Stefan Muenz: Ein paar Fragen zu eurem Verhaeltnis zu Text, Grafik und Bildschirm

Liebe Forumer,

Michael Schroepl hat sich mal wieder eine seiner von ihm selbst erfundenen "Initiativstrafen" eingehandelt <g>. Diesmal hat er seine interessanten Ideen allerdings nicht im Forum gepostet, sondern per Mail, wohl aber signalisiert, dass er sich an ein "request for comments" hier im Forum gerne dranhaengen werde...

Worum geht es ueberhaupt? Um einen neuen Artikel hier auf den Aktuell-Seiten: </selfaktuell/e-woerter.htm>.

Zu diesem Artikel hat Michael - schon regelrecht kongenial - weitere, eigene Gedanken beigesteuert. Das brachte Kess und mich auf die Idee, man koennte doch weitere Statements sammeln, vielleicht sogar einen richtig schoenen grossen Forums-Thread zu den behandelten Themen starten und aus den Ergebnissen einen zweiten Artikel zusammenstellen. Dann gaebe es halt eine e-woerter-2.htm, die als assoziative Antwort auf die e-woerter.htm zu verstehen ist.

Wem also bei den Themen, die in jenem Artikel behandelt werden, die Hirnzellen vor Aufregung brennen, der moege sich doch hier einklinken und seine Gedanken einfach mal ausformulieren. Wie gesagt - es waere schoen, wenn genug Interessantes dabei zusammenkommt, um vielleicht einen zweiten Artikel daraus zu machen, der als Antwort oder als Erweiterung des vorhandenen Artikels gedacht ist.

Das Ganze kann auch als Experiment gesehen werden: denn wenn es gelingt, koennte man auch in Zukunft aus interessanten Forums-Threads solche dialogischen Artikel machen, in denen die Diskussion verdichtet festgehalten wird.

viele Gruesse
  Stefan Muenz

  1. Hallo Stefan!

    Dieser Artikel spricht mir aus meiner (zerrissenen) Seele. Grundsaetzlich bin ich fuer Publikationen in elektronischer Form, vor allem, wenn es z.B. um Nachrichten oder Tutorials geht. So etwa, wie Dein SELFHTML. Wenn ich mir vorstelle, jedes *Update* eines Tutors in Druckform neu kaufen zu muessen!!! Vor allem die Moeglichkeit, Downloads zur Aktualisierung bereitzustellen ist eigentlich _der_ Knackpunkt. Weiterhin besteht die Moeglichkeit. zu den Informationen und Nachrichten Meinungen abzugeben und zu diskutieren. Beispiel SELF-Forum, Heise-Ticker. DAS ist mein Verstaendnis vom Internet als Informationsmedium. Als Leser und somit Informations-Konsument bin ich doch willens, immer die neuesten Nachrichten und Informationen zu erhalten. Wie schoen waere es doch, wenn ich meine Tageszeitung jederzeit per Plug-n-Play lesen koennte. Oder wenn ich mir ein Werbeprospekt eines Supermarkts meiner Wahl laden koennte. Oder....
    _Ohne_ Papiermuell, _ohne_ ungewollte Werbung, die nur die Papiertonne fuettert. Der Umweltaspekt dieser e-Medien ist unvorstellbar hoch!

    Du siehst also, ich bin ein gluehender Verfechter dieser Medien.

    ABER!!!!

    Und jetzt kommt das GROSSE Aber:

    Beim Fruehstueck eine digitale Zeitung zu lesen, kann ich mir schon vorstellen. Nur bin ich mit Buechern gross geworden. Kein digitales Medium dieser Welt mit seinen animierten Bildern kann die geistige Anregung eines gedruckten Buches, die Athmosphaere eines im Kerzenschein gelesenen Liebesromans (ja ich lese auch so etwas!), die Spannung einer unter der Decke im Schein einer Taschenlampe *verschlungenen* Abenteuerbuches ersetzen. Oder kannst Du Dir vorstellen, ein _Blatt_ Bildschirm mit animierten Grafiken und *raschel* Sound? Ich denke nicht, dass so etwas die Phantasie eines Kindes anregt.

    Der Einsatz elektronischer Medien ist in dieser schnellebigen Zeit auf jeden Fall ein Vorteil, - aber nur da, wo er angebracht ist. (Man faehrt ja auch nicht mit dem Fahrrad von M nach B und mit dem Auto in die Kneipe um die Ecke)

    Gruß
    Thomas

    Gruß
    Thomas

    1. Oder kannst Du Dir vorstellen, ein _Blatt_ Bildschirm mit animierten Grafiken und *raschel* Sound?

      Ich kann.

      Das eBook ist nicht mehr weit entfernt vom "Blatt"-Bildschirm, und das Raschel-Geräusch müßte sich mit heutiger Technik auch hinkriegen lassen (bisher sind die Lautsprecher dafür noch etwas voluminös, aber das wird alles noch viel miniaturisierter werden).

      1. Hallo Michael!

        Meine Liebe zu Buechern, wie ich sie dargestellt habe, beruht ganz einfach auf Erlebnissen (vor allem aus meiner Kindheit). Ich persoenlich kann mir nicht vorstellen, _Literatur_ in dem Sinne von einem eBook zu lesen und dabei das Gleiche zu empfinden. Vielleicht wird diese Einstellung in ein paar Generationen nur muede belaechelt, weil dann die Informationen direkt ins Gehirn *gestreamt* werden, aber es ist meine persoenliche Einstellung, und die war gefragt. Ich habe mal in einer Serie mit Einzelstorys (SienceFiction) eine Geschichte gesehen, in der genau dieses Szenario dargestellt wurde. Die Hauptperson war aber nicht in die *Gemeinschaft* integriert, da dieser Mann *inkompatibel* war. Zu Schluss der Geschichte siegte aber doch das *pBook* , da ein Virus im System war.

        <Die Moral von der Geschicht>
        Solange sich unser Denken und Handeln sowie unsere <cite>ich sach ma</cite> Moral nicht einer Gemeinschaft entsprechend entwickelt, wird die Elektronik nur ein Helfer sein, da wir noch nicht reif fuer so etwas sind. Ich plaediere hier nicht fuer Einheitlichkeit oder gar Sozialismus sondern bin nur der Meinung, dass fuer so etwas ein gewisses Gemeinschaftsgefuehl notwendig ist. Wenn sich im Getriebe nur ein Zahnrad falsch dreht, kann man das ganze Getriebe wegwerfen. (oder nur das Zahnrad im Sinne <../../sfarchiv/1999_4/t08974.htm#a45587>).
        </Die Moral von der Geschicht>

        Gruß
        Thomas

  2. Liebe Forumer,

    Der Verweis auf den Artikel hat mich dazu angeregt, ihn gleich zu lesen. Hier ein paar Kommentare einer advocata diaboli (nicht nur im strengen Sinnes des Begriffes):

    <cite>
    Nicht nachempfinden können, daß das Wort an sich wichtig ist, nicht die Verpackung. Die ist für die Augen.
    </cite>

    Wie wahr, wie wahr. Besonders wenn diese meine Augen von einem ganzen Tag am Bildschirm gestreßt sind, freut ich mich doch so richtig auf einen Abend mit Wörtern, Sätzen, Inhalten, die nicht auf einer Flimmerscheibe erscheinen, sondern in flimmerfreies Papier "verpackt" sind.

    BTW, ich liebe nicht nur die Stapel im Regal, ich bin auch ein Leihbücherei-Fan. Da kann ich die Bücher genießen und dann wieder wegtragen. Was ich wieder lesen will, das hole ich mir halt nochmal.

    <cite>
    Wörterketten, Sätze, mit denen du mich konfrontierst, assoziieren Bilderketten in mir, die zwar ganz persönliche Codes sind, mich dafür aber sehr zuverlässig und präzise das Gemeinte empfinden lassen.
    </cite>

    Was versteht ihr hier unter präzise? Wer jemals in einem Gespräch versucht hat, ein Mißverständnis zu klären, weiß, daß dieselben Wörter in verschiedenen Köpfen so verschiedene Assoziationen hervorrufen können, daß sogar schon Freundschaften daran zerbrochen sind.

    <cite>
    Der Mensch macht in seinem Fortbewegungsverhalten eine kontinuierliche Entwicklung durch, der er sich auch geistig ständig anpaßt.
    </cite>

    Vielleicht geistig! Ich bezweifle jedoch, daß eine Anpassung im emotionalen und sozialen Verhalten ebenso leicht und schnell mitkommt.

    <cite>
    Im Internet und vielleicht irgendwann auch im realen Raum funktioniert dieses Meßinstrument nicht mehr. Unser Verstand suggeriert uns bei völlig voneinander getrennten Angeboten eine Nähe, die man räumlich gesehen am besten mit einem durch eine Tür getrennten Nachbarzimmer vergleichen kann.
    </cite>

    Ich sage nur: Die Behördenseite mit dem "schmuddeligen Inhalt", auf die Stefan hier im Forum vor einiger Zeit verwiesen hat.

    Vielen Gruß vom Bücherfan Karin.

    1. Hallo Karin.

      Wie wahr, wie wahr. Besonders wenn diese meine Augen von einem ganzen Tag am Bildschirm gestreßt sind, freut ich mich doch so richtig auf einen Abend mit Wörtern, Sätzen, Inhalten, die nicht auf einer Flimmerscheibe erscheinen, sondern in flimmerfreies Papier "verpackt" sind.

      Was nicht ist, das kann noch werden. <g> Auch der absolut flimmerfreie Bildschirm wird noch erfunden werden. Das können wird uns heute vielleicht nur nicht vorstellen.

      BTW, ich liebe nicht nur die Stapel im Regal, ich bin auch ein Leihbücherei-Fan. Da kann ich die Bücher genießen und dann wieder wegtragen. Was ich wieder lesen will, das hole ich mir halt nochmal.

