Jörg Reinholz: Software-Management unter Ubuntu und Co.

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Moin!

ich selbst habe bisher von einem dist-upgrade immer die Finger gelassen und stattdessen tabula rasa gemacht, weil mir das im Lauf der Zeit mehrere Leute so empfohlen haben

[v] RICHTIG

Ich sags mal (speziell für Linux) so: Das hängt von vielen Umständen ab und es gibt keine Möglichkeit einer scharfen Abgrenzung. Zu den Umständen gehören:

  1. Welche Software wird von welcher Version zu welcher? Welche Erfahrung in der Lösung solcher Probleme hat der Nutzer, wenn die Konfiguration und Daten alter Versionen z.B. zum Absturz der neuen führen?
  2. Wie stark wurde in die Urkonfiguration eingegriffen?
  3. Interesse: Womöglich will man ja auch mal die Urkonfiguration der neuen Version sehen bevor man dieser einfach seine Settings ("[v] geänderte Konfigurationsdatei behalten") überstülpt. Hierbei kann man nämlich viel falsch machen und Vorteile der neuen Version abschalten (z.B. Nutzung neuerer oder verbesserter Verschlüsselungsverfahren, Abschalten alter und unsicherer).
  4. Manche Benutzer fühlen sich von den gefühlt 3457 Fragen überfordert, ob denn die neue Einstellungsdatei übernommen, die alte behalten oder der Unterschied (mit diff) angezeigt werden soll.
  5. Die Erfahrung desjenigen, der das Update macht.
  6. Womöglich will man ja auch mal "reinen Tisch" machen.

Da so oder so ein Backup der Daten und Einstellungen, (/home/, /root/, /etc/, /var/ (Suse + /srv/*) gemacht werden muss, kann man das dist-upgrade ruhig mal probieren und, wenn es zu arg wird, einfach neu installieren. Der Zeitverlust ist in vielen Situationen überschaubar.

Es ist übrigens völlig ausgeschlossen, dass das Update-Programm den Wille des Nutzers in jeder Situation richtig erkennt, also ist auch ausgeschlossen, dass das Update ganz ohne Rückfragen funktioniert und es ist erwartbar, dass es zu Disfunktionen kommt, jedenfalls wenn man seine Konfiguration beibehalten will. Anderseits ist es ja auch so, dass man zumindest Teile seiner alten Konfiguration, die man ja auch nicht ganz ohne Sinn und Verstand eingerichtet hatte, gerne wieder hätte. Und da haben wir den Punkt, dass man bei einem neu aufgesetzten System von vorn herein weiß, dass man es auch neu konfigurieren muss, während man bei einem Update immer erst herausfinden muss, WAS man nun alles neu konfigurieren muss oder soll...

Ich selbst rechne für das Neuaufsetzen eines Linux auf einem Notebook (und da ist bei mir neben allerhand Stuff aus beruflichen Gründen auch ein kompletter Webserver z.B. und VM-Ware dabei) mit ca. 6 Stunden. Dabei kann ich aber Dinge, welche die Funktionalität nicht beeinflussen, z.B. Bootscreen oder Desktop-Hintergründe, einfach auf einen genehmen Zeitpunkt schieben. Bei einem Update könnte es Überraschungen geben...

Jörg Reinholz