Kess: Debatte der Maßlosigkeit - Rechtschreibreform und kein Ende

Liebe Forumer,

heute ist mir mit diesem Titel eine Pressemitteilung in den Briefkasten geflattert, die ich hier einfach im Wortlaut wiedergebe:

<cite>

Rechtschreibreform und kein Ende. Mit ihrer Entscheidung, vom 1. August an zur alten Orthographie zurueckzukehren, hat die FAZ eine neue Runde im Streit um das brisante Regelwerk eroeffnet. Die Gegner der Reform wittern Morgenluft: Kommt nach einer truegerischen Ruhe nun der Sturm? Werden andere Zeitungen dem Beispiel folgen? Wie lange werden die Verfechter der Reform dem Druck standhalten koennen? Die Risse im Mauerwerk sind unuebersehbar, mancher ist bereits von der Fahne gegangen. Die Zukunft der Reform scheint wieder offen. Was ist von alledem zu halten?

Das Argument der Frankfurter Redaktion scheint auf den ersten Blick nachvollziehbar: Warum sich noch laenger einem unzulaenglichen Regelsystem unterwerfen, wenn der einzige Grund fuer diese Entscheidung, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung, offensichtlich hinfaellig geworden ist? Wie stichhaltig ist diese Begruendung?

Die Schwaechen der Neuregelung sind vielfach beschrieben worden. Vor
allem in den Bereichen der Gross- und Klein- sowie der Getrennt- und Zusammenschreibung legt sie Schreibungen fest, die dem Sprachgefuehl widersprechen (Eis laufen statt eislaufen, schwer fallen statt schwerfallen) und die unterschiedliche Woerter in der Schriftsprache einebnen (im Gymnasium / auf dem Stuhl sitzen bleiben). An anderer Stelle scheint sie Wissen vorauszusetzen, ueber das oft nicht einmal Germanisten verfuegen (Staengel statt Stengel wegen der Verwandtschaft mit Stange). Das Sprachgefuehl der Kritiker laesst sich  wissenschaftlich begruenden. Schon vor der Verabschiedung hatten namhafte Sprachwissenschaftler gewarnt, das Reformwerk entspreche nicht dem Stand der Kunst, weise schwerwiegende (heute: schwer wiegende) Maengel auf. Ueberhaupt sei es ein Risiko, in ein gewachsenes, vielgestaltiges Buschwerk so beherzt mit der Heckenschere einzugreifen.

Andererseits hatte auch die DUDEN-Redaktion in den Jahrzehnten vor der Reform einer naturwuechsigen Entfaltung der Orthographie an mancher Stelle Einhalt geboten, in kleinen Schritten und daher von der Oeffentlichkeit weitgehend unbemerkt. Auch dabei war nicht immer eine glueckliche Hand am Werk gewesen, was zu den bekannten Fehlerquellen gefuehrt hatte, die schliesslich den Ausschlag gaben fuer die umstrittene Reform (z.B. radfahren im Unterschied zu Auto fahren). So nahe es lag, das alte DUDEN-Regelwerk einmal einer gruendlichen Pruefung und Ueberarbeitung im Detail zu unterziehen, so ungluecklich war moeglicherweise - neben mancher Entscheidung in der Sache - die Etikettierung der Ueberarbeitung als "Reform". Sie polarisierte die Oeffentlichkeit in Befuerworter und Gegner und verlieh der Angelegenheit ein Gewicht, das es nun schwermacht (schwer macht), ohne Gesichtsverlust fuer beide Seiten das Gute der Reform vom Unsinnigen zu trennen. Bis heute schiessen viele - Befuerworter wie Kritiker - in der oeffentlichen Debatte weit ueber das Ziel hinaus, legen sich auf Pro- und Contrapositionen fest und verlieren dabei das Augenmass, das es erlaubt, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Genau darauf aber kaeme es nun an: Die Rechtschreibung auf der Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse und unter Beobachtung der tatsaechlichen Schreibpraxis von Woerterbuch zu Woerterbuch behutsam
weiterzuentwickeln und dabei die Schwaechen der alten ebenso wie die der neuen Regelung zu vermeiden. Die Mannheimer Kommission hat diesen Weg eingeschlagen. Man sollte sie dabei unterstuetzen.
</cite>

Viele Gruesse
  Kess

  1. Moin

    Genau darauf aber kaeme es nun an: Die Rechtschreibung auf der

    Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse und unter Beobachtung
    der tatsaechlichen Schreibpraxis von Woerterbuch zu Woerterbuch
        ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^ behutsam weiterzuentwickeln [...]