      Das ist kein Widerspruch zu e-books und keine besondere Eigenschaft von Büchern.

      Was versteht ihr hier unter präzise? Wer jemals in einem Gespräch versucht hat, ein Mißverständnis zu klären, weiß, daß dieselben Wörter in verschiedenen Köpfen so verschiedene Assoziationen hervorrufen können, daß sogar schon Freundschaften daran zerbrochen sind.

      Das ist leider wahr. Dennoch ist imho die Sprache die präziste Kommunikationsform, die wir beherrschen.

      Vielleicht geistig! Ich bezweifle jedoch, daß eine Anpassung im emotionalen und sozialen Verhalten ebenso leicht und schnell mitkommt.

      Darum geht es doch aber. Hier machen wir eine geistige Entwicklung durch, der wir auf anderen Ebenen nicht ebenso schnell folgen können/wollen/dürfen ... Die Frage ist, in wie weit die geistige Entwicklung eine soziale Anpassung nach sich zieht oder behindert und umgekehrt.
      Durch das Medium Internet lernen wir Menschen jenseit von räumlichen oder auch gesellschaftlichen Schranken kennen, denen wir anderenfalls möglicherweise nicht begegnet wären, sie zumindet aber nicht wahrgenommen hätten. Hat nicht der damit folgende gedankliche Austausch Folgen auf unser gesellschaftliches Leben ?

      Viele Grüße
        Kess

  3. Hi Stefan,

    eine gute Idee, so ein Dialog in etwas geordneter Form herauszubringen. Die Threads im Forum sind häufig nicht so bequem zu lesen, da sie viele Sprünge beinhalten, und sozusagen "von unten" gelesen werden müssen.

    Aber zum Thema: Bei der Frage, was sich durchsetzen wird, p-books (Papier-Bucher) oder e-books, denke ich persönlich, dass die Antwort lautet: sowohl als auch.

    Mit den e-books bekommen wir ein neues Medium, das wir nutzen können, wenn wir dazu Lust haben, oder es die Umständen passt. Durch die Erfindung des SmartPapiers (Papier, das als "Bildschirm" funktionieren kann) werden die e-books handlicher und augenfreundlicher. Diese werden aber sicherlich die p-books nur auf sehr lange Sicht ersetzen, genauso wenig wie e-mail die herkömmliche, gelbe Post ersetzt hat. Das eine steht nicht in Wiederspruch zum anderen.

    Gruß,
    UlfL

    1. Aber zum Thema: Bei der Frage, was sich durchsetzen wird, p-books (Papier-Bucher) oder e-books, denke ich persönlich, dass die Antwort lautet: sowohl als auch.

      Das sagt Du als jemand der noch im 20sten JH grossgeworden ist. Deinen Enkeln wirst Du spaeter erklaeren, warum wegen Dir Baeume sterben mussten, wie Du nur sowas unhandliches wie ein Buch zur Hand nehmen konntest. Dieses muffiges raschelnde etwas, wo einem die Haende wehtun und man staendig darauf achten muss, dass ihm nichts passiert. Nichtmal editierbare Lesezeichen/Anmerkungen kann man sich machen, ohne dass das Buch letztlich unbrauchbar.
      Dieses ganz romantische Gehabe, wie "unter einer Decke mit Taschenlampe lesen", "bei Kerzenschein das rascheln der Papiers hoeren" - davon werden sich Kinder die gleich mit dem eBook aufwachsen nicht beeindrucken lassen - sie werden einfach ihre eigene Romantik bilden/finden und sie sich nicht von irgendwelche ewiggestrigen Typen aus dem letzten Jahrtausend vorschreiben lassen.

      Viele Gruesse, Thomas Hieck

      1. Hi Thomas,

        Aber zum Thema: Bei der Frage, was sich durchsetzen wird, p-books (Papier-Bucher) oder e-books, denke ich persönlich, dass die Antwort lautet: sowohl als auch.

        Das sagt Du als jemand der noch im 20sten JH grossgeworden ist. Deinen Enkeln wirst Du spaeter erklaeren, warum wegen Dir Baeume sterben mussten, wie Du nur sowas unhandliches wie ein Buch zur Hand nehmen konntest.

        Ob das so schnell geht bezweifele ich [Woher weißt du überhaupt, dass ich nicht bereits Enkel habe? ;-)]. Das Buch ist schon mehrmals für tot erklärt worden. Aber wenn man weit genug in die Zukunft schaut, wird sich sicherlich einiges verändern. Irgendwann brauchen wir vielleicht nicht einmal lesen. Einfach ein USB-Anschluss hinter das Ohr, und mit 2 Mbit/sek hat man binnen wenige Sekunden Shakespeares gesammelten Werke verschlungen.

        Meine Perspektive gilt deshalb das was uns in den nächsten Jahren erwartet, nicht eine hypothetische Zukunft.

        Dieses ganz romantische Gehabe, wie "unter einer Decke mit Taschenlampe lesen", "bei Kerzenschein das rascheln der Papiers hoeren" - davon werden sich Kinder die gleich mit dem eBook aufwachsen nicht beeindrucken lassen - sie werden einfach ihre eigene Romantik bilden/finden und sie sich nicht von irgendwelche ewiggestrigen Typen aus dem letzten Jahrtausend vorschreiben lassen.

        Wer hat denn jemals von vorschreiben gesprochen? Ich denke, das Einfinden der e-books in unsere Gesellschaft wird ziemlich zwanglos von statten gehen. Irgendwann sind sie ein genauso natürlicher Bestandteil unseres Lebens wie e-mail. Aber ich glaube nicht, dass deshalb alles "ewiggestrige" über Nacht weggeschmissen werden kann.

        Gruß
        UlfL

        1. Wer hat denn jemals von vorschreiben gesprochen? Ich denke, das Einfinden der e-books in unsere Gesellschaft wird ziemlich zwanglos von statten gehen. Irgendwann sind sie ein genauso natürlicher Bestandteil unseres Lebens wie e-mail. Aber ich glaube nicht, dass deshalb alles "ewiggestrige" über Nacht weggeschmissen werden kann.

          Wenn Du etwas fuer wie Papierrascheln fuer romantisch und was weiss ich noch erklaerst, dann schreibst Du deine Kindern/Enkeln vor die gleiche Vorstellung von Romatik zu entwickeln. Aber vielleicht finden die es romantisch das leichte Leuchten eines eBook Displays und die leisen Piepser der Navigationselemente unter einer Bettdecke zu erleben.

          Was ich sagen will: Es gibt keinen wirklich Vorteil eines Buches, ausser, dass es im Moment noch ein gutes Geschenk sein kann :-) Das Buch wird sicher nicht ganz verschwinden aber ich bin ueberzeugt, dass es irgendwann keine Rolle mehr spielen wird. Spaetestens, wenn zwei Generation mit dem eBook aufgewachsen ist.

          Ich sehne mich uebrigens auch nach einen leichten suessen kleinen piepsenden Pad, wo ich all das lesen will, was ich moechte.
          Natuerlich muss es auch moeglich sein eigene Dinge niederzuschreiben und in diesem eBook mitzunehmen. Als reines ROM Medium wird es sich sicher nicht gleich durchsetzen.

          Viele Gruesse, Thomas Hieck

          1. Hi Thomas,

            Wenn Du etwas fuer wie Papierrascheln fuer romantisch und was weiss ich noch erklaerst, dann schreibst Du deine Kindern/Enkeln vor die gleiche Vorstellung von Romatik zu entwickeln.

            Hört sich nicht besonders logisch an, oder? *G*

            Was ich sagen will: Es gibt keinen wirklich Vorteil eines Buches, ausser, dass es im Moment noch ein gutes Geschenk sein kann :-)

            Robust, verbraucht kein Strom, kann mehrere hundert Jahre archiviert werden (was sind unsere selbstgebrannten CDs wert in zehn Jahren?), einfach zu entsorgen/recyceln ...

            Das Buch wird sicher nicht ganz verschwinden aber ich bin ueberzeugt, dass es irgendwann keine Rolle mehr spielen wird. Spaetestens, wenn zwei Generation mit dem eBook aufgewachsen ist.

            Das glaube ich auch. Aber bis dahin werden sicherlich noch einige Jährchen verstreichen.

            Ich sehne mich uebrigens auch nach einen leichten suessen kleinen piepsenden Pad, wo ich all das lesen will, was ich moechte.

            Klar, wenn du mal ein übrig hast, nur her damit! *G*

            Gruß,
            UlfL

            1. Wenn Du etwas fuer wie Papierrascheln fuer romantisch und was weiss ich noch erklaerst, dann schreibst Du deine Kindern/Enkeln vor die gleiche Vorstellung von Romatik zu entwickeln.

              Hört sich nicht besonders logisch an, oder? *G*

              Stimmt, aber trotzdem ist es doch oft so :-) Persoenlich darf man ja daran festhalten. Aber die naechste Generation sollte ihr eigene Romantik aufbauen. Uns steht es nicht zu, ihnen zu sagen, dass ein eBook nicht romantisch waere. Mehr wollte ich nicht ausdruecken.

              Viele Gruesse, Thomas Hieck

            2. Hi Thomas,

              Ich sehne mich uebrigens auch nach einen leichten suessen kleinen piepsenden Pad, wo ich all das lesen *will*, was ich *moechte*.

              Wie war das doch mit Karl Valentin: Meg' dat' wia schon woin, aba derfa ham wia uns ned traut. (Übersetzung nur auf Anfrage)

              Oder ist der Weg vom Willen zum Mögen manchmal so groß, daß man ihn trennen muß? Mein Vorschlag:

              wo ich all das lesen kann, was ich moechte.

