Hallo Stonie
- ich hab' mich neulich halb dusselig gesucht nach einem Wörterbuch, das mir doch bitte das schöne Wort "Abmahnung" in's Spanische übersetzen sollte (*ganzbreitgrins* - wofür wohl?).
Oh, wie wunderbar! ;-))
Ich hoffe, die Uebersetzung scheitert nicht an der Transcription gewisser deutscher Adelstitel ;-)
Englisch ist auch auf dem besten Weg, für bestimmte, global wichtige Bereiche, wie beispielsweise die Informatiostechnologie oder den internationalen Handel, zur Fachsprache zu werden. Da muss man sicherlich einiges mehr wissen, aber man muss nicht notwendigerweise die Umgangssprache beherrschen. Will heissen: Wenn ich Stereoanlagen verkaufen will, brauche ich nicht in der Lage sein, die örtlichen Friseure zu vergleichen.
Ja, ich denke, das ist eine Einschaetzung, mit der ich mich anfreunden kann. Englisch setzt sich als eine Einheitssprache durch, aber nicht im Sinne einer herkoemmlichen Alltagssprache, sondern eher im Sinne einer Konsens-Sprache fuer die Bereiche, in denen weltweiter Austausch ueber Landes- und Kulturgrenzen hinweg von noeten ist.
Schönes Beispiel: Ich habe das unverschämte Glück, in Paraguay zu leben.
In der Tat ... bzw. naja, alles ist relativ. In Deutschland ist zwar das Wetter isg. schlechter und unwirtlicher, aber dafuer haben wir nicht die halbe Landesflaeche durch ein Jahrhnunderthochwasser verloren ...
Die Muttersprache der Paraguayer ist allerdings Guaraní (das, nebenbei bemerkt, eine enge Verwandtschaft zum Japanischen aufweist) und dies ist auch die hiesige zweite Amtssprache. Die überwältigende Mehrheit der Menschen hier lernt Spanisch erst in der Schule, sozusagen als 1. Fremdsprache und die meisten Leute sprechen ein Spanisch, das jedem, der diese Sprache beherrscht, die Haare zu Berge stehen lässt. In der Folge ist es so, dass Spanisch in diesem Land als Verständigungssprache genutzt wird, Guaraní dagegen ist die Sprache, die für den Ausdruck von alltäglichen Ereignissen zuständig ist und durch diejenigen Wörter aus der spanischen Sprache bereichert wurde, die es im Guaraní nicht gab (beispielsweise "Radio").
Wow, ein wirklich interessantes Beispiel aus der Praxis, das sicher nur wenigen bislang bekannt war. Wahrscheinlich ist es auch tatsaechlich so, dass viele Menschen in viel extremeren "Sprachsituationen" leben als wir Europaeer in unseren braven klassischen Staaten, in denen irgendwie doch alles klar ist sprachlich gesehen, auch durch die lange kulturelle Tradition.
Nachdem ich Englisch unterrichte, sehe ich das jedesmal, wenn ich meine Schüler mit Texten überfordere, die eigentlich nicht ihrem Kenntnisstand entsprechen. Das klappt erstaunlich gut!
Bei Lernern, die einen romanischen Sprachhintergrund haben, mag das auch noch angehen. Vor allem in Nord-Suedamerika, wo die "Naehe" der USA irgendwie doch spuerbar ist. Aber in Asien stelle ich mir das beispielsweise schwieriger vor.
Mich persönlich macht die Vorstellung etwas traurig, denn Sprachen sind meine Leidenschaft und es gibt für mich nichts schöneres als einen langen, unübersichtlichen Schachtelsatz, der mir richtig was zu denken gibt.
*g* - du bist nicht ganz alleine damit. Obwohl ich mittlerweile dazu neige, die allzu komplizierten Saetze lieber in mehrere einfache aufzuloesen. Denn mein Ziel ist nicht, die Faehigkeiten der Sprache auszureizen, sondern die Sprache so auszureizen, dass ich auch komplexe Zusammenhaenge noch so rueberbringe, dass sie verstanden werden. Ja, das ist halt die Ehre des technischen Redakteurs ;-)
Oh, ich glaube nicht, dass sich der Einfluss der geschriebenen Sprache wesentlich erhöhen wird. Es wird ja schon heftig daran gearbeitet, auch über das Internet die Möglichkeit der Übertragung von Sprache und bewegten Bildern zur Verfügung zu stellen.
Die Frage, die ich mir manchmal stelle ist allerdings, ob die Leute dieses Zeugs, was ihnen da als Daten-Highway-Multimedia verkauft wird, wirklich wollen. Die wunderbare Schlichtheit der relativ schnellen, schriftlichen Kommunikation ist doch an Reizen kaum ersetzbar. Klar, es gibt genug Situationen, in denen ich lieber telefoniere oder mich persoenlich treffe, als zu versuchen, alles elektronisch zu regeln. Aber in der elektronischen, rein schriftlichen Kommunikation steckt ein ungeheueres Potential (http://www.teamone.de/selfaktuell/artikel/e-woerter.htm - mehr sag ich jetzt nicht dazu ;-). Die meisten Mail-Schreiber weigern sich ja sogar, HTML-formatierte Mails zu versenden. Von daher glaube ich, dass der Bedarf an Multimedia gar nicht so gross ist. Die Leute wollen entweder schreiben oder reden.
viele Gruesse
Stefan Muenz