    Gott bewahre uns davor! Dann wird in zwei Jahren der Genitiv abgeschafft. :-)
    Die durchschnittliche Fehlerquote in den hiesigen Forumsbeitägen legt eher nahe, resignierend alle Regeln über Bord zu werfen.

    Swen

    PS: Die deutsche DTD wird übrigens nicht von der DUDEN-Redaktion verwaltet.

    fiele Gruese

    Swen

    1. Hallo Swen

      PS: Die deutsche DTD wird übrigens nicht von der DUDEN-Redaktion verwaltet.

      Das mit den DTDs ist vielleicht ein guter Ansatz, um mal ueber das Wesen der Sprachnormierung nachzudenken.

      Ein Computer ohne kuenstliche Intelligenz benoetigt eindeutige Sprachen ohne Ambiguitaet (Mehrdeutigkeiten). DTDs dienen dazu, dass der eigentlichen Sprachinterpretation eine Validierung vorgeschaltet werden kann, die sicherstellt, dass die konkrete Anwendung einer Sprache fehlerfrei ist und dem eigentlichen Sprachinterpreter keine Probleme bereiten wird.

      Menschen brauchen keinen Validator. Die Sprachinterpretationsfaehigkeit von Sprechern einer Sprache ist hochgradig fehlertolerant und erkennt auch noch in syntaktisch hoechst fehlerhaften Notationen die gemeinte Bedeutung.

      Dennoch ist es natuerlich schwieriger zu lesen, wenn jeder so schreibt wie er glaubt dass etwas geschrieben werden muesste. Und bei Menschen, die mit einer fremden Sprache konfrontiert sind, bei denen ihre Sprachinterpretationsfaehigkeit nicht oder kaum ausgepraegt ist, kann es beim Lesen individueller Notation durchaus zu Aussetzern und Problemen beim Verstehen der Bedeutung kommen.

      Insofern macht "Rechtschreibung" durchaus Sinn. Die Frage ist, wie stark die Rechtschreibung normieren und reglementieren sollte. Sie sollte eben immer beides im Blick behalten: die Sprachinterpretationsfaehigkeit einerseits und die moeglichen Probleme bei zu grossen Abweichungen individueller Notation andererseits. In dem Zwischenraum, der dadurch entsteht, sollte sie aber Spielraeume lassen.

      Die Rechtschreibreform bietet sogar einige solcher Spielraeume an, etwa bei der Kommasetzung. Die alten Regeln dafuer sind weitgehend verschwunden, und man ueberlaesst es dem Schreibenden weitgehend, wie er einen Satz optisch in Teilsaetze zerlegt. Auch bei vielen Woertern werden alternative Schreibweisen zugelassen. Insofern sanktioniert die Rechtschreibung etwas Sinnvolles, naemlich eine allgemein ertraegliche Varianz bei Schweibweisen von Woertern oder grammatikalischer Einheiten.

      Leider ist die gleiche Rechtschreibreform bei anderen Sachen total penibel und schreibt etwas Bestimmtes vor. Warum soll ich schreiben muessen "Es ist mir schwer gefallen, das zu akzeptieren" anstatt "es ist mir schwergefallen, das zu akzeptieren"? Das ist doch nur verwirrend nah an "die Frau hat mir schwer gefallen". Da wird irgendwas geaendert, ohne dass mir der Grund einsichtig ist. Und leider gibt es etliche Aenderung in der Rechtschreibreform, deren Sinn und Zweck man bezweifeln kann. Das ist der Vorwurf, den man ihr machen muss.