              Ob es dann auch alles zu Lesen gibt, was Du lesen möchtest, ist auch noch so eine filosofische Phrage;-)

              mfg, Karin

              1. Oder ist der Weg vom Willen zum Mögen manchmal so groß, daß man ihn trennen muß? Mein Vorschlag:

                wo ich all das lesen kann, was ich moechte.

                Manchmal ueberschlaegt man sich auf der Tastatur, aber auf dem *WILL* bestehe ich dennoch:
                "wo ich all das lesen will, was ich mir vorstelle"

                • das nur um das *MOECHTE* zu erklaeren.

                Viele Gruesse, Thomas Hieck.

  4. [...] man koennte doch weitere Statements sammeln, vielleicht sogar einen richtig schoenen grossen Forums-Thread zu den behandelten Themen starten und aus den Ergebnissen einen zweiten Artikel zusammenstellen.

    Bei E-Mail-Diskussionen stelle ich es mir eigentlich ziemlich schwierig vor, das Ganze nachträglich in die Form eines sequentiellen Dialoges zu bringen. In der Praxis laufen e-Dialoge doch so ab, daß ein Text von Dialogpartner A zerstückelt und häppchenweise von B zitiert und kommentiert wird. A wiederum macht das Gleiche mit dem Text von B, so daß sich mit fortschreitender Dialogdauer eine Art von "Baumstruktur" ergibt, in der verschiedene Aspekte des Themas oder irgendwann sogar ganz unterschiedliche Themen diskutiert werden. Der Dialog spaltet sich also gewissermaßen auf. Bei zwei e-Dialog-Partnern mag das ja noch einigermaßen übersichtlich bleiben, aber wenn mehr als zwei Personen beteiligt sind, müßte man wahrscheinlich mehrere thematische Abschnitte daraus machen, um das Ganze noch sequentiell organisieren zu können...

    Wem also bei den Themen, die in jenem Artikel behandelt werden, die Hirnzellen vor Aufregung brennen, der moege sich doch hier einklinken und seine Gedanken einfach mal ausformulieren. Wie gesagt - es waere schoen, wenn genug Interessantes dabei zusammenkommt, um vielleicht einen zweiten Artikel daraus zu machen, der als Antwort oder als Erweiterung des vorhandenen Artikels gedacht ist.

    Was das Thema "Hypertext" allgemein angeht, kommt es wohl sehr stark auf die Strukturierung des Hypertextes an, ob er einen Inhalt effizient vermitteln kann. In normalen Büchern oder Artikeln auf Papier gibt es ja sozusagen auch "Hyperlinks" - die Verweise, die sich entweder auf Fußnoten oder auf Anmerkungen im Anhang beziehen. Es handelt sich also um Verweise mit einer Verschachtelungstiefe von 1. Bei Hypertexten ist es dagegen ja oft so, daß ein Hyperlink zum nächsten führt, und immer so weiter. Theoretisch kann die Verschachtelungstiefe somit beinahe "unendlich" sein. Wenn ein Hypertext schlecht strukturiert ist, kann man schnell den "roten Faden" oder die Orientierung innerhalb des Gesamt-Dokumentes verlieren. Eine einfache und klare Navigation mit übersichtlicher Anzeige der momentanen Position innerhalb der Verschachtelung der Hyperlinks finde ich bei Hypertexten daher unerläßlich. Außerdem sollte die "History" der besucheten Seiten bzw. der Positionen innerhalb der Seiten auch zwischen einzelnen Sessions bestehen bleiben - ein großes Manko noch bei den heutigen Browsern! Was mich persönlich nämlich an großen Hypertext-Dokumenten stört, ist die Tatsache, daß nach Abschalten des Rechners - weil man ja nicht alles an einem Stück lesen kann - [oder nach einem Browserabsturz ;-( ] auch der gesamte bisherige Verlauf der History weg ist. Zwar gibt es bei Netscape eine globale "History", aber die bezieht sich auf *sämtliche* Dokumente, die vom Browser irgendwann mal angezeigt wurden, nicht aber auf eine bestimmte Session.

    Zum Thema "e-book": Kenne ich nicht aus der Praxis, aber meine Anforderung wäre erst einmal ein sehr gut lesbares, kontrastreiches und nicht reflektierendes Display, das auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut lesbar ist (so wie eben Papier auch). Die Navigation sollte effizient sein und die Orientierung innerhalb des Dokuments zu jeder Zeit gegeben sein - eigentlich dieselben Anforderungen wie bei Browser und Hypertext. Wichtig fände ich auch eine Möglichkeit, eigene Notizen an beliebigen Stellen des Dokuments anbringen zu können, die auch leicht wieder aufgefunden werden können. Diese sollten natürlich auch dauerhaft mit dem Dokument verknüpft bleiben.  Außerdem sollte jederzeit schneller Zugriff auf vorhandene e-book-Dokumente gegeben sein - z.B. CD oder Flashcard rein und fertig. Dabei sollten natürlich die Notizen, die History und eventuelle Bookmarks des vorher geladenen e-book-Dokuments erhalten bleiben, denn das will man ja ggf. später weiterlesen. Übertragung einzelner Passagen in den PC zwecks Zitaten sollte auch ermöglicht werden - ein papiernes Dokument kann man ja auch auf den Scanner legen und per OCR erfassen. Und nicht zuletzt sollte natürlich die Akku-Betriebsdauer ausreichen, um auch längere "outdoor"-Lese-Sessions zu überstehen. - Wie gesagt, kenne ich e-books nicht in der Praxis und weiß daher nicht, ob das alles damit schon möglich ist oder nicht.

    Das Ganze kann auch als Experiment gesehen werden: denn wenn es gelingt, koennte man auch in Zukunft aus interessanten Forums-Threads solche dialogischen Artikel machen, in denen die Diskussion verdichtet festgehalten wird.

    Viel Spaß - aber das wird wahrscheinlich aus den eingangs genannten Gründen nicht ganz so trivial sein, wie es auf den ersten Blick erscheint...

    Gruß,
    Stefan

    1. Moin,

      Orientierung, nachladen weiterer Dokumente, Notizen, etc. Im Wesentlichen erfüllt das Rocketbook die von Dir formulierten Anforderungen. Trotzdem wird der jetzige Ansatz scheitern, obgleich er einen wichtgen Zwischenschritt darstellt.

      Das liegt zum Einen am derzeitigen Rocketbook selber: Es faßt sich wegen der verwendeten Kunststoffes nicht angenehm an und wird bei längerm Halten durch das Schwitzen der Hände leicht glitschig. Das liesse sich durch bessere Materialien in den Griff kriegen. Zudem ist es noch zu klobig und sieht nicht "sexy" aus. Ein wesentliches Verkaufsargument, wie Apple immer wieder vormacht.

      Das Display ist noch nicht kontrastreich und vor allem nicht fein genug. Bei etwa 120 DPI sieht man immernoch Pixeltreppen; erst ab 300 DPI sind die nicht mehr zu sehen; und da muss noch ziemlich viel entwickelt werden.

      Vor allem aber ist ein Buch das Medium, das in der Digitalisierung an letzter Stelle stehen wird; jedenfalls das literarisch wertvolle. (Je nach persönlichem Gusto)

      Vorher stehen technische und wissenschaftliche Publikationen, die einerseits schnellebig sind und andereseits vom Hypertextprinzip profitieren können.

      Ganz zu Begin sehe ich die Tageszeitungen. Was spricht dagegen, mit einm ABO ein geeignetes Lesegerät zu bekommen und die aktuellen Ausgaben jeden Morgen aus der Telefonbuchse zu ziehen? (Oder wie auch immer) Im Format A4, farbig, mit vielerlei Speicher- und Dokumentationsmöglichkeiten. Mit einem Knopfdruck, wie das die kleinen Palm Pilots jetzt schon vormachen. Was die Alltagstauglichkeit angeht, sind die auch ein interessanter Zwischenschritt. Ein einziger Knopf muss für die tägliche Update-Prozedur reichen. Spart die Unmengen von Papier- und Transportkosten dieses Wegwerfproduktes Tageszeitung.

      Mit der zunehmenden verwendung XML-basierter Produktionssysteme ist es überhaupt kein Problem mehr, aus einer Ausgabe eine Oberfläche für verschiedenste Medien zu machen. Gebt den Display-bastlern noch 2-3 Jahre, den Speicherherstellern auch, dann können solche komfortablen Geräte für einen kleinen dreistelligen Betrag unters Volk gebracht werden.

      Den Roman lese ich weiterhin mit Kaffeeflecken und zerfledderten Seiten. Dieses Medium mit seinen vielen, in diesem Thread beschriebenen, persönlichen Affinitäten zu digitalisieren halte ich für zwei Schritte zu früh. Oder eine ganze Generation.

      Gruss, kaz

    2. Außerdem sollte die "History" der besucheten Seiten bzw. der Positionen innerhalb der Seiten auch zwischen einzelnen Sessions bestehen bleiben - ein großes Manko noch bei den heutigen Browsern!
      Was mich persönlich nämlich an großen Hypertext-Dokumenten stört, ist die Tatsache, daß nach Abschalten des Rechners - weil man ja nicht alles an einem Stück lesen kann - [oder nach einem Browserabsturz ;-( ] auch der gesamte bisherige Verlauf der History weg ist. Zwar gibt es bei Netscape eine globale "History", aber die bezieht sich auf *sämtliche* Dokumente, die vom Browser irgendwann mal angezeigt wurden, nicht aber auf eine bestimmte Session.

