Patrick: Babelfische im Internet - oder wird eh alles Englisch?

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Hallo Stefan!

Dieser ganze Lokalpatriotismus ist so ungefaehr das Verquerteste, was es in unserer Zeit gibt. Fuer mich fast schlimmer als der religioese Fanatismus. Denn letzterer ist zumindest (meistens) supranational, aber die Ziele einer ETA oder vergleichbarer Kampforganisationen sind fuer mich so ungefaehr das Kontraproduktivste, was ich mir derzeit vorstellen kann.

Ich schliesse mich hier in diesem Thread an :-). Ich halte das Beispiel der ETA deswegen fuer schlecht gewaehlt, da die ETA mit Terror versucht, ihre Ziele zu erreichen. Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch, dass es grenzuebergreifend zwischen Nordwestspanien und Suedwestfrankreich ein baskisches Volk gibt, auf dessen Kultur in einem jener beiden Laender aufgrund einer vor gar nicht so langer Zeit nur durch den natuerlichen Tod des Absolutherrschers bedendeten Diktatur einen gewalt(aeti)gen Druck augeuebt wurde.

Daher beziehe ich mich auf den von Dir erwaehnten Lokalpatriotismus und moechte weit ausholen...

Ich weiss nicht mehr, ob ich nach all den Jahren noch in der Lage bin, es korrekt ausdruecken, aber ich kann mich am Physikunterricht erinnern, wo erklaert wird, das jeder Druck Gegendruck mit sich zieht. Im Zeichen eines Globalisierungs*drucks*, wie wir ihn heute erleben, ist der Gegen*druck* der von Dir sogenannten Lokalpatrioten staerker geworden und wird sich weiter verstaerken.

Bretonen zum Beispiel, sozusagen Sprachbrueder der Einwohner von Wales, versuchen diesseits des Aermelkanals ebenso ihre Sprache zu retten wie jenseits dessselben. Die baskische Bevoelkerung - ein Volk raetselhaften Ursprungs - genauso. Dass man als "Normalfranzose, Normaldeutscher, Normalenglaender" damit seine Schwierigkeiten hat, tut der Sache keinen Abbruch.

Die Geschichte der Eroberungen, seien es politische oder religioese, zeigt immer, dass die Sieger am Ende vielleicht doch die Verlierer sind. Der Bibelspruch "die Ersten werden die Letzten sein" hat in diesem Sinne sogar durchaus etwas Irdisches. Am Anfang unter*druecken* die Sieger die Besiegten. Nach einer gewissen Zeit ensteht *Druck* von unten nach oben: Es ist kein Zufall, dass die meisten christlichen Festen mit uralten heidnischen Braeuchen zum Teil zeitlich sehr genau zusammenpassen.

Daher wird es IMHO vermutlich nie zu einer Weltherrschaft der englischen Sprache kommen - allenfalls so, wie in diesem Thread mehrmals erwaehnt, wird English zu einer allgemeinen Verstaendigungssprache in bestimmten Bereichen (Kommerz, Medien, usw...) werden. Das wird aber die englischen Sprache auf Dauer vermutlich mehr "verwaessern" als sie zu bereichern.

P.S.: Ich (als Franzose) habe dank des von Dir (in Deutsch) verfassten SELFHTML sehr viel gelernt. Waere ich auf englischsprachigen Dokumentationen, auf die originalen W3C-Seiten angewiesen gewesen, haette ich wahrscheinlich mit Frontpage alle meine Seiten erstellt - oder haette nie welche gemacht...