      Ich guck auch nur im neuen Duden nach, wenn ich muss - und das ist der Fall, wenn ich Schrifttum fuer Kunden erstellen muss, die das verlangen. Ansonsten freue ich mich an den Spielraeumen, die die Rechtschreibreform sanktioniert hat, und ignoriere die Vorschriften, die mir sinnlos erscheinen. Ich weiss, damit bin ich ein ganz Schlimmer, aber ich bin ja auch schon alt und nicht mehr so leicht formbar - schon gar nicht durch das Institut fuer deutsche Sprache ;-)

      viele Gruesse
        Stefan Muenz

      1. Moin

        Die Sprachinterpretationsfaehigkeit von Sprechern einer Sprache ist hochgradig fehlertolerant und erkennt auch noch in syntaktisch hoechst fehlerhaften Notationen die gemeinte Bedeutung.

        Kommt mir irgendwie bekannt vor :-)
        Dann dichten wir die Werbung mal um: Sind wir nicht alle ein wenig Browser :-)

        Swen

        1. Hi!

          Dann dichten wir die Werbung mal um: Sind wir nicht alle ein wenig Browser :-)

          Wahrscheinlich hat sich das die Projektgruppe "Internet Explorer" bei Microsaft auch gedacht - und da die ja eh immer machen, was sie wollen ...

          MfG Simon

      2. Hi Stefan!

        In dem Zwischenraum, der dadurch entsteht, sollte sie aber Spielraeume lassen.

        Gerade das gibt ja erst die Moeglichkeit zur sprachlichen Kunst! Man kann mit Woertern spielen, sie umformen und neue bilden - und sich daran erfreuen. Aber das wird der Computer wohl nie verstehen. :-)

        Warum soll ich schreiben muessen "Es ist mir schwer gefallen, das zu akzeptieren" anstatt "es ist mir schwergefallen, das zu akzeptieren"? Das ist doch nur verwirrend nah an "die Frau hat mir schwer gefallen". Da wird irgendwas geaendert, ohne dass mir der Grund einsichtig ist.

        Da stimme ich nicht ganz mit Dir ueberein, ich finde es logischer, das auseinander zu schreiben. Wenn Du Dir ueberlegst, woher das kommt, also dass Du "eine Entscheidung nur schwer fallen lassen" konntest, erscheint es da nicht auch logisch, das zu trennen?

        Ich weiss, damit bin ich ein ganz Schlimmer, aber ich bin ja auch schon alt und nicht mehr so leicht formbar - schon gar nicht durch das Institut fuer deutsche Sprache ;-)

        Jetzt komm uns aber nicht so! Oder soll ich schon mal im Altenheim anrufen, ob die noch einen Platz frei haben? :-)

        MfG Simon

    2. servus Swen

      Die durchschnittliche Fehlerquote in den hiesigen Forumsbeitägen legt eher nahe, resignierend alle Regeln über Bord zu werfen.

      wie heißt es bei linux
         it's not a bug, it's a feature!
      also mann über bord, rettungsring und die features
      wieder über die reling (in meinen ganzen leben noch
      nie dieses wort benutzt) ziehen. und nutzen!

  2. Hallo Kess,

    ich habs im SPIEGEL auch schon gelesen und hätte nicht gedacht, dass
    gerade die FAZ damit anfangen würde ;-)

    Persönlich finde ich die Idee gut, zumal es ja offenbar ohnehin das
    Hintertürchen gab, wonach die "Reform" nach 5 Jahren hinfällig werden
    sollte, wenn sie sich bis dahin nicht wirklich überall durchgesetzt
    haben sollte.

    Das grosse Manko war doch immer gewesen, dass hier Theoretiker etwas
    verzapft haben (O-Ton Enzensberger: Sesselfurzer :-) und sie es nicht
    geschafft haben, der breiten Masse klar zu machen, wieso es nun
    auf einmal "Stängel" oder Dampfschifffahrt heissen soll.

    Ueberhaupt sei es ein Risiko, in ein gewachsenes, vielgestaltiges
    Buschwerk so beherzt mit der Heckenschere einzugreifen.

    eben.

    und verlieh der Angelegenheit ein Gewicht, das es nun schwermacht

    »»  (schwer macht), ohne Gesichtsverlust fuer beide Seiten das Gute

    der Reform vom Unsinnigen zu trennen.

    was IMHO aber auf jeden Fall passieren sollte, denn manches war ja
    auch nach den alten Regeln unlogisch.