      Da "funktionieren" wir beide als Leser unterschiedlich.
      Ich komme mit der globalen History prima zurecht, weil ich mir eine gewisse Disziplin beim Öffnen neuer Threads auferlege - wenn ich wild herumsurfe, dann verliere ich natürlich irgendwann die Orientierung. Lese ich aber möglichst nur einen Themenkreis am Stück, dann kann ich das entsprechende Wissen aufnehmen und behalten - und *dann* reicht mir die globale History, um beim späteren Vorbeisurfen abzurufen, was dort behandelt wurde.
      (Um so schlimmer ist es für mich, wenn ich z. B: durch eine Neuinstallation genau diese History verliere, wie erst neulich auf meinem Arbeitsplatzrechner geschehen ...)

      Ich überlege mir also sehr genau, ob ich an einer bestimmten Stelle den Roten Faden verlassen und ins Detail gehen will oder ob ich mir das für später aufhebe, um erst mal den globalen Zusammenhang zu begreifen (die Syntax interessiert mich beispielsweise erst, wenn ich etwas selbst programmieren muß, die Semantik dagegen schon dann, wenn ich nur einorden will, was ein bestimmtes Tool kann und was nicht).

      Das zählt alles zum Bereich "Erfahrung im Umgang mit Hyertexten" - am Anfang bin ich auch in SELFHTML "herumgestolpert", bevor ich mich selbst diszipliniert habe ... ;-)

  5. Hi Stefan, hi Forum,

    ein intressanter Artikel, der sich mit dem Speichern und zukünftige Bereitstellung digitalisierter Texte befasst, gibt's auf der Spiegel-Website: http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,55796,00.html. Spannend, nicht nur für die jenigen, die glauben, man kann ein Text einfach einscannen und hat ihn dann für aller Ewigkeit verfügbar.

    Gruß,
    UlfL

    1. Hallo Ulf

      http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,55796,00.html.

      Auch wenn es kein von dir selber formulierter Aspekt ist - aber es ist ein NEUER und sehr interessanter Aspekt in dem Dialog, um den es hier geht. Ich will es mal in eigenen Gedanken so sagen:

      Ungeklaert ist die Frage nach der Langzeitspeicherung elektronischer Texte. Es gibt weder ewig gueltige Dateiformate noch ewig gueltige Zeichensaetze. Auch die Praezision der Woerter im Vergleich zu den Bildern ist temporaer, wenn man Zeitspannen ansetzt, die eine Generation weit uebergreifen. In besagtem Spiegel-Artikel wird als Beispiel genannt, dass allein das Symbol fuer Radioaktivitaet in den letzten fuenfzig Jahren fuenf mal gewechselt hat. Und dennoch muss es gelingen, Lebewesen in mehr als zehntausend Jahren noch begreiflich zu machen, wo wir unseren hochradioaktiven Muell abgelegt haben. Das Problem ist allerdings nicht spezifisch elektronisch. Papier zerfaellt genau so sicher, wie Dateiformate veralten. Man hat sich einfach nur daran gewoehnt. Und wo man frueher von Zeit zu Zeit in irgendeiner Form kopieren musste, um Texte zu erhalten, muss man in Zukunft Daten konvertieren. Immerhin sieht man daran sehr gut, wie wichtig es heute ist, auf Dateiformate zu setzen, die leicht konvertierbar sind.

      viele Gruesse
        Stefan Muenz

      1. Hallo Stefan,

        Auch wenn es kein von dir selber formulierter Aspekt ist - aber es ist ein NEUER und sehr interessanter Aspekt in dem Dialog, um den es hier geht.

        Vor allem kommen wir hier etwas fort von der einseitign Frage 'e-book oder Papier'. Beide bewahren Informationen, Wort und Bild. Sie sind jedoch nur das austauchbare Medium.

        Immerhin sieht man daran sehr gut, wie wichtig es heute ist, auf Dateiformate zu setzen, die leicht konvertierbar sind.

        Nicht nur leicht konvertierbar müssen diese Formate sein. Wichtig sind auch möglichst universelle, verschiedenste Informationsarten umfassende Formate.

        Viele Grüße
          Kess

  6. Hallo Stefan, hallo Kess!

    <cite> Verstehe ich das richtig? Wörterketten, Sätze, mit denen du mich konfrontierst, assoziieren Bilderketten in mir, die zwar ganz persönliche Codes sind, mich dafür aber sehr zuverlässig und präzise das Gemeinte empfinden lassen. Konfrontierst du mich dagegen mit einem Bild und sagst nichts dazu, ist es noch lange nicht klar, ob ich herausbekomme, was genau du mir mit dem Bild sagen willst. Und angenommen, nicht nur du, sondern hundert andere würden mir jeder ein Bild präsentieren, wobei alle Bilder mir das gleiche sagen wollen, wäre noch immer nicht gewährleistet, daß ich das Gemeinte herausbekomme - im Gegenteil, die unterschiedlichen Bilder könnten mich vollends verwirren. Mit den Wörtern haben wir also ein Präzisionswerkzeug zur Verfügung. Und mit der Verwässerung der Sprache, mit dem Verlieren des Bewusstseins für die Macht der Sprache stumpfen wir ab. Mit dem wortlosen Konsumieren von Bildern versinken wir in eine Welt, die voll diffuser Andeutungen ist, uns aber letztlich nichts oder fast nichts sagt.</cite>

    Ich möchte darauf mit einer Kurzgeschichte von Rudolf Rolfs antworten (mehr von ihm in Adventskalender ab 00.00 Uhr [10.12.]):

    --------------------------------------
    Harlekin

    Sie hatte ihn modelliert. Aus Ton. Gebrannt. Gestrichen. Nie zuvor hatte si so etwas gemacht, wie diesen tragischen Harlekin.
    Das war keine Nippes-Figur.
    Kein Produkt einer Langweilebeschäftigung.
    Dieses kalkige Gesicht, mit dominierender, häßlich-imposanter Geiernase. Einer Nase, als hätten zehn Super-Tragöden dafür gespendet.
    Diese schwarzumrandeten, großen, traurigen Augen. Von einer Traurigkeit, die pber das Weinen längst hinaus ist.
    Der rot-grell überschminkte Mund, mit bitteren, weltschmerzvoll, pessimistisch fallenden Winkeln.
    Ein Spaßmacher?
    Ein Philosoph des Spaßes, als Harlekin getarnt.
    Getarnt, um den Menschen die Chance zu lassen, seine erschreckenden Gedanken und Erkenntnisse als Spaß zu werten. Aus dem Harlekinkostüm herausragend, zwei schmale weiße Hände mit dünnen langen Fingern, Hände eines menschlichen Wesens zwischen Leben und Tod. Denkende Hände.

    Als sie ihn modellierte, wußte sie, daß sie den wichtigsten Gegenstand ihres Lebens gestaltete.
    Freunde, die ihn sahen, waren erschreckt, überrascht, wurden stutzig... Sie waren verunsichert, weil nach ihrer Ansicht die Produzentin nicht zum Produkt und umgekehrt paßte.
    Einer allerdings sagte: "Mach' davon 1000 Stück. Wir bringen den auf den Markt. Das gibt einen Knüller!"
    "Unmöglich!", sagte sie: "Das ist unmöglich, ihn kann es nur einmal geben..."

    Und wieder lernte sie einen Mann kennen.
    Sie kannten sich drei Tage.
    Dann nahm sie den Harlekin, packte ihn zwischen Holzwolle in einen Karton und schickte ihn dem Mann.
    Dieser Mann erschrak. Er fühlte die Bedeutung dieses Geschenkes, seine Einmaligkeit.
    Er rief sie an.
    "Ich weiss nicht, was ich sagen soll... Das Geschenk macht mich überglücklich. Darf ich den Harlekin als Leihgabe werten? Wenn Du mich nicht mehr magst, kommt er zu Dir zurück?"
    "Wieso? Ich hatte ihn für Dich gemacht!"
    Aber während Du ihn gemacht hast, kanntest Du mich doch noch gar nicht!"
    "Ich hatte ihn von Anfang an für Dich gemacht!"
    "Als Du mich noch gar nicht kanntest?"
    "Ja......."
    --------------------------------------

    Bis danndann
    PAF (patrickausfrankfurt)

    1. Hallo Patrick

      wie darf ich dich verstehen? Ist der Harlekin das Abbild eines Wortes? Die modellierte Praezision, erkennbar daran, dass das Geschenk eine so starke Wirkung hat, wie es eigentlich nur Woerter im Augenblick der Wahrheit haben koennen?

      Ich gaube, da sind wir allmaehlich auf dem Level, wo sich unser Meta-Wort-Erfinder einschalten koennte, falls er dies liest ... ;-)

      viele Gruesse
        Stefan Muenz

      1. Hallo Stefan und Patrick.

        wie darf ich dich verstehen? Ist der Harlekin das Abbild eines Wortes? Die modellierte Praezision, erkennbar daran, dass das Geschenk eine so starke Wirkung hat, wie es eigentlich nur Woerter im Augenblick der Wahrheit haben koennen?

        auch ich bin mir nicht sicher, was Patrick damit sagen möchte. Ganz sicher aber geht vom Harlekin eine starke Wirkung aus, ähnlich wie von einem Bild, das den Betrachter nicht kalt läßt. Bekräftigt und präzisiert wird die Aussage aber erst durch das folgende Gespräch.

        Patrick, vielleicht sagst du noch einige Worte dazu. Willst Du deutlich machen, daß der Harlekin eine Emotion hervorruft, einen Gedankengang anstößt, der durch das folgende Gespräch , die Worte, vertieft wird; daß Geschenk und Gespräch eine Coexistenz eingehen und nur gemeinsam die volle Wirkung entfalten ?

        Viele Grüße
          Kess

    2. Harlekin
      "Wieso? Ich hatte ihn für Dich gemacht!"
      Aber während Du ihn gemacht hast, kanntest Du mich doch noch gar nicht!"
      "Ich hatte ihn von Anfang an für Dich gemacht!"
      "Als Du mich noch gar nicht kanntest?"
      "Ja......."

