Hallo Jess,
schön, dass du dich jetzt weiter am Thread beteiligst.
In einigen Newsgroups gibt es dafuer Netiquette-FAQs, die in regelmaessigen Abstaenden in die Gruppe gepostet werden. Darueber regt sich ja auch niemand auf.
Eben es "kommen" ständig neue Leute ins Internet. Diesen kann man keinen Vorwurf machen, dass sie die Diskussionskultur des Internets noch nicht kennen. Sie müssen daruf hingewiesen werden.
Ich bin aus verschiedenen soziologischen Überlegungen heraus der Ansicht, dass dein Vorgehen, wenn du darauf abzielst, suboptimal ist.
Absolut nicht! Leute bedenkt mal, dass die Sprache das einzige Mittel ist mit dem wir uns hier austauschen. Warum sollten wir das nicht optimal einsetzen? Es ist Mittel zum Zweck.
Ja und nein. Sprache ist immer eine Funktion der Gesellschaft, die sie benutzt. Das zu kritisieren ist höherer Unsinn, denn um Sprache zu ändern muss man die Gesellschaft ändern. Ansonsten kann sich ein Sprachwandel nicht durchsetzen, wenn er bar seiner Notwendigkeit geschehen soll.
Ja, hättest du richtig gelesen würdest du es verstehen.
Ich nehme mal an, dass er richtig gelesen hat, und dass er wie ich auch einfach deiner "verschlankten" Argumentation nicht hundertprozentig folgen konnte.
Ich hatte im Ausgangsposting folgendes gesagt: Man soll sich an die Rechtschreibung halten und nicht seine eigene Sprache entwickeln. Dabei hatte ich die Rechtschreibung und Punktuation genannt.
Es heißt Interpunktion. Du solltest deinem eigenen Beispiel folgen. Inhaltlich stimme ich dir hier zu.
Um es zu verdeutlichen: Stell dir mal vor ich würde noch meine eigenen Wortschöpfungen einfügen wie "Zegonton" oder so. Ich meinte man soll nicht versuchen durch seine eigene Vorstellung der deutschen Sprache - eine eigene Kreation erstellen oder, weil im Englischen fast alles klein geschrieben wird, dieses auch bei uns tun.
Warum nicht? Wenn es jeder versteht, weil es Konvention wird, dann sehe ich absolut kein Problem darin, egal ob das Wort englischen, finischen oder deutschen Ursprungs ist.
Natürlich ist Groß- und Kleinschreibung völliger Unsinn. Weil es vor Jahrhunderten mal in Stein gemeißelt wurde, muss es fortgeführt werden ? Aber deswegen schalte ich sie nicht gleich ab. Soetwas muss gemeinsam beschlossen werden. Alle müssen mitmachen.
Nein, da irrst du dich. Sowas beschließt man nicht, es entwickelt sich, indem die Gesellschaft sich dahingehend entwickelt. Synthetische Weiterentwicklung kann bei soziologischen Abstraktii einfach nicht angewendet werden, weil der Mensch als potenziell irrationales Wesen sich nicht in ein derartiges Schema zwängen lässt.
»»Und Argumente wie das Vorbild des Japanischen halte ich fuer Angeberei. So etwas muss hierzulande begruendet werden, da hier niemand nachvollziehen kann, was denn am Japanischen so anders ist.
Du hast recht. Dann will ich dir mal einige Aspekte nennen:
Diese Beiden Sätze widersprechen sich. Wenn du ihm Recht gibst, dann gibst du zu, dass "nachvollziehen kann, was denn am Japanischen so anders ist." Wenn das deine Ansicht ist, dann macht es keinen Unterschied, Argumente zu nennen, wenn diese per definitionem nicht verstanden werden können.
- Groß- und Kleinschreibung gibt es im Japanischen nicht. Es gibt 3 "Alphabete". Einmal die chinesischen Schirftzeichen, dann ein Alphabet mit dem man alle japanischen Wörter schreiben kann und eines mit dem man nur anderen Sprachen übernommene Wörter schreibt.
Erläutere diesen Aspekt bitte. Wo ist der Vorteil gegenüber dem römischen Zeichensatz?
- Keine bestimmten oder unbestimmten Artikel. Diese haben keinen informativen Wert.
Du kennst das Konzept von Demonstrativpronomina?
Egal ob ein Auto männlich oder weiblich oder neutral ist. Sätze werden dadurch länger.
Nein, durch das Geschlecht eines Objektes wird der Satz nicht länger, sondern durch seine explizite Nennung.
