Swen Wacker: Extrem OT: Laßt endlich die Kinder in Frieden

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Moin

Eben habe ich meine Tochter weinend ins Bett gebracht, nachdem wir zusammen - zufällig - Nachrichten gesehen haben.

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Beschönigen? Ich denke nein. Also wird die Situation erklärt, mit allen Konsequenzen - in der Hoffnung das meine Tochter danach ÄNGSTLICH genug ist.

Ich kann deine Wut, deinen Zorn, deine Hilfslosigkeit gut verstehen

Eines der wohl klassischesten Probleme der Kindererziehung. Ich weiss nicht, wie oft meine Frau und ich uns schon darüber unterhalten haben. Unsere Tochter ist sechs.

Mein Standpunkt: Man muss kennen, wovor man sich hüten muss. Lies man Ronja Räubertochter :-) Da wird das super erklärt.
Ronjas Vater Mattis sagt, bevor er sie das erste mal allein in den dunklen Mattiswald ziehen lässt: "Verirr dich nicht!" Ronja: "Und wenn ich mich dann doch verirre?" Mattis: "Dann findst du eben den richtigen Weg wieder!" "Na, dann ist ja gut", antwortet Ronja. Dann lernt sie das "hüten". Sie hütet sich vor dem Höllenschlund, in dem sie direkt am Abgrund spielt. Sie lernt, sich vor dem Wasserfall zu hüten, in dem sie ihn eben nicht fern bleibt, sondern ihn erkundigt. Sie lernt, sich vor den Graugnomen zu hüten ...

Diese Beispiele sind jetzt nicht wörtlich eins zu ein zu interpretieren. Was dahinter steht: Ronja ist selbständig und - bewusst erzogen. Sie hat so das Rüstzeug mitbekommen, die Gefahr zu erkennen uns so zu meiden. Sie weiss um die Gefahr und kann sie einschätzen.

Kinder ständig in Schutz zu nehmen, ihnen den alltäglichen Greuel der Welt völlig vorzuenthalten, dass ist Betrug an den Kindern. Es rächt sich später, da bin ich mir sicher. Ich möchte, dass mein Tochter weiss, dass die Welt schlecht und voller Menschen ist. Und dennoch und deshalb soll sie die Welt und die Menschen lieben können. Dazu muss sie die Welt kennen und braucht keien Angst zu haben.

Ängstlich? "Angst essen Seele" auf, heisst der Fassbinderfilm.

Viele Grüße

Swen