Moin!
es gibt tatsächlich die o.g. Weltmeisterschaften und, wie ich finde, nicht ohne Grund. :-)
Da spielen m.W. ca. 100 Programme "jeder gegen jeden" um 3-5 Preise. Die Matche gehen jeweils über mehrere Tausend Einzelspiele.
Wo findet man denn was über solche Wettbewerbe im Netz? Google findet nichts.
Was müssen E.E. die Programme leisten, um in die Preisränge gelangen zu können?
Ok, eine kompetente Antwort: Die Programme brauchen einen sehr ausgeglichenen (also echten) Zufallsgenerator.
Gehen wir die Problematik, ein möglichst gewinnendes SSP-Programm schreiben zu wollen, doch mal von der theoretischen Seite an:
Es gibt die drei Symbole Stein, Schere und Papier.
Jedes dieser Symbole hat ein Gewinn-Verlust-Verhältnis zur Gesamtmenge:
Symbol Gewinn unentschieden Verlust
Stein Schere Stein Papier
Schere Papier Schere Stein
Papier Stein Papier Schere
Wenn ich selbst mich für ein Symbol entscheide, beispielsweise Papier, dann hat der Gegner eine Auswahlmöglichkeit von drei Symbolen. Die Gewinnerwartung seiner Auswahl hingegen ist statistisch betrachtet Null: Er kann ebenfalls Papier wählen (unentschieden - Null Punkte), er kann Schere wählen (gewonnen - plus 1 Punkt), oder er kann Stein wählen (verloren - minus 1 Punkt). Da er nicht weiß, mit welchem Symbol er gewinnen kann, kann er zu je einem Drittel Wahrscheinlichkeit mit jedem Symbol gewinnen. Da ein Gewinn aber gleichgewichtet einem Verlust ist, ist die Gewinnerwartung insgesamt Null. (Stochastik: Die Gewinnerwartung ist die Summe aller Gewinn- und Verlustsummen multipliziert mit der Ereigniswahrscheinlichkeit - nur wenn die Gewinnerwartung Null ist, liegt ein für beide Seiten faires Spiel vor - Roulett beispielsweise ist nicht fair, weil bei der Null Einsätze an die Bank gehen).
Daraus folgt: Wenn statistisch gesehen die Gewinnerwartung Null ist, kann ein Programm nur dann diese Gewinnerwartung erfüllen, wenn es vollkommen statistisch vorgeht - und dann eben möglichst gute, nicht vorhersehbare Entscheidungen für das eine oder andere Symbol trifft.
Natürlich könnte man hingehen und versuchen, aus den scheinbar optimierten Programmentscheidungen der anderen Teilnehmer irgendwelche Schlußfolgerungen zu ziehen. Aber das wird nichts bringen:
Wenn sich z.B. ein Programm immer für Papier entscheidet, wird ein Zufallsprogramm als Gegner entsprechend der statistischen Verteilung zu genau einem Drittel gewinnen, unentschieden spielen und verlieren.
Setzt man ein Programm dagegen, welches von der jeweils vorhergehenden Entscheidnung des Gegners annimmt, dass er diese wiederholt, wird er zu 100% gewinnen - gegen _diesen_ Gegner. Er wird scheitern bei jedem anderen Gegner. In der Summe wird er zu einem Drittel gewinnen.
Insgesamt halte ich es nicht gerade für sinnvoll, in dieser Disziplin Weltmeisterschaften abzuhