Lieber Matthias,
https://www.youtube.com/watch?v=3urk5Zht6MI&ab_channel=Axe-conStream2
herzlichen Dank dafür! Habe ich mir ganz reingezogen und dabei richtig gefreut, einen wirklich sehr gut gehaltenen Vortrag zu erleben. Du glaubst ja nicht, wie erbärmlich sich manche Lehrkräfte beim Vortragen anstellen - zumeist, weil sie sich nicht genügend darauf vorbereiten, oder weil sie nie gelernt haben, ohne - äh - Füllwörter in ganzen - äh - Sätzen zu äh - reden. Genau. o_O
Darüber hinaus fand ich es sehr erhellend, wenn er dafür plädiert, grundsätzlich „weniger zu tun“. Es ging ihm um ein Beispiel mit einem Stock-Photo, welches er mit einem leeren alt
-Attributwert versehen hatte, weil er der Meinung war, dass das keine nennenswerte Information sei. Nur diejenigen „user“, welche teilsichtig sind, könnten vielleicht nicht sofort erkennen, ob dieses Bild eine Relevanz habe, weshalb sie in Sachen Kontext mehr Unterstützung bräuchten. Und dann stellt er später diese Entscheidung von sich selbst infrage, weil sein Credo eben ist, dass er keine Annahmen darüber treffen dürfe, was seine user interessiert, oder mit welchen Tools (z.B. Screenreader) sie die Seite besuchen. Und damit macht er sich in meinen Augen glaubwürdig, weil er zeigt, dass das Credo aus der Erfahrung mit seinen eigenen Projekten heraus erwachsen ist, und z.T. eben auf Entscheidungen von ihm in der Vergangenheit fußt, die er mittlerweile so nicht wieder treffen würde.
Was mich auch sehr inspiriert hat, obwohl es mich am Anfang eher irritiert hatte, weil ich den Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema nicht gleich begreifen konnte, war der Alltagsrassismus, den er aus seiner eigenen Perspektive beschreibt. Ausgerechnet er, der er eigentlich in die Kampfklasse privileged white male ohne Migrationshintergrund gehört. Es gibt einfach Fragen (Wo kommst Du eigentlich her?), die grundsätzlich fehl am Platze sind, egal wie Du sie gemeint hast, weil das Denksystem dahinter nicht angebracht ist. Darin muss unsere Gesellschaft besser werden, insbesondere ich muss da an mir arbeiten. Viel zu viele Jahre lang habe ich die dafür erforderliche Denkweise nicht genügend geübt, weil ich in meiner Einfalt davon ausging, dass in meinem Umfeld dieses Denken keinen Anwendungsfall hätte. Das aber ist defintiv ein Trugschluss, denn was weiß ich schon über mein Umfeld? Und diese meine Gedankenlosigkeit an dieser Stelle könnten auch andere in einer ähnlichen Lage wie ich aus ähnlichen Denkmustern oder Gründen heraus an den Tag legen. Und das ist eine grundsätzliche Kompetenz, die man beim Entwickeln von user interfaces (aka Websites) haben muss! Davon hat mich Heydon Pickering überzeugt.
Liebe Grüße
Felix Riesterer