer. Und selbst im Bruf machen wir alle Fehler und ich stelle mich sicher nicht immer so geschickt an, wie ich es gerne möchte.
Ceterum censeo Google esse delendam