    Bis heute schiessen viele - Befuerworter wie Kritiker - in der
    oeffentlichen Debatte weit ueber das Ziel hinaus, legen sich auf
    Pro- und Contrapositionen fest und verlieren dabei das Augenmass,
    das es erlaubt, die Spreu vom Weizen zu trennen.

    Gab es irgendwann einmal ein weitreichendes Reformprojekt, bei dem
    das nicht der Fall gewesen wäre? Und da es wirklich _alle_ angeht,
    war etwas anderes auch nicht wirklich zu erwarten.

    Genau darauf aber kaeme es nun an: Die Rechtschreibung auf der
    Grundlage der wissenschaftlichen Erkenntnisse und unter
    Beobachtung der tatsaechlichen Schreibpraxis von Woerterbuch zu
    Woerterbuch behutsam weiterzuentwickeln und dabei die Schwaechen

    ^^^^^^^^

    der alten ebenso wie die der neuen Regelung zu vermeiden.

    Wobei als Frage bleiben dürfte, was "behutsam" ist; da dieses Wort
    meines Wissens nicht neu definiert wurde, sollte im Zweifel ein Blick
    in den guten alten, hilfsweise auch in den neuen, DUDEN reichen.

    <img src="http://home.germany.net/100-80215/alex/images/promo/signet.gif" alt="">

    <img src="http://home.germany.net/100-80215/alex/images/promo/akonline.gif" alt="">

    http://www.atomic-eggs.com/selfspezial/daten/101.html

  3. Holla !

    Hab' mir irgendwann mal die neuen Regelungen angeschaut und für mich entschieden, den Mumpitz an mir vorüberziehen zu lassen - was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr..

    Rechtschreibreform: für mich genauso unsinnig wie das ständige Rumdoktorn am Schriftbild von Schulkindern. Während ich als I-Dötzchen noch lernte, dass ein kleines Zett ganz normal aussieht ('z'), brachte man den Kiddies ein Jahr nachdem ich die Grundschule verlassen hatte bei, dieses mit einem Schleifchen am Fuss zu schreiben.

    mfg Pepe

  4. Hallo,

    als erstes muss ich sagen, dass mir in meiner Schulzeit bis zum Abitur eigentlich nie richtiges Deutsch beigebracht wurde. Im nachhinein finde ich das sehr bedauerlich, da ich tatsächlich starke Probleme habe mich schriftlich korrekt auszudrücken.

    Prinzipiell bin mit daher auch gegen eine Reform, die erstmal versucht Deutsch neu zu erfinden. Ganz einfach, weil sie für solche Menschen wie mich nicht taugt und ich annehme, dass ich mit meinem Legasteniker-Deutsch es einfacher habe, wenn man versucht die Schwächen des tatsächlichen Sprachgebrauchs auszubügeln.

    Die Sprache hat sich in einem langwierigen Prozess zu dem Entwickelt was sie heute ist. Es wird sicherlich zeitweise sprachliche Moden und Unmoden gegeben haben, aber es hat sich irgendwann dann doch ein Sprachgebrauch durchgesetzt. So ist es denke ich auch mit dem heutigen Sprachgebrauch zu sehen. Ich kann die Leute nicht zwingen sich anders zu unterhalten und genau aus diesem Grund sollte die Festsetzung sich auf gefestigte Ausdrucksformen beziehen, auch wenn diese teilweise nichtmehr ganz logisch mit ihrem Stamm verknüpft sind.

    (Es kann auch schön sein Dinge zu haben, die sich nicht logisch erfassen lassen)

    Gruss
    Philipp

    1. als erstes muss ich sagen, dass mir in meiner Schulzeit bis zum Abitur eigentlich nie richtiges Deutsch beigebracht wurde. Im nachhinein finde ich das sehr bedauerlich, da ich tatsächlich starke Probleme habe mich schriftlich korrekt auszudrücken.