Wenn man nun als Kostenmaß die Zeit nummt, die zum Sprechen/Schreiben eines durchschnittlichen Satzen benötig wird oder die Durschnittskosten für ein Blatt Papier, dann fällt das noch nicht ins Gewicht. Aber multipliziert man das mal 82 Millionen Leute und Milliarden von geschrieben setzten jeden Tag auf dem Rechner oder auf Papier ist das schon ein großer Unterschied.
Möglicherweise. Der entscheidende Punkt hierbei ist jedoch das, was man unwissenschaftlich "Sprachgefühl" nennt. Und das ist nicht mehr gegeben, wenn ich sage "Stuhl Tisch links oben" für "Der Stuhl steht links oben auf dem Tisch". Egal, ob es nach einer Regelung richtig wäre, ich würde es einfach nicht sofort verstehen können. Dazu kommt der Verlust der lyrischen Variablilitäten. Je weniger Wörter ich habe, umso weniger kann ich daraus machen.
Wenn Faust ohne Artikel oder Großschreibung geschrieben wäre, meinst du, dass du substantiell schneller "durch" wärest. Ich glaube das nicht.
Japanische Bücher mit gleichem Aussagewert sind nur halb so dick.
Möglicherweise. Mir ist das doppelt so dicke Buch jedoch lieber - das andere kann ich nicht verstehen.
- Im Japanischen wird alles so geschrieben wie es ausgesprochen wird und umgekehrt. "Ei" oder "Mai" würde gleich geschrieben. Wörter auf einen Zischlauf wie ss oder ? enden gibt es nicht. Oder auch ch. Grausam. Warum singen wohl sonst die meisten deutschen Sänger auf Englisch?!? :) Es mag nun auf den ersten Blick lächerlich erscheinen:
Diese Laute haben sich entwickelt, und wenn du Recht hast und sie heutzutage ineffizient sind, dann werden sie nach und nach aussterben, ebenso wie beispielsweise das sauber konjugierte Präteritum nach und nach ausstirbt. Wer schreibt heute noch "ich schrub" statt "ich schrieb"? Ausser Cheatah und mir fällt mir da zumindest auf die schnelle niemand ein.
Dass deutsche Sänger zum Teil englisch Singen hat sicher auch damit zu tun, dass sie international konkurrenzfähig sein wollen - ausser den Italiernern und Franzosen kann es sich heute niemand auf dem internationalen Musikmarkt erlauben, nicht Englisch zu singen. Das ist eine Folge der Globalisierung, nicht der deutschen Diphtonge. IMO.
"Ich wünschte die deutsche Sprache würde nicht so extrem schwer sein".
Da stimme ich dir nicht zu. Für mich ist Japanisch zu lernen sicher genauso schwer wie für einen etwa gleichintelligenten Japaner Deutsch zu lernen.
Im Japanischen würde der Satzbau so aussehen:
doitsu-go motto kantan da to ii.
Ist das jetzt ein semantisches Beispiel oder ein beispielhafter Satz?
Sieht man, das selbst wenn ich diesen Satz mit römischen Schirftzeichen schreibe er viel kürzer ist und er wird genau so ausgesprochen wie er dort steht. Dass "ii" wird als 2 i ausgesprochen. Ich kommt im Satz nicht vor. Man kann impliziet davon ausgehen, dass "ich es wünsche".
Mit dem Implizieren ist das so eine Sache. "Die Deutsche Sprache würde nicht so extrem schwer sein" klingt für mich nach Konjunktiv zwei, aber nicht nach Irrealis.
- Egozentrische Elemente wie "Ich", "mein", "meiner, meines", "mir" werden aus dem Satz verbannt. Aus der Psychologie ist bekannt, dass man sich so fühlt, wie man spricht oder auch wie man sich anzieht(aber das steht nicht zur Diskussion). Wenn aus dem Satzzusammenhang nicht hervorgeht, dass das Thema des Satzen man selber ist verwendet man seinen eigenen Namen anstatt "Ich".
Das... entschuldige ist nicht sprachlichwissenschaftlich zu belegen, sondern ein kultureller Unterschied. Der japaner mag erlauben, von sich zu reden, als wäre er wie jeder andere ein Objekt, das man in den Satz einbaut.