      Ich halte diese Kurzgeschichte für ein schönes Beispiel, wie sehr doch Kommunikation vom entsprechendenKontext abhängt.
      Die Geschichte verwendet bewußt widersprüchliche Bilder und Metaphern. Ich bin gar nicht sicher, ob  sie in erster Linie wirklich eine Botschaft übermitteln will. *Mich* hat sie in erster Linie angeregt, eben diese Relativität von Information zu erkennen.
      Irgend eine Art von Botschaft hat "sie" mit dem Harlekin "ihm" herübergebracht - jedenfalls ist etwas bei "ihm" angekommen, was ihn zu einer Danksagung motiviert hat. Es kann gut sein, daß wir als Leser keine Chance haben, diese Botschaft zu verstehen, da sie auf dem Kontext basieren kann, der sich zwischen diesen beiden Menschen innerhalb von drei Tagen (da kann viel geschehen!) aufgebaut hat.

      Und der Erzähler trägt mit seiner bewußt "sperrigen" Sprache inklusive logischer Widersprüche dazu bei, daß ich auch nach dem 3. Lesen nicht viel mehr tun kann, als die Waffen zu strecken und zu konstatieren, daß ich die Eignung, eine Botschaft in dieser Geschichte zu isolieren, wahrscheinlich nicht besitze, weil mein Analyseverfahren auf Informationen basiert und die Geschichte mir dafür zu wenig Material liefert.
      Es würde mich aber keineswegs wundern, wenn die Geschichte anderen Lesern sehr viel sagt. Denn diese werden versuchen, den fehlenden konkreten Kontext durch ihren eigenen Kontext, z. B. ihre Lebenserfahrung zu kompensieren.

      Deshalb wird bei einer solchen Geschichte mit hoher Wahrscheinlichkeit jeder Leser zu einer anderen "Botschaft" kommen ... war *das* Deine Absicht, PAF?

      1. Hallo Kess und Stefan, hallo Michael!

        Deshalb wird bei einer solchen Geschichte mit hoher Wahrscheinlichkeit jeder Leser zu einer anderen "Botschaft" kommen ... war *das* Deine Absicht, PAF?

        Absicht vielleicht unterbewusst, aber damit schliesst sich auf jeden Fall der Kreis. Denn da sind wir wieder an dem Punkt vom Zitat angelangt: "Konfrontierst du mich dagegen mit einem Bild und sagst nichts dazu, ist es noch lange nicht klar, ob ich herausbekomme, was genau du mir mit dem Bild sagen willst. "

        Und es ist meiner Meinung nach einer der unterschwelligen Aussagen dieser Harlekin-Geschichte: der Mann versteht zwar die Einmaligkeit des Geschenks. Er weiss, dass sie ihm was schenkt, was für sie ungeheuer viel bedeutet. Aber versteht er wirklich, warum sie ihm das schenkt?

        Bis danndann
        PAF (patrickausfrankfurt)

  7. Moin Stefan,

    ich zitiere erstmal aus dem besagten Artikel:

    <cite>
    Verstehe ich das richtig? Wörterketten, Sätze, mit denen du mich konfrontierst, assoziieren Bilderketten in mir, die zwar ganz persönliche Codes sind, mich dafür
    aber sehr zuverlässig und präzise das Gemeinte empfinden lassen.
    </cite>

    daß ein bestimmtes Wort in Deinem Inneren eine persönliche Assoziation hervorrufen kann, ist klar, aber wer garantiert dafür, daß diese Assoziation der ursprünglichen Absicht des Autors entspricht? Die persönlichen Einstellungen verschiedener Menschen sind i.a. sehr unterschiedlich, die selben Wörter können beim einen positive, beim anderen negative Assoziationen hervorrufen. Von daher kommt es oft vor, daß zwei Leute - vor allem in einem Streit - konsequent aneinander vorbeireden, wie Karin auch schon angedeutet hat.

    Meine Meinung zu diesem Thema: Es kommt weder auf Bilder, Klänge, Wörter, .... an sondern auf den *Inhalt*. Das Problem dabei ist natürlich, daß wir Bilder, Klänge, Wörter, ... brauchen, um den Inhalt zu vermitteln, was in vielen komplizierteren Fällen immer nur eine Annäherung von dem ursprünglich gemeinten sein kann. Bestimmte Musikstücke z.B. (wobei Musik auch als eine Art "Sprache" aufgefaßt werden kann) können Emotionen hervorrufen, die man mit Worten nicht erfassen kann - auch wenn die Prosa der Musik-Kritiker teilweise abenteuerliche Formen annimmt. In Naturwissenschaften wiederum sind nicht Worte sondern mathematische Formeln, mit denen Meßergebnisse (sozusagen Botschaften der Natur...) modelliert werden können, die präzisesten Beschreibungsinstrumente. Will man physikalische Sachverhalte dagegen durch Wort und Schrift ausdrücken, kommt man nicht umhin, 1:1-Abbildungen zwischen physikalischen Größen (bzw. Formelsymbolen) und bestimmten im Text vorkommenden Worten zu *vereinbaren*, so daß man im Prinzip eigentlich auch gleich die Formel hinschreiben könnte. Falls jene Vereinbarungen irgendwann in Vergessenheit geraten sollten, werden derartige Texte ungenau und für praktische Anwendung unbrauchbar. Was ich eigentlich sagen will: Für unterschiedliche Inhalte sind jeweils unterschiedliche Beschreibungs-"Instrumente" am besten geeignet - ich halte es daher prinzipiell für falsch, ein Beschreibungsinstrument an sich (in diesem Falle die "Worte") für die Quelle allen Inhalts zu halten.

    Was die Sache mit den eBooks angeht, kann ich mir durchaus vorstellen, daß irgendwann auch Liebesromane in eBook-Form ihre Verbreitung finden. Das ganze könnte sogar dazu beitragen, daß weniger Papier verbraucht und weniger Bäume gefällt werden, auch wenn mir die Umweltbilanz eines eBooks im Vergleich zu Papier jetzt nicht detailliert klar ist. Der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier - und in einigen Jahrzehnten könnten nett gestaltete eBooks das normalste der Welt werden. Auch gegen (Papier-) Bücher wurde anfangs Sturm gelaufen, da Erzählungen vorher ja überwiegend mündlich überliefert wurden und man fürchtete, der Mensch würde mit den Büchern sein Gedächtnis verlieren... Eine gewisse Gefahr sehe ich aber darin, daß es in elektronischen Medien viel einfacher wird, bestehende Information zu vernichten oder abzuändern. Totalitäre Systeme in der Vergangenheit bedienten sich gerne der Bücherverbrennung, was immerhin noch zu öffentlichem Aufsehen geführt hat. In Zukunft würde es für ein solches totalitäres System (und man kann ja nie wissen, was die Zukunft so bringt) möglicherweise reichen, bestimmte Textpassagen in politischen Texten zu verbiegen, so daß der Großteil der zukünftigen Leser davon nix mitbekommt. Soll nicht heißen, daß ich grundsätzlich gegen elektronische Medien bin, aber das Bewußtsein für Datensicherheit- und Authentizität sollte sich meiner Meinung nach mehr in der Allgemeinheit durchsetzen. Soviel erstmal von meiner Seite...

    Bis dannundwann...!

    Andreas

  8. Hi Stefan!

    Ich hab mir, nachdem ich den "Dialog" gelesen habe auch so meine Gedanken gemacht.

    <cite>
    Nach 20 Jahren fangen sie an zu zerbröseln, weil Papier und Einband so billig sind.
    </cite>

    Glaubst Du denn, daß die e-books (Hardware) länger halten?

    <cite>
    Auch ein Bild kann Assoziationen wecken, die aber meist viel kurzweiliger sind. "Aus den Augen, aus dem Sinn". Dahinter steckt sehr viel Wahrheit. Wörter aber, ganze Bücher sind keine Bilder, die wir sehen, sondern Beschreibungen, die wir mittels Assoziationen zu Bildern übersetzen. Diese können wir gar nicht "aus den Augen verlieren".
    </cite>

    An die Verpackung (Einband) eines Buches kann man sich wirklich lang erinnern, doch allzu oft merke ich, wie ich von manchen Büchern den Inhalt schon fast völlig vergessen habe. (gut, ich lese auch nicht allzu viele Bücher, aber trotzdem)
    Meiner Meinung nach, kann man sich Bilder besser einprägen, als Text. Text kann man eigentlixch nur "auswendig lernen", aber Bilder, kann man, wenn man es so will, quasi verinnerlichen. Mit einem bild assoziiert man automatisch irgendwelche Gefühle und auch Worte, oder Sätze. Sobald man einen Text, oder auch nur ein Wort liest, stellt man sich irgendetwas vor. Oft ein Bild. Bilder und Worte sind gar nicht so leicht voneinander zu trenen. Da denke ich nur an manche Gedichte, die irgendwelche Situationen, Lebenslagen, Landaschaften, Gemütslagen oder sonst was beschreiben. Beim Lesen kommen einem auf einmal Bilder in den Kopf. Diese bilder "entspringen" unserer Phantasie.