      Du wirst es kaum glauben, aber das ist immer noch so. Nicht, dass ich Probleme damit haette, dafuer aber fast alle anderen in der Klasse. Das Schoenste ist aber, dass die Deutschlehrerin das gar nicht schlimm findet.
      Sie fragte mich einmal, weshalb ich in Aufsaetzen Inhalt immer 5, Ausdruck und Rechtschreibung aber immer 2 haette. Da meinte ich, dass ich es nunmal absolut unsinnig faende, Gedichte analysieren zu muessen, wenn 95% der Klasse nichtmal richtig schreiben kann. Sie meinte, das dies nicht stimmt. Eigenartigerweise fragten mich 2 Wochen danach Schueler, die ansonsten zu den Strebern zaehlen, wie ich es schaffe, keinen Fehler im Diktat zu schreiben. (Sie hatten 4...)
      Ich schlussfolgerte aus der Sache, dass eine 3 im Durchschnitt fuer die Rechtschreibung an einem Gymnasium als sehr gut und nicht mehr steigerungsfaehig angesehen wird. Wieso also etwas beibringen, was eh schon jeder kann? (Mag sein, dass mir der Lehrer auch nur nicht zustimmen wollte, weil noch andere Schueler anwesend waren. Und wer gibt einem 16jaehrigen, der nichtmal ein 500 Jahre altes Gedicht analysieren kann, Recht)?

      MfG
      Thomas

      1. Sup!

        Tja, wenn man nicht die Meinung der Lehrerin teilt, ist man sowieso im Arsch, auf deutsch gesagt.
        Nachdem ich geschrieben hatte, daß Wilhelm Tell den Gessler einfach aus dem Hinterhalt abgeknallt hat, der im Prinzip nicht anderes machen konnte als die Befehle von seinem König auszuführen, und damit eigentlich nichts als ein mieser Terrorist ist, und daß es ein ziemlich dämlicher Grund ist, jemanden zu erschiessen, nur weil man vor einer Stange seinen Hut ziehen soll oder so... also, danach hatte ich natürlich die 4 gebucht.
        Aber das macht ja nichts - meine Lehrer kriege in meiner Biografie ihre Packung ;-)

        Gruesse,

        Bio

        1. hi ho

          Nachdem ich geschrieben hatte, daß [...] also, danach hatte ich natürlich die 4 gebucht.

          *bg* das erinnert mich irgendwie an meine eigene schulzeit .-)

          cua

          n.d.p.

          p.s.: Bio, du bist nicht allein *g*

  5. Sup!

    IMHO ist die neue Rechtschreibung der totale Müll!
    Da brauche ich jetzt zum Glück nicht für zu argumentieren, denn ein Haufen Spezialisten finden die Reform auch völlig daneben...

    Daß die FAZ wieder die alte Rechtschreibung nutzen will, ist genau, was ich mir immer erhofft habe -
    Medien, die sich nicht jede Scheisse von der Obrigkeit aufdrücken lassen!
    Leider sind die meisten Journalisten ja relativ rückgratlos, und schreiben relativ reisserische Artikel über Themen, von denen sie eigentlich keine Ahnung haben (Jaja - 6 Wochen recherchieren gleicht natürlich mangelndes Fachwissen locker aus - lol!).
    Da bildet die FAZ möglicherweise eine ruhmreiche Ausnahme, auch wenn ich sie lange nicht mehr gelesen habe.

    Wie auch immer - schön, daß diese drittklassige Reform vielleicht doch noch gekippt wird.

    Gruesse,

    Bio
    (Auch Streiter wider die Rechtschreibreform!)

