Stefan Muenz: Vom Segen der proprietaeren Software...

Liebe Forumer,

immer wieder werden wir ja mal damit konfrontiert, wie toll irgendein Flash Dingens oder Real Sonstwas nun sei, und dass dies die Zukunft des Webdesigns sei. Fuer alle, die mal wieder was anderes lesen und dabei obendrein eine richtig gut gestaltete Webseite sehen wollen, dieser Link:

http://webgrafiker.de/th.kolumne1.htm

viele Gruesse
  Stefan Muenz

  1. Hallo Stefan

    http://webgrafiker.de/th.kolumne1.htm

    Das Thema hatten wir hier auch schon einmal sehr ausfuehrlich im Office-2000-Thread. <../../sfarchiv/1999_2/t04240.htm#a20564>.
    Erst verschenken, dann kassieren, das wird wohl die Zukunft werden, wenn jeder in seiner "haben-mussen"-Mentalitaet (darf ja llaes nichts kosten) Gigas von "Freeware" einsetzt und so unbewusst zur Verbreitung proprietaerer Software einsetzt.

    Und bei diesen Verbreitern muss der Denkprozess ansetzen.

    Einigermassenden wieder klardenkende Gruesse
    Wilhelm

  2. Hallo zusammen,

    Diese Kolummne erinnert mich an die "schönen" Erlebnisse, die ich mit dem RealPlayer hatte.
    Da ich mir, aus mir heute völlig unbegreiflichen Gründen, den RealPlayer G2 heruntergeladen hatte,und nach einiger Zeit mal wieder auf  die Idee kam, bei mp3.com nachzuschauen, welche Neuzugänge es in der Rubrik Jazz/Blues gibt.( Für mich auch, neben der "Schüttelfestigkeit" der mobilen Player, die einzig sinnvolle Nutzung des Formates: unbekannte Künstler international, und vor allen Dingen bei den Plattenfirmen bekannt zu machen. (Nebenbei: ich habe es nie verstanden, warum sich irgendwelche Leute die Mühe machen und Raubkopien der neuesten Hits ins Netz zu stellen, und dann gibt es noch jede Menge Leute, die sich immense Onlinekosten aufhalsen, nur um die dann zu finden und herunterzuladen. Also meine Soundkarte hat einen Line-in Eingang und ein Radio habe ich auch. Die neuesten Hits werden auch immer im Radio gespielt, die Riesen-10GB-Festplatte ist schon für unter 350 DM zu haben (EIDE), da passen schon ein paar Stunden drauf und gute Encoder gibts tatsächlich schon als Freeware (zumindest unter Linux))).
    Aber ich schweife ab.
    Auf mp3.com gibt es nun die Möglichkeit, in die Stücke kurz hineinzuhören, mittels Real-Streaming-Audio. Gesagt, getan und das Dingen, der RealPlayer, wollte unbedingt "geupdatet" werden.
    "Bugfixing", dachte ich und stimmte zu. Mein Browser lud, unaufgefordert, die Seite von Real, die mir den Download einer "Jukebox" anboten. Da ich auch einer der Sorte bin, die sich von Kostnix-Angeboten blenden lassen - mich wundert, daß ich mir noch nie einen Virus eingefangen habe - habe ich das Angebot angenommen, die Werbemail geht wie immer an devnull@gmx.net. Das sich dieses Programm ohne Rückfragen automatisch installiert - naja, ich habe ja gesagt, daß ich es gerne hätte.
    Als ich dann das nächste Mal Netscape starten wollte:
    Segmentation fault!
    Ich konnte diese Fehlermeldung nicht mehr in Beziehung zu der Jukebox setzen, war zu lange her und ich hatte zwischenzeitlich einen (Software)Plattencrash wg. Stromausfall. Nachdem ich mittels verschiedener Linuxutils (ja meint ihr denn, ich mach sowas unter Windows? Geht das überhaupt?) die Platte repariert hatte und einige beschädigte Sektoren gefunden hatte, die etwas von Netscape sagten, habe ich mich durchgerungen und den neuen NN 4.61 installiert.
    Segmentation fault!
    ???
    3 verschieden und frische Virenscanner über die Platte gejagt - nichts.
    Dann fiel mir diese Jukebox ein, die war doch als Beta definiert, startete und lief aber einwandfrei. Ich konnte aber bei der Gelegnheit erkennen, das ich das Programm eigentlich nicht brauche, da ist Winamp doch die bessere Alternative (mittlerweile sogar Freeware!). Also habe ich es deinstalliert, und danach Netscape noch einmal gestartet, um den Fehler genauer lokalisieren zu können, schließlich habe ich Windows noch nie neuinstallieren müssen und wollte diesen brutalen Akt der Verzweiflung auch hier vermeiden.
    Netscape 4.61 startet wunderbar.
    No further comment!
    Dann gab es da noch die Geschichte mit dem neuen Acrobat Reader 4.0. Ich lade mir die .pdf Dateien stets nur herunter und lese sie offline (Warum, um Gotte Willen, muß denn jede sch... Dokumentation in diesem raumgreifenden Format gehalten sein? 300 kb und mehr, wo es eine einfache Textdatei von 3 kb auch getan hätte? Und wenn es denn bebildert sein muß, geht da denn nicht auch HTML?). Nun gab es ein Bestellformular zum Ausdrucken, unterschreiben und faxen (ist dann "rechtsgültiger" ?) als 13 kb .pdf Datei. Angeklickt, Netscape sagt "Plugin wird geladen", Sanduhr, Totalabsturz.
    Nach einigem Hin und Her habe ich dann festgestellt, das Acrobat Reader 4.0 und Netscape sich nicht vertragen, habe allerdings Acrobat noch nicht neu installiert, vieleicht hilft es.
    Ach, übrigens Linux läuft bei mir mit einem Entwicklerkernel, diverser Beta, Alpha und sogar preAlpha Software stabil und wenn ich nicht so einen fiesen Hardwarebug im Motherboard hätte, der es verhindert, daß ich die ISDN-Karte benutzen kann, hätte ich ich diesen Riesenvirus, der sich WIndows 98 schimpft, schon längst von der Platte geräumt und den gewonnenen Platz BeOS geschenkt ( die Zahl an Software für dieses OS wächst exponentiell, nur die Hardwareunterstützung läßt noch etwas zu wünschen übrig). Wer einmal gesehen hat, wie dieses OS die Daten aus der TV-Karte liest, on the fly mpeg komprimiert und auf die Platte schreibt und das auf einem alten P200 mit 128 MB RAM schmeißt glatt seinen Videorecorder weg. Diese Werbung nur als Hinweis darauf, das neue, propietäre Software auch gut und sinnvoll sein kann, in diesem Fall dann aber auch wenig Beachtung findet. ( Ja, ich weiß, das BeOS keine Freeware ist )
    Einen ruhigen Feierabend wünscht
    Christoph