    Beim Stichwort Phantasie werde ich auf ein anderes Thema zu sprechen kommen.
    doch zuerst ein bekannter Spruch von Albert Einstein:
    <cite>
    "Phantasie ist wichtiger als Wissen."
    </cite>
    Wenn man sich überlegt, von wem dieser "schlaue Spruch" kommt, gerät man ins Grübeln. Albert Einstein, wahrscheinlich der bedeutendste Wissenschaftler unseres zu Ende gehenden Jahrhunderts, ja sogar des ganzen Jahrtausends, sagt so etwas. Er wußte bestimmt sehr viel. Er wußte mit sicherheit mehr, als die meisten Menschen heute wissen. Doch trotzdem ist ih mdie Phantasie besonders wichtig.
    Phantasie, was ist das eigentlich. Ein ziemlich abstraktes Wort! Im Lateinischen gibt es das Wort "phantasia" was soviel heißt wie Gedanke oder Einfall.
    Doch auf das Wort an sich möchte ich eigentlich gar nicht eingehen. Mir gehjt es vielmehr darum, wie sehr unsere Phantasie verkümmert, weil wir den ganze Tag nur konsumieren, und uns kaum selbst kreativ betätigen. Konsumieren heißt hier konkret Radio hören, fernsehen, ja in Gewissem Maß auch im Internet surfen (obwohl man hier auch sehr seine Phantasie anregen kann ...). Weil die meisten, vor allem jüngere Menschen immer weniger lesen dafür aber immer mehr fernsehen, verkümmert auch ihre Phantasie immer mehr.
    Einzelne Bilder regen die Phantasie an, weil man sich Gedanken machen kann. Doch beim Fernsehen hat man keien Zeit mehr für eigene Gedanken. Kaum ist ein bild da, ist es auch schon wieder weg. Das menschl. Auge kann sowieso nur 24 Bilder in der Sekunde erfassen. Wir gehen praktisch in der Bilderflut unter.
    Das ist jetzt alles ein wenig übertriebn dargestellt, doch ist es nicht so, daß immer weniger gelesen, und dafür immer mehr ferngesehen wird?
    Eigentlich wollte ich damit nur sagen, daß man es mit Bildern auch übertreiben kann. Nein, Fernsehen ist nicht schlecht, aber ab und zu sollte man trotzdem lieber was lesen, sich ein Bild anschauen, oder sich sonst wie kreativ betätigen.
    Ich denke es ist eines der schlimmsten Dinge, wenn man keine Phantasie mehr hat. Ich kann also dem Ausspruch Einsteins nur zustimmen, und sagen: "Ja, Phantasie ist wirklich wichtiger als Wissen!"

    und hier kommt schließlich das Internet wieder ins Spiel. Iast es mit Flash-Animationen, AVI-, oder Quicktime-Filmen nicht genauso wie it dem Fernsehen.

    Also: Immer auf die Dosierung achten! Die BEsucher einer Website nicht mit einem r i e s i e g e n Film erschlagen, sondern lieber nüchtern die Information rüberbringen.

    Soviel erstmal von meiner Seite.
    Hier hör ich jetzt auf. Es gäbe bestimmt noch viel zu sagen, aber es gibt auch immer noch einen begrenzenden Faktor, der sich Zeit nennt!

    MfG
    Götz

    P.S.: Ich hoffe, ich bin nicht allzu weit vom Thema abgekommen.

  9. Michael Schroepl hat sich mal wieder eine seiner von ihm selbst erfundenen "Initiativstrafen" eingehandelt <g>.

    Hm, eigentlich ist die "Initiativstrafe" ja ein zweischneidiges Konzept.

    Einerseits ist es möglicherweise abschreckend, wenn man für die Äußerung eines Wunsches oder Vorschlag sofort die Arbeit aufgedrückt bekommt, es dann auch selbst zu machen. Das kann in einer entsprechend unkooperativen Umgebung (nein, *nicht* hier ...) dazu führen, jegliche Eigeninitiative abzutöten.

    Andererseits kann in einer entsprechend kooperativen Umgebung (ja, *auch* hier ...) die "Initiativstrafe" Türen öffnen, die ohne entsprechenden Einsatz verschlossen geblieben wären. Hätte ich damals nicht laut gejammert, dann hätte ich (und wir alle) immer noch eine Archiv-Suchmaschine im damaligen Zustand.

    Eine "Initiativstrafe" kann also auch eine Herausforderung sein, an der man selbst wachsen und sich verwirklichen kann ...

  10. Zu diesem Artikel hat Michael - schon regelrecht kongenial - weitere, eigene Gedanken beigesteuert.

    So, nachdem ich *endlich* mal wieder Zeit dazu finde, den Rechner daheim einzuschalten, hier nun also die Mail, die diesen Thread losgetreten hat.

    Ich habe versucht, nachträglich die Stellen als Zitate einzufügen, auf die sich meine Anmerkungen beziehen, weil anderen Lesern (inklusive mir selbst) das Thema vielleicht weniger klar ist als den Autoren selbst. (Der gesamte Thread hier im Forum beschäftigt sich m. E. hauptsächlich mit eBooks, meine Mail fast ausschließlich mit anderen Themen ...)

    Hi Kess, hi Stefan,

    ich finde Euren Dialog zwar anstrengend (auch diese Art der "Navigation" muß man erst lernen), aber sehr erfrischend.
    Am besten finde ich die lockere Art, in der die gestreiften Themen nicht als absolute Wahrheit verkauft, sondern als Häppchen dargereicht werden. ("Der Teufel ist nicht der Fürst der Materie, der Teufel ist die Anmaßung des Geistes, der Glaube ohne ein Lächeln, die Wahrheit, die niemals vom Zweifel erfaßt wird." - William von Baskerville in "Der Name der Rose")
    Das kostet dann leider die Hoffnung, das gesamte Werk in geschlossener Form verarbeiten, "begreifen" zu können ... man kann nicht alles haben.

    Ich habe mal mitgeschrieben, was mir beim Lesen alles eingefallen ist:

    Papier vs. eBook:
    -----------------

    "Aber so ein Gerät kann doch nicht
    das Erlebnis eines Buches ersetzen", rufen sie

    »»  einem entsetzt entgegen,

    Ich kann immer mal wieder an meinem Bücherregal vorbeigehen und das Auge über die Rückseiten schweifen lassen - das weckt Erinnerungen, in Sekunden fliegt das Thema eines seit Jahren nicht gelesenen Buchs an mir vorbei. Wie genau mache ich das mit dem eBook?

    Handling von Bild und Wort:
    ---------------------------

    Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - sagt
    man. Aber ein Bild braucht auch mehr Speicher
    als tausend Wörter, sowohl auf Festplatten als
    auch in Köpfen. Und ein Wort kann, wenn es sich
    in einem lebendigen Kopf entfaltet, tausend
    Bilder "on the fly" erzeugen.

    Bild und Wort funktionieren unterschiedlich. Wörter werden sequentiell aufgenommen (geführter Dialog), Bilder werden erforscht (flow). Keines der beiden kann das andere ersetzen. (Drück mal die Mona Lisa in Worten aus, oder SELFHTML als Bild ...)
    Wir lernen in der Schule, mit Wörtern umzugehen; deshalb ist die Kommunikation dort zuverlässiger, Fehler leichter erkennbar bzw. behebbar.
    Den Umgang mit Bildern lernen wir nicht zwingend (ich habe fast nur Musikunterricht gehabt, kaum Kunstunterricht - so sieht meine Homepage ja auch aus ...), deshalb ist die Kommunikation dort zufälliger, aber auch nicht so "verbissen" (ich kenne kein Äquivalent für "Rechtschreibfehler" in Bildern).

    Kontextsensitivität:
    --------------------

    Wörterketten, Sätze, mit denen du mich
    konfrontierst, assoziieren Bilderketten
    in mir, die zwar ganz persönliche Codes sind,
    mich dafür aber sehr zuverlässig und präzise
    das Gemeinte empfinden lassen. Konfrontierst
    du mich dagegen mit einem Bild und sagst
    nichts dazu, ist es noch lange nicht klar,
    ob ich herausbekomme, was genau du mir mit
    dem Bild sagen willst.

    Worte ohne Kontext sind genauso untauglich für die Kommunikation wie Bilder ohne Kontext. Ihr seht es ja an den gestellten Fragen im Forum.
    Symbolsprachen wie Verkehrsschilder etc.  funktionieren nur genau wegen des "eingebauten Kontextes".

    Werbung:
    --------

    Jede Werbung, egal wie gut sie ist, benutzt
    Worte, Schlagworte oder Phrasen, um eine
    Verbindung zu ziehen zwischen dem
    visualisierten Versprechen und dem beworbenen
    Produkt. Warum reicht die Einbindung des
    Produktes in die Darstellung nicht aus?

    Bilder sind wesentlich komplexere Informationseinheiten als Worte. Bei Werbung kommt es aber auf Einprägsamkeit und Wiedererkennbarkeit an, und die lebt von der Einfachheit des Begriffs. Worte sind da besser geeignet.
    Es gibt nicht viele komplexe, aber gut wiedererkennbare Werbeslogans. (Beispiel für ein solches: Die Idee von "01013" mit Holmes, Watson und den Zehen - ich erinnere mich allerdings *nur* an die Story, nicht etwa an die Firma, irgendwas macht die also verkehrt ... ;-)

    Manipulation:
    -------------

    In den Überlegungen von Adorno & Co geht es
    halt auch um die Manipulierung und
    Manipulierbarkeit der Menschen.

    Manipulation geht mit Worten ebenso wie mit Bildern. (3. Reich)

    Attraktivität von Bildern auf Webseiten:
    ----------------------------------------

    Übertragen wir das doch mal auf Webseiten ...

    Ich denke, der menschliche Geist orientiert sich leichter an Bildern als an Worten, weil ersteres ihm angeboren und letzteres ihm anerzogen ist.
    Bilder zu erkennen gehört zu seiner Natur, darauf basieren seine Reflexe; Worte zu erkennen gehört zu seiner Bildung, darauf basiert sein Intellekt. Letzerer ist einfach weniger durchschlagkräftig. (Leider.)

    Aussehen von Webseiten:
    -----------------------

    Diese Voraussetzungen in Verbindung mit der
    Möglichkeit, durch Bilder Aufmerksamkeit zu
    erregen, ist vermutlich der Grund, warum die
    meisten Webseiten heute so aussehen wie sie
    aussehen: wie eine kunterbunte Plakatwand, auf
    der meist nur noch mit Mühe das durchgängige
    Layout zu erkennen ist.