  6. Hi zusammen,

    irgendwie bin ich nicht so richtig in der Lage, dem Wirbel, den die Rechtschreibreform auslöst, zu verstehen.
    Die "alte" Rechtschreibung war höllisch kompliziert (Nebenbei: in meinen Umzugskisten vergraben liegt ein Diktat in alter Rechtschreibung, nur zehn Sätze - durchschnittliche Fehlerquote bei DeutschlehrerInnen: 40, bei KorrektorInnen: 20) - es hat sich nur keiner drum geschert und halt so geschrieben, wie er/sie dachte.
    Plötzlich gibt es eine "neue" Rechtschreibung, und schlagartig fällt allen ein, dass es überhaupt so was wie Rechtschreibung gibt. Strafverschärfend machen die Medien Auflage damit, dass sie die paar Fälle, in denen anders geschrieben wird (Kuss, Delfin...) breitwalzen.
    Was niemand merkt - die neue Rechtschreibung ist so gehalten, dass einfach weniger Fehler passieren. Lasst beliebige Leute einen beliebigen Text shreiben, wie ihnen der Bleistift gewachsen ist - legt man die alte Rechtschreibung zu Grunde, sind da mehr Fehler drin, als wenn man die neue Rechtschreibung zu Grunde legt.
    Wenn ich mir allein überlege, wie viele Fehler früher bei der Interpunktion des erweiterten Infinitivs gemacht wurden (jetzt darf man wie man will), oder das leidige Thema Genitiv - da hat sich halt niemand drum geschert. Also: jetzt ist alles eigentlich ne Ecke leichter.
    Aber die Rechtschreibung ist noch nicht mal das eigentliche Problem. Das besteht nämlich IMHO darin, dass extrem viele Leute nicht in der Lage sind, auch nur im geringsten mit deutscher Sprache umzugehen. Ihr müsst nur mal die Augen offen halten und schauen, was manche Knalltüten auf Firmenschildern, Plakaten usw. in die Welt schreien. Mein Lieblingsbeispiel entstammt einem Werbeplakat für eine Erotikmessse: "Jugendverbot ab 18 Jahren" - Rechtschreibung korrekt, inhaltlich sollten die Macher Schmerzensgeld zahlen!

    Grüße,

    Utz (der beim Korrekturlesen auch schon mal übersehen hat, dass eine URL _nie_ www.berlin-suedost-de heißen kann)

    1. Hallo Utz,

      Strafverschärfend machen die Medien Auflage damit, dass sie die paar Fälle, in denen anders geschrieben wird (Kuss, Delfin...) breitwalzen.

      Hast du eigentlich schon bemerkt, dass die Autorin des Ausgangspostings die Sache mit dem ss statt ß bei kurzen Silben schon seit langem verinnerlicht hat? Immerhin nennt sie sich Kess und nicht Keß - obwohl es íhr Nachname eigentlich erfordern wuerde. Wir wissen zwar nicht, welches ihre Motive waren, um aus dem abstrakten Keß so ein sinnliches und unwiderstehliches Kess zu machen ... aber so isses halt ;-)

      viele Gruesse
        Stefan Muenz

      1. hi ho

        Immerhin nennt sie sich Kess und nicht Keß - obwohl es íhr Nachname eigentlich erfordern wuerde. Wir wissen zwar nicht, welches ihre Motive waren, um aus dem abstrakten Keß so ein sinnliches und unwiderstehliches Kess zu machen ... aber so isses halt ;-)

        Hmm, wer weiss? Vielleicht hat ja auch eine Figur aus einer SF-Serie einen gewissen Einfluss auf die Namensgebung ausgeuebt? :-))

        cua

        n.d.p.

        P.S.: Dieses Posting wurde in ASCII-konformer Rechtschreibung verfasst...

        1. Hallo n.d.p.,

          Hmm, wer weiss? Vielleicht hat ja auch eine Figur aus einer SF-Serie einen gewissen Einfluss auf die Namensgebung ausgeuebt? :-))

          jaja, das kenne ich schon. Auf diese Überlegung sind schon schlaue Denker zwei Jahre zuvor gekommen. Doch ich muß Euch alle enttäuschen. Jene Lady schreibt sich mit einem 's'.
          Und weder sie noch mein Nachname standen meinem Spitznamen Pate. Ihr dürft gerne weiter raten *g*

          Viel Vergnügen
            Kess

          1. hi ho Kess

            Und weder sie noch mein Nachname standen meinem Spitznamen Pate. Ihr dürft gerne weiter raten *g*
            Viel Vergnügen
              Kess

            okay, naechster Versuch: vielleicht kommt Kess ja von hm, nunja "kess" (dem Adjektiv) ? :-)

            cua

            n.d.p.