Wenn ich von mir rede, dann ist es für mein Selbstverständnis essentiell, dass ich das in einer semantisch expliziten Form tue. Andernfalls wird der Satz für meine Begriffe nicht mit einer individuellen Wertung "vorbesetzt". ich meine Damit die Möglichkeit durch kleine Worte und ihre Betonung die Bedeutung aller anderen Teile des Satzes grundlegend zu verändern. Es mag sein, dass das die Japaner anders hinbekommen, aber ich möchte das so machen, wie man es in der deutschen Sprache nun einmal tut.
- Kein Plural: Man verwendet das Substantiv zusammen mit einer Zahl.
Ist ja widerlich. Wo bleibt die Emotion?
»»Grundschüler können sich so mehr der Mathematik oder Physik oder sonst was zuwenden als irgendwelchen Quatsch zu lernen.
Ich werde womöglich Physik studieren, habe trotzdem das Plural gelernt, und habe nie gedacht, es wäre Quatsch. Auch einem Physiker schadet es nicht, wenn er seine Sprache virtuos beherrscht. Oder siehst du es als offensichtlich an, dass jeder nur genausoviel Teile einer Sprache braucht, damit er sich anderen verständlich machen kann?
Siehe Plural, Artikel, Groß- und Kleinschreibung, Ausnahmen bei Deklinationen, etc,etc,etc,etc
Ausnahmen sind das, was die Sprache zu einem lebendigen Konzept macht. Ohne Ausnahmen leidet die Kreativität.
- Schöner Klang der Wort durch die Phonetik. Jedes Wort endet auf einen Vokal bis auf wenige Wörter die auf ein weiches "n" enden. Wie auch im Italienischen. Kein hässlicher Kland wie im Deutschen, Chinesischen, Türkischen, Holländischen.
Wir brauchen nicht schöner klingende Wörter, sondern Menschen, die in der Lage sind, damit Schönes zu sagen.
- Das Thema des Satzes steht am Anfang im Japanischen.
Wie langweilig. Wo ist die Möglichkeit, den Zuhörer/-leser auf Pfade zu führen, die er am Anfang nicht kennt?
- Höflichkeitformen: Mann kann innerhalb 6 verschiedener Höflichkeitsformen wählen einfach indem man die Form des Verbs am Satzende ändert.
Aha! Deklination! Ich dachte, das wäre ineffizient...
Alles andere bleibt gleich. Dadurch
das das Höflichkeitsgebende Wort am Satzende kommt wird dieses noch unterstrichen(Recency Effekt).
Traust du dem Menschen nicht zu, es zu unterstreichen, auch wenn es mitten im Satz steht? Schade.
- Männer und Frauen benutzen zum Teil ein anderes Vokabular. So können die sich durch eine andere Wortwahl ganz anderes artikulieren.
Wozu sollte das nötigt sein. Wir alle kennen die sozio-psychologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, eine Einteilung des Vokabulars halte ich eher für eine überflüssige Restriktion, als eine Verbesserung.
Männer können je nach Wollen besonders maskulin oder eher weich wirken wenn sie nur Männern vorbehaltenen Vokabeln benutzen.
Das können Männer auch mit deutschem Sprachgebrauch - manche zumindest.
- Alles wird gleich betont. Es gibt kein Auf und Ab wie im Deutschen.
ach-nein-wie-ö-de. wo-ran-er-kennt-man-dann-i-ro-nie-oder-fra-gen
- Die Japaner haben keine Probleme mit Wortneuschöpfungen oder übernommenen Wörtern. Im Gegenteil. Aber sie bauen nicht einfach ein Englisches Wort in ihre Sprache ein.
... sondern helfen sich wie?
Vor langer Zeit übernahmen sie das Wort "coffee". Daraus machten sie "KOHI". Es wird genau so ausgesprochen und sie legen auch ganz besonderen Wert, dass es niemand wie "coffee" auspricht.
Wo ist der Vorteil gegenüber coffee?
- Koreanische Wissenschaftler haben vor ein paar Jahrzehnten Japan und die Japanische Sprache als Modell genommen und Koreanisch komplett überarbeitet und eine fast neue Sprache entwickelt. Das gleiche tun die Chinesen auch. Fast alle Asiatinnen nehmen Japan und KAIZEN,das japanische Prinzip der ständigen Verbesserung(nicht nur bei Produkten)als Vorbild.
Mich wundert, dass du KAIZEN offenbar nicht auf Sprachwandel durch Existenz der Gesellschaft einsehen möchtest. Denn genau so funktioniert es, nur eben nicht bewusst, nicht synthetisch.
Grüße aus Barsinghausen,
Fabian