  3. Hallo!

    Sprach's - und wurde von der Realitaet ueberholt!

    Viele von uns haben es wohl vergessen, manche wussten es gar nicht. Das GIF-Format ist keineswegs ein freies Format wie HTML und Co. Aehnlich wie PDF ist es aber so weit verbreitet, dass es zum Quasi-Standard geworden ist. Kein Mensch macht sich mehr Gedanken darueber, dass sowohl die Firma Unisys als auch IBM Patente auf dem Format haben, genauer gesagt auf den verwendeten Kompressionsalgorithmus LZW. (Ja tatsaechlich, sowohl Unisys als auch IBM haben ein Patent auf dieselbe Sache. Warum sollte denn das US Patent and Trademark Office nicht mindestens genauso weltfremd sein wie das Deutsche Patentamt?)

    Wer ein Programm zum erstellen von komprimierten GIF-Bildern schreibt und dieses fuer kommerzielle Zwecke zur Verfuegung stellt, muss sich erst eine Lizenz zur Verwendung des LZW-Verfahrens besorgen. Viele Freeware- und Sharewareautoren haben dies in der Vergangenheit versaeumt. (Die Tatsache, dass Freewareprogramme selbst nicht kommerziell sind, bedeutet nicht, dass man sie nicht fuer kommerzielle Zwecke nutzen kann.) Unisys will nun von den Webmastern dieser Welt Lizenzgebuehren haben, weil viele von ihnen solche Programme verwendet haben, ohne dass deren Autor bereits eine Lizenz erworben hat. Siehe http://www.heise.de/newsticker/data/jl-30.08.99-000/.

    Ich frage mich, ob Unisys jetzt auf die letzten paar Jahre (das Patent laeuft 2003 aus) um jeden Preis noch Kohle rausschlagen will.

