Hans-Peter Rieger: Dreamweaver, Golive etc.

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Hallo Ronald,

Wie denkt Ihr, haltet Ihr eine solche Denkweise für verwerflich, steht Ihr auf dem Standpunkt "Nichts geht über selber machen"?

Natürlich ist es nicht verwerflich. Was für eine Frage. Es kommt immer auf die persönlichen Voraussetzungen und Vorstellungen an und - natürlich (so vorhanden) auf die Vorstellungen der Kunden. WYSIWYG-Editoren haben ihren Platz und ihre Berechtigung.

Wenn viel HTML und Scripts geschrieben werden, kommt man einfach mal zu dem Punkt, an dem man schneller vorwärts kommt, wenn auf solche Benutzer-Interfaces (nicht anderes ist ja so ein Editor) verzichtet wird. Was will ich in Rom mit einem Simultan-Dolmetscher (der zu allem Überfluß neben der reinen Übersetzung immer noch seinen eignen Senf beisteuert), wenn ich selber fließend italienisch spreche.
Nach einem knappen Dutzend WYSIWYG-Editoren (incl. Frontpage und Dreamweaver UltraDev) bin ich vor einigen Jahren wieder bei der HTML- und Script-Schreiberei gelandet. Irgendwann haben sie mehr gestört und von den eigentlichen Problem abgelenkt, als dass sie geholfen haben.

Wenn Du HTML beherrschst, kannst Du alles, was das Internet in diesem Bereich zu bieten hat. Wenn Du (sozusagen) "Frontpage lernst" (was in voller Schönheit nicht weniger aufwendig ist), kannst Du alles was die Herren bei MS glauben, das für 90% der Homebage-Bastler ausreichend ist und diese bereit sind 160 Euro zu bezahlen. Das ist absolut ausreichend für die allermeisten Webseiten, genügt aber professionellen Ansprüchen meist nicht.

Darüber hinaus stellt sich mir ohnehin die Frage, warum man das Rad neu erfinden soll. Es gibt so viele erstklassige Javasripts, welche man nur kopieren und seinen Bedürfnissen anpassen muss, ohne die Programmiersprache selbst erlernen zu müssen.

Ja, die gibt es. Und weist Du warum es die gibt ? Weil sie jemand mit viel Know-How _gemacht_ hat. Bei "anpassen ohne die Sprache zu lernen" wäre ich schon wieder skeptischer. Aber natürlich hindert Dich niemand trotzdem zu tun, was Du tun möchtest. Wo ist eigentlich das Problem ?

Eine Anekdote am Rande: Am Ende des vorletzten Jahrhunderts schrieb der Leiter des amerikanischen Patentamtes an seine vorgesetzte Behörde einen Brief, in dem er um die Auflösung seines Patentamtes bat. Ausführlich legte er dar, dass nach seiner kompetenten Einschätzung nach, nun (so um 1890 herum) nach der Erfindung der Dampfmaschine, des Verbrennungsmotors, der Elektrizität und des Transmissionsriemens alle nennenswerten Erfindungen gemacht sind, zu denen der menschliche Geist imstande sei. Es sei nach Abwägung aller Umstände nun mit keinen wirklich relevanten Erfindungen mehr zu rechnen.

Unter diesem Hintergrund sollten wir - denke ich mal - ganz froh sein, wenn es immer noch viele Leute gibt, die nach Neuem suchen. Gerade die Web-Technik ist ja nicht von allzu hartnäckiger Stagnation geprägt, so dass man durchaus noch mit einigen Überraschungen rechnen darf :-)

Ciao
Hans-Peter