Utz: Debatte der Maßlosigkeit - Rechtschreibreform und kein Ende

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Hi zusammen,

irgendwie bin ich nicht so richtig in der Lage, dem Wirbel, den die Rechtschreibreform auslöst, zu verstehen.
Die "alte" Rechtschreibung war höllisch kompliziert (Nebenbei: in meinen Umzugskisten vergraben liegt ein Diktat in alter Rechtschreibung, nur zehn Sätze - durchschnittliche Fehlerquote bei DeutschlehrerInnen: 40, bei KorrektorInnen: 20) - es hat sich nur keiner drum geschert und halt so geschrieben, wie er/sie dachte.
Plötzlich gibt es eine "neue" Rechtschreibung, und schlagartig fällt allen ein, dass es überhaupt so was wie Rechtschreibung gibt. Strafverschärfend machen die Medien Auflage damit, dass sie die paar Fälle, in denen anders geschrieben wird (Kuss, Delfin...) breitwalzen.
Was niemand merkt - die neue Rechtschreibung ist so gehalten, dass einfach weniger Fehler passieren. Lasst beliebige Leute einen beliebigen Text shreiben, wie ihnen der Bleistift gewachsen ist - legt man die alte Rechtschreibung zu Grunde, sind da mehr Fehler drin, als wenn man die neue Rechtschreibung zu Grunde legt.
Wenn ich mir allein überlege, wie viele Fehler früher bei der Interpunktion des erweiterten Infinitivs gemacht wurden (jetzt darf man wie man will), oder das leidige Thema Genitiv - da hat sich halt niemand drum geschert. Also: jetzt ist alles eigentlich ne Ecke leichter.
Aber die Rechtschreibung ist noch nicht mal das eigentliche Problem. Das besteht nämlich IMHO darin, dass extrem viele Leute nicht in der Lage sind, auch nur im geringsten mit deutscher Sprache umzugehen. Ihr müsst nur mal die Augen offen halten und schauen, was manche Knalltüten auf Firmenschildern, Plakaten usw. in die Welt schreien. Mein Lieblingsbeispiel entstammt einem Werbeplakat für eine Erotikmessse: "Jugendverbot ab 18 Jahren" - Rechtschreibung korrekt, inhaltlich sollten die Macher Schmerzensgeld zahlen!

Grüße,

Utz (der beim Korrekturlesen auch schon mal übersehen hat, dass eine URL _nie_ www.berlin-suedost-de heißen kann)