            1. Hallo n.d.p.,

              okay, naechster Versuch: vielleicht kommt Kess ja von hm, nunja "kess" (dem Adjektiv) ? :-)

              ein guter Versuch, aber auch nicht richtig.
              Der Name ist vor Jahren schlicht und einfach als Wortspielerei in einem Chat entstanden und haengen geblieben, da er so gut gepasst hat. Manchmal sind die simpelsten Loesungen doch nicht die leichtesten. :-)

              Viele Gruesse
                Kess

              1. Hi Kess!

                Der Name ist vor Jahren schlicht und einfach als Wortspielerei in einem Chat entstanden und haengen geblieben, da er so gut gepasst hat. Manchmal sind die simpelsten Loesungen doch nicht die leichtesten. :-)

                Na dann hacke ich hier auch mal ein - da dein name Astrid Kessler ist - liegt doch der nick Kess sehr nahe - ueberhaupt da der nick dann sogar noch eine beschreibende bedeutung zur person hat.

                hoffe das ist jetzt nicht zu banal gewesen ;-)

                CU Roman

      2. Hallo Stefan,

        Hast du eigentlich schon bemerkt, dass die Autorin des Ausgangspostings die Sache mit dem ss statt ß bei kurzen Silben schon seit langem verinnerlicht hat? (...)

        Nicht nur das - es bleiben schon einige Fragen offen im Zusammenhang mit der Rechtschreibreform. Eine gute Freundin von mir z.B. heißt mit Nachnamen Kußmaul, gesprochen natürlich mit kurzem u. Gesetzt den Fall, sie lässt ihren Nachnamen nicht zu "Kussmaul" ändern (Eigennamen werden von der Rechtschreibreform ja nicht berührt) - ändert sich dann nicht eigentlich die Aussprache des Namens? Hin zu einem (der gültigen Rechtschreibung zu Folge richtigen) langen u? Nicht heute, nicht morgen, aber in einigen Jahr(zehnt)en werden die Leute sie ganz selbstverständlich so aussprechen werden. Sie wird also drauf bestehen müssen, dass die Aussprache ihres Namens von der Regel abweicht.
        Aber andererseits - ist das schlimm? Ähnliches kennen wir z.B. aus dem Englischen. Ich erinnere mich an einen Psychologen namens Zayonc, dessen Name - korrekt ausgesprochen - wohl irgendwas abschätziges bedeutet, und der deshalb darauf besteht, wie "Science" ausgesprochen zu werden. Es ist halt so - nicht jeder hat es mit der Aussprache seines/ihres Namens so leicht wie wir beide. In egal welcher Sprache.

        Grüße,

        Utz

  7. Hallo Kess!

    Rechtschreibreform und kein Ende. Mit ihrer Entscheidung, vom 1. August an zur alten Orthographie zurueckzukehren, hat die FAZ eine neue Runde im Streit um das brisante Regelwerk eroeffnet.

    Wenn das schon so eine Aufregung auslöst?! Was werden die Leute sagen, wenn sie erfahren, daß ab dem 1. September eine Reform der Reform eingeführt wird?

    Die Rechtschreibreform war nicht in allen Pukten schlecht:
    ausgesprochen gut war/ist die vereinfachung der Kommaregel: nur noch 8 statt 52 (sic!) Regel. Da war jemand am Werk der auch etwas versteht.

    Miserable und vollkommen daneben ist allerdings die Rechtschreibung an sich: diese in der Form wie die Reform sie brachte dient nur einen eizigen Zweck: dem Erschweren und Verhindern des Fremdsprachenunterrichts. Es gibt unzählige Wörter die in der deutschen Sprache als Lehnwörter aufgenommen, mittlerweile zu deren festen Bestandteil geworden sind. Diese Wörter sind oft internationale Wörter oder Ausdrücke. Wenn jetzt die Kinder anfagen diese Wörter zu lernen: so eingedeutscht, dann lernen sie nicht nur alles 2 mal, sondern müssen sie auch noch 2 vollkommen verschiedene Sprachmelodien für ein und das selbe Wort leren: das ist im Unterricht tödlich.

    Nun mal abwarten was die Reformsreform in September bringt.

    Grüße
    Thomas