Hallo Andreas,
ich weiß leider nicht um die Diskussion in den 20er Jahren (Bildungslücke), aber ich weiss, dass Franzosen, Engländer usw. glänzend ohne die prinzipielle Großschreibung von Substantiven auskommen. Aus diesen Gründen ist sie in meinen Augen eine überflüssige Hürde, die jeder nehmen muss, der normativ korrekt schreiben möchte. Normativ korrektes Schreiben ist aber etwas, was in unserer Gesellschaft durchaus über den gesellschaftlichen Status und damit über Chancen (mit)-entscheidet. Ich frage mich immer wieder, warum das KIS-Prinzip hier nicht angewendet wird.
Das Festhalten an komplizierten Regeln kostet Millionen Menschen Lebenszeit, und die darf als vergeudet gelten, wenn die Regel selbst überflüssig ist. Das gilt für unsere Rechtschreibregeln genauso wie für die Steuergesetzgebung (über die wahrscheinlich leichter Einigung zu erzielen wäre als über die heilige Buchstabenkuh).
Das einzig triftige (und gewichtige) Argument für eine Beibehaltung der Großschreibung bei Substantiven ist die Tatsache, dass so viele daran gewöhnt sind. Nur: Wenn eben diese vielen Menschen eine Fremdsprache lernen, sind sie flugs in der Lage, auf den graphisch sichtbaren Unterschied zwischen Substantiven und dem Rest des Satzes zu verzichten. Es geht also, das ist empirisch erwiesen.
Ohnehin wird Volkes Tastatur mittelfristig die Hirten der Buchstabenkuh auf eine entlegene Alm schicken. Durch das Internet schreiben viel mehr Menschen viel mehr als je zuvor, in E-Mails, in Chats, in Foren, auch diejenigen, die das im normativen Sinn nicht richtig beherrschen. Der DUDEN wird sich am Ende anpassen (müssen). Ich bin da eher auf Seiten Sancho Pansas.
Die ganze Debatte ging ja davon aus, dass Jess mit der sprachlichen Qualität der Forumsbeiträge unzufrieden war. Das bin ich auch, aber eigentlich eher deshalb, weil so viele nicht zu präzisen, sinnhaften Formulierungen fähig sind.
Und OK, ich bin angestaubt (liegt am Alter), außerdem bekennend(es) elitär(es Arschloch), aber fast immer Überzeugungstäterin.
In diesem Sinne, fast alle Macht dem Wort,
liebe Grüße, Uschi