    Beim GNU Project hat man uebrigens gerade wegen des Patents (bzw. der Patente) auf den Gebrauch von GIF-Bildern auf der gesamten Website verzichtet. Auf http://www.gnu.org/philosophy/gif.html findet sich ein sehr interessanter Text dazu.

    Calocybe

    1. Hallo Calocybe!

      Unisys will nun von den Webmastern dieser Welt Lizenzgebuehren haben, weil viele von ihnen solche Programme verwendet haben, ohne dass deren Autor bereits eine Lizenz erworben hat. Siehe http://www.heise.de/newsticker/data/jl-30.08.99-000/.

      Ich frage mich, ob Unisys jetzt auf die letzten paar Jahre (das Patent laeuft 2003 aus) um jeden Preis noch Kohle rausschlagen will.

      Hmmmh.... heisst das jetzt, wir sollten alle Bilder von den eigenen Webseiten wegputzen, und nur noch JEPG - Bomben einsetzen, oder gar bitmaps, damit nur noch IE-user was davon haben ;-)

      5000 Ami-Eier sind kein Pappenstiel (50 hätte ich noch investiert).

      Bis danndann

      PAF (patrickausfrankfurt, heute ohne TBGG)

      1. Hmmmh.... heisst das jetzt, wir sollten alle Bilder von den eigenen Webseiten wegputzen

        Nein, es geht ja nur um die *Autoren* von Programmen, die GIFs erzeugen können. Diese Programmautoren verstoßen gegen das Copyright, wenn sie einen geschützten Algorithmus implementieren, ohne ihn zu lizensieren.
        Ich habe mal irgendwo eine Erklärung von Unisys gelesen, die die reine *Benutzung* von GIFs explizit von diesem Copyright ausnimmt.

        1. Hallo Michael!

          Nein, es geht ja nur um die *Autoren* von Programmen, die GIFs erzeugen können. Diese Programmautoren verstoßen gegen das Copyright, wenn sie einen geschützten Algorithmus implementieren, ohne ihn zu lizensieren.

          Aber genau das ist ja der Wahnsinn! Obwohl eigentlich diese Autoren zur Rechenschaft gezogen werden muessten (obwohl auch dies schon eine Frechheit waere), sollen jetzt tausende von Webmastern blechen, da die mit guter Wahrscheinlichkeit Programme benutzt haben, fuer die der Algorithmus nicht lizensiert wurde. Schau nochmal auf den Heise-Artikel und folge dem dortigen Link.

          Calocybe

          1. Schau nochmal auf den Heise-Artikel und folge dem dortigen Link.

            Hoppla - das las sich früher aber anders! Danke sehr; Kopie davon ist unterwegs an meinen Chef ...

        2. Ich habe mal irgendwo eine Erklärung von Unisys gelesen, die die reine *Benutzung* von GIFs explizit von diesem Copyright ausnimmt.

          Nach Calocybes Einwand habe ich mal nach dem erwähnten Artikel gesucht und ihn unter http://lpf.ai.mit.edu/Patents/Gif/unisys.html gefunden. Er stammt aus dem Jahr 1995, als Unisys offenbar erstmals das GIF-Copyright einforderte. Die Schlüsselstelle für Homepage-Besitzer in dieser (von Unisys selbst herausgegebenen) Erklärung lautete m. E.:

          "Commercial *developers* of GIF-based software for the Internet are expected to secure a licensing
          agreement with Unisys for software products introduced beginning in 1995, or enhancements of
          products that were introduced prior to 1995. Again, terms should not preclude the entry by these firms into the marketplace.
          For organizations introducing World Wide Web servers and 'Home Page' offerings, most will *not* be required to secure a license from Unisys. Most organizations acquire software from other developers to create their offerings on their servers. Therefore, only the software firms who sell the enabling software for profit would be expected to secure a licensing agreement from Unisys."

          Also entweder habe ich diese Zeilen nicht verstanden, oder Unisys hat seine Meinung jetzt radikal geändert ...

          1. Hi!

            Also entweder habe ich diese Zeilen nicht verstanden, oder Unisys hat seine Meinung jetzt radikal geändert ...

            Tja, so sieht's leider aus (ich meine den zweiten Teil des Satzes). Ich nehme das einfach mal als Bestaetigung meiner Vermutung, dass die jetzt einfach noch Kohle rausschlagen wollen, solange sie noch die Moeglichkeit haben.

            Calocybe