    Ich denke, die meisten Webseiten sehen aus, wie sie aussehen, weil sie von Leuten gemacht werden, die den Unterschied zwischen Text und Bildern nicht verstanden haben und nicht begreifen, daß sie besser für beide Bereiche eine explizite Ausbildung genossen hätten.
    Ich würde gerne mal eine Website sehen, bei der ein Autor bzw. Regisseur eines TV-Werbespots die Möglichkeit zur Mitsprache hatte. Der würde wenigstens mal ein paar unangenehme Fragen stellen, wie z. B. "Was wollen wir eigentlich erreichen?" ...

    Videoclips:
    -----------

    Die letzte Konsequenz davon ist die Endlos-
    Aneinanderreihung von Videoclips mit irrwitzig
    schnellen Bildfolgen, so wie man es in MTV
    stundenlang über sich ergehen lassen kann.

    MTV reproduziert m. E. nur noch gedankenlos das, was in Koyaanisqatsi oder 2001 noch eine Kunstform war.
    In gewisser Weise ist die Überforderung der Aufnahmefähigkeit aber sicherlich Absicht, weil damit ein ähnlicher Effekt erzielt wird wie auf Ecstasy, was die Wirkung der konsumierten Musik beeinflußt. Ich denke, das hat nichts mit Zapping zu tun. Videoclips sind das passive Überflutetwerden mit Information; Zapping ist das lustlose, aber aktive Surfen durch die Kanäle.

    Hypertext:
    ----------

    Der Übergang von Text zu Hypertext ist fast so
    wie der Übergang von loser Landbesiedelung
    zum Städtewesen: Topics entstehen, und zwischen
    ihnen Verkehrswege, die sogenannten Hyperlinks.
    Leider kommen noch nicht alle User damit
    zurecht. So gibt es viele ruhelose Cityhopper,
    in elektronischen Medien "Zapper" genannt.

    Natürlich kommen viele Leute nicht damit zurecht, wenn sie den "geführten Dialog" des normalen Textes verlassen und in die "Flow"-Version des Hypertextes wechseln müssen. Das lernen sie genauso wenig wie das Betrachten von Bildern. Insbesondere lernen sie es *nicht* beim Fernsehen, welches selbst wiederum ein geführter Dialog ist!
    Noch schlimmer: Während die Beziehung zwischen Bildteilen eine flexible, konkrete ist, ist die Beziehung zwischen Hypertextinformationen eine
    feste, abstrakte. Man kann sie also nicht "intuitiv" begreifen, sondern man muß sie lernen - indem man die Abstraktion aufnimmt, die damit
    ausgedrückt wird. Dazu muß man aber abstrakt denken.
    Liest man einen Roman, dann denkt man nicht an die Kapitelstruktur, sondern surft auf dem Roten Faden der Handlung - das geht bei Hypertext in keinster Weise.
    Auch das hat m. E. nichts mit Zapping zu tun, denn Zappen ist das Traversieren von Zufallslinks (übersetzt in das Hypertext-Universum).
    Der Hypertext-Clicker dagegen sollte wissen, was ihn erwartet, wenn er auf einen Link clickt - er entscheidet sich *für* einen anderen Handlungsstrang, während der TV-Zapper sich nur *gegen* den bestehenden entscheidet. Ich stimme Kess hier zu, daß das Surfen bewußter ablaufen wird, wenn der link möglichst gut "qualifiziert" ist. (Icon, Tooltip etc. - sollte <LINK> nicht eigentlich genau dies leisten?)
    Angewendet wird es deshalb nicht, weil zu wenige Autoren sich in die Perspektive ihrer Besucher versetzen können und begreifen, *wie* diese ihre Seiten lesen ... ein Buch zu schreiben ist viel leichter, weil man den Leser zwanghaft auf eine Reihenfolge der Informationen festlegen kann.
    Ich halte nichts davon, "den Hypernervösen die Ruhe wiederzugeben". Das kommt mir vor, als würde ich einen Film so schreiben, daß kein Zuschauer bei einer Werbepause zappt, also einen Spannungspunkt alle 20 Minuten und direkt dort dann die Werbung einblenden. Genauso gut kann ich mir vornehmen, daß alle Kapitel gleich viele Buchstaben haben müssen - das käme mir ähnlich bescheuert vor.

    Distanz:
    --------

    Die Grenzen zwischen den "Topics" verschwimmen
    aber auch im realen Raum immer stärker, oder
    sagen wir, der reale Raum wird auch immer eher
    wie ein Hyperraum empfunden, in dem
    Entfernungen an Bedeutung verlieren, weil die
    Zeit, um die Entfernung zurückzulegen,

    »»  Kapriolen schlägt.

    Mein Verstand signalisiert mir bei nicht zusammenhängenden Thematiken keineswegs irgend eine inhaltliche Nähe.
    Genau wie bei der räumlichen Distanz gibt es (für mich) eine "intellektuelle Distanz" zwischen zwei Gedanken.  Distanz nehme ich als denjenigen Aufwand wahr, den zu erbringen ich gezwungen werde - bei körperlicher und geistiger Distanz gleichermaßen.
    Ich reagiere furchtbar empfindlich darauf, wenn jemand an einer interessanten Stelle einer Diskussion ohne Vorwanung das Thema wechselt - das  hat übrigens überhaupt nichts mit der Verwendung irgendeines Mediums zu tun. (Genauso wenig wie die exakte Verwendung von Worten - die hat etwas mit Übung und Wertschätzung zu tun.)
    Man kann Hyperlinks sinnvoll und sinnlos setzen, also mit wenig oder viel inhaltlicher Distanz.

    Basar:
    ------

    Die Nähe der Buden auf dem Basar. Sie bieten
    zum Teil völlig Unterschiedliches an, obwohl
    sie nah beieinanderstehen.
    Immerhin - wer mag sie nicht, die Atmosphäre
    eines Basars, diese vielen Gerüche, Düfte,
    Stimmen und Farben.

    Die Navigation auf einem Basar entspricht wieder dem "flow", der individuellen Zielsuche. Der ist allerdings nur dann möglich, wenn die Zahl der Stände den Betrachter nicht überfordert.

  11. Hoi Michael,

    ich kannte mal einen (nein, nicht persönlich ;-),

    Das haette mich auch wirklich gewundert ;-)

    der ähnlich repetitiv die
    Zerstörung Karthagos eingefordert hat wie ich die Preview-Funktion (damit
    man kaputte Links noch abfangen kann, bevor sie in Stein gemeißelt werden).

    Hehe. In ein paar Wochen dann.

    Viele Grüße, und happy coding

    Danke!

    Im ueberigen muss Karthago zerstoert werden!

    Gruesse aus dem schoenen LH,
     c.j.k

    1. Hallo an Alle!

      So doch abgeschnitten!! ;-)

      Metatext
      ------------

      meta  bedeutet im Altgriechischen:  später , hinter / nach, hinter/ mit, nach // im Lateinischen: Grenze, Ende, Ziel

      Wenn wir analytisch vorgehen, benennt das Wort Metatext einen Begriff, der hinter dem Text steht, etwas, das nach dem kommt was den Text ausmacht, etwas, zu dem sich der Text als Ziel hinbewegt. Gleichzeitig deutet es aber auch etwas, als Ende des Textes geltendes an, eine Begrenzung dessen, wozu Text fähig ist und was er leisten vermag. Wenn aber der Metatext eine Grenze dessen darstellen sollte, was Text sein kann, würde das bedeuten, daß es keinen Text außerhalb von Metatext geben kann. Um diesen Widerspruch aufzulösen, müssen wir nochmals zum Begriff des Textes zurückkehren. Wenn unser, in der Buchkultur aufgewachsenes Verständnis, mit der neuen Form des Textes, dem Hypertext  einige Probleme hat, wird es nicht ihm nicht leicht fallen, sich mit dem Begrifft des Metatextes anzufreunden.

      Das Wort Text entstammt aus dem Lateinischen:  'texere', was soviel wie weben, flechten bedeutet;  'textum' / 'textus', das als Gewebe, Gefüge, Geflecht übersetzt werden kann.
      Der traditionelle Begriff des Textes geht von einem Text aus, der immer eine Abgeschlossene Passage bezeichnet. Von einer Äußerungsform einer kommunikativer Handlung, die eine formale und strukturelle Ganzheit bildet.
      Ein Text kann kurz sein, eben nur ein einziger Satz, oder aber auch ganze Bände umfassen.

      Die Erscheinung des Hypertextes sprengt die Rahmen dieser Definition, und zeigt deutlich, daß Text nicht mehr als zweidimensionales Medium und vor allem nicht mehr als bloße sprachliche oder schriftlich Äußerung betrachtet werden kann. Mit dem Hypertext werden neue Formen der Mitteilung in unserem, bis dahin von Bücher geprägten Textverständnis eingeführt. Ein Hypertext kann also nicht nur Text, im Sinne von Schrift erhalten, aber auch  audiovisuelle Anteile, somit wird der Begriff und die Möglichkeiten des Textes ausgedehnt. Das ist nur der Anfang einer neuen Entwicklungswelle des Textes als Kommunikationsträger. Es existieren schon heute unzählige Sprachen, die sich nahtlos im Hypertext einfügen und die aber nicht an die Textualität oder Schriftlichkeit gebunden sind. Ich denke dabei besonders an die neuen multimedialen Sprachen wie SMIL oder SVG, um nur zwei zu nennen.
      Wenn wir das Verhältnis von Metatext zum Text unter diesen Gesichtspunkten betrachten, können wir feststellen, daß sich der Widerspruch der Begrenzung, von Text durch Metatext, mit der Auflösung des engen traditionellen Textbegriffes ebenfalls aufgelöst hat. Denn es existiert nicht mehr nur der Text, es existieren vielmehr verschiedene Textformen, die zusammen den Metatext ausmachen.
      Metatext könnte man auch als Bezeichnung für Text, in dem Äußerungen über den Text gemacht werden, betrachten, so wie Metasprache eine Sprache ist, mir deren Hilfe Äußerungen über die Sprache gemacht werden. Da aber diese Betrachtungsweise nur eine enge Sicht über den Text erlaubt, nämlich nur strukturelle Betrachtungen, muß man diese Interpretation von Metatext verwerfen.

      Auf die Frage wie oder in welcher Form Metatext erscheint, kann ich die Botschaften, die der Voyager 1 und 2 mitführen, in Erinnerung rufen Diese besteht jeweils aus einer Platte mit Bild-, Musik,- und Sprachaufzeichnungen und eingravierten Symbolen, die den Standort der Erde zeigen und der Benützung der Platte selbst erklären.

      Ein anders Beispiel, das mehr ein Gefühl über den Metatext vermittelt als einen konkreten, greifbaren Gegenstand liefert, ist das Gefühl, das ein Bibliothek erwecken kann.
      Man stelle sich vor Mitten einer großen Bibliothek zu stehen, die nicht nur Bücher, sonder auch Ton- und Bildträger, Landkarten, Papyri und andere Informationsträger beherbergt. Wenn man versucht all das in seiner Gesamtheit zu erfassen und verstehen, kann man etwas davon erahnen, was Metatext sein kann.
      Da aber die Bibliothek bereit eine mehrdimensionale Erscheinungsträger das Textes ist, möchte ich dazu übergehen was ich unter Textdimensionen aufgelistet habe.

      Fortsetzung folg. (Diesmal erst aber in einigen Tagen)

      Grüße
      Thomas

      1. Hallo Thomas,

        erst einmal Danke für Deine Mühe. Deinen Beitrag werde ich wohl mehrmals lesen müssen :-)

        Ganz spontan fällt mir zu Deinen Ausführungen ein Artikel zur chinesischen Sprache ein. Dies ist in dem Zusammenhang vielleicht auch interessant: [linkhttp://www.wissenschaft.de/bdw/ticker/tickerdetail.hbs?myrec=7646&jetztdatum=19991209&suchdatum=tag]

        Viele Grüße
           Kess

    2. Ich möchte mich nicht so sehr mit dem eBook beschäftigen, als mit dem, was das eBook "in sich trägt", mit dem Text und Bild. Statt auf die einzelne Postings zu antworten stelle ich mal meinen "Beitrag" einfach hierhin.

      Ich sehe schon, daß man über diese Thema ganze Bücher schreiben müßte, um ihm gerecht zu werden. Das wertvollste, was Dein Artikel leisten wird (ich warte gierig auf die Fortsetzung), ist eine saubere Begriffsbildung zu liefern.

      Am meisten beeindruckt hat mich, wie extrem Dein Ansatz von einer anderen Richtung an den Themenkreis herangeht.
      Du sammelst historische, soziale, psychologische Aspekte des Themenbereichs und lieferst eine Einordnung der Zusammenhänge aus der Beobachtung der Vergangenheit.
      Ich dagegen würde mit meiner Lieblingsfrage anfangen ("Was wollen wir erreichen?"), und dann zwar nicht bei Programmiersprachen landen, aber bei einer Definition des Begriffs Kommunikation, verlustbehaftete Kanäle, Codierung, Redundanz, Syntax und Semantik und nicht zuletzt der Theorie der Formalen Sprachen und Automaten ...

      1. Hallo Michael!

        Ich sehe schon, daß man über diese Thema ganze Bücher schreiben müßte, um ihm gerecht zu werden. Das wertvollste, was Dein Artikel [...](ich warte gierig auf die Fortsetzung)»»

        Ich habe, als ich den Wirrwar meiner Gedanken, zu klären versuchten, nicht daran gedacht, daß sich das zu einem Artikel ausweiten wird. Na ja, jetzt ist es "zu spät" ;-)
        Zum Thema Bücher & Co.: wenn ich fertig bin, werde ich natürlich einige Quellen angeben die sich mit dem Thema befassen.

        Am meisten beeindruckt hat mich, wie extrem Dein Ansatz von einer anderen Richtung an den Themenkreis herangeht.

        Du sammelst historische, soziale, psychologische Aspekte des Themenbereichs und lieferst eine Einordnung der Zusammenhänge aus der Beobachtung der Vergangenheit.
        »»

        Eine Gegenfrage (durchaus ernstgemeint): wie könnte ich etwas aus der Beobachtung der Zukuft sehen?
        Was das Herangehen betrifft, ich bin nicht ganz unbescholten, ein Germanistikstudium verbunden mit enigen anderen Fächern hinterläßt (offensichtlich) seine Spuren. ;-)
        Aber da dich mein Herangehen so überrsacht hat, könntest du doch mehr über deines erzählen.

        Ich dagegen würde mit meiner Lieblingsfrage anfangen ("Was wollen wir erreichen?"),

        Die Frage stelle ich auch immer.

        »»und dann zwar nicht bei Programmiersprachen landen, aber bei einer Definition des Begriffs Kommunikation, verlustbehaftete Kanäle, Codierung, Redundanz, Syntax und Semantik und nicht zuletzt der Theorie der Formalen Sprachen und Automaten ...
        ««

        Ich muß mich beschänken und das tue ich absichtlich, denn sonst müsste ich wirklich eine größere Arbeit schreiben.... das Thema ist faszinierend ...also  vielleicht eines Tages ;-)

        Grüße
        Thomas

    3. Hallo Thomas,

      sehr spannend, sehr gut zu lesen; Schade, dass der Beitrag vielleicht schon zum Montag morgen im Archiv gelandet ist.

      Swen

  12. Hallo Community!

    Wem also bei den Themen, die in jenem Artikel behandelt werden, die Hirnzellen vor Aufregung brennen, der moege sich doch hier einklinken und seine Gedanken einfach mal ausformulieren.

    Thomas JS hat vorhin eine regelrechte Abhandlung geschrieben. Diesen Text bekam ich von ihm als Word-Dokument über ICQ geschickt. Habe ihn mir ausgedruckt, sind drei Din-A-4-Seiten mit extrem kleingedruckter Schrift. Aber das Lesen finde ich trotzdem angenehmer; so kann ich mich am besten konzentrieren auf den Inhalt, besser , als wenn ich mit schmerzenden Augen, ständig unterbrochen von meiner Umgebung (<g>), auf den Bildschirm starren muß ;-)

    Tja, was fällt mir nun zu dem Thema ein? Ich habe lange überlegt, überhaupt etwas dazu zu schreiben, aber kess meinte vorhin zu mir, ich müsse mal was vor einem musikalischen Hintergrund dazu sagen ;-)

    Zur Info: Ich habe als Teenie und bis vor ca. 6 Jahren aktiv Musik gemacht, also, Geige im Orchester und Trompete im Posaunenchor gespielt, nebenbei im Kirchenchor gesungen, bis ich mich zur solistischen Sopranistin "steigern" konnte.

    Dabei habe ich viele Texte "übertragen" an das Publikum, eben in Form von Musik. Das reichte von lateinischer christlicher Liturgie über deutsches und italienisches Liedgut, Opernarien bis hin zu amerikanischen Blues.

    Im Internet sind die Möglichkeiten, Musik zu übermitteln, noch ziemlich begrenzt (Wave-Dateien sind kurz und riesig und von schlechter Qualität, für MP3-Files braucht man spezielle Spoftware, vom midi-Files will ich hier gar nicht reden). Diese dann auch noch als Textüberbringer zu nutzen, dürfte also nicht viel Sinn machen.

    Es ist also kein Wunder, dass die bisherige Diskussion um Text als Informationsträger in seiner Verpackung als Buch oder Hypertext bzw. als Aussage in Bild oder Grafik ging. Visuelle Aspekte sind genügend angesprochen worden, was ist mit den auditiven? (Wobei alle Welt von audiovisuellen Medien schwärmt, das Internet da aber noch nicht so ganz heranreicht, imho).

    Welchen Sinn macht es, Text auditiv, also hier gesungen, an den Hörer heranzutragen? Er ist häufig, je nach Nationalität und Artikulationsbegabung des Sängers, schwer zu verstehen. Opernfreaks können die Arien eh' alle auswendig, da kann der Tenor knödeln wie er will ;-), aber die Macht der Musik erreicht selbst den verstocktesten Ignoranten (muß ja nicht immer Klassik sein). Es gibt Studien, die belegen, dass in bestimmte Musik verpackter Text beim Hörer wesentlich eingängiger ist als gesprochener oder geschriebener.

    Ein Negativbeispiel: Bestimmte Heavy-Metal-Bands packen in ihre aggressiven Rhythmen satansverherrlichende Texte, ohne dass der Hörer es merkt. Umgekehrt wird in Kirchen überdurchschnittlich viel Musik gemacht. Es bedienen sich die Religionen, Gaubensgemeinschaften und deren Priester schon seit Jahrtausenden des auditiven Mediums, um ihre Dogmen und Lehren zu übermitteln.

    Der Mensch ist ein Augentier, hört im Gegensatz zu Hund oder Katze eher schlecht. Das Frequenzspektrum von ca. 20 Hz bis 20 kHz, das der Mensch hören kann, deckt für viele Tiere nur einen winzigen Teilbereich ab; trotzdem sind Melodien und Tonkombinationen in unendlicher Vielfalt möglich. Die Kombination bestimmter Töne (das Komponieren) ist das auditive Pendant zur phonetischen Entwicklung des Sprechens.

    Das Internet hat hier großen Nachholbedarf, so, und ich muß hier mit meinen Ausführungen aufhören, vielleicht fält mir noch etwas ein.

    Viele Grüße,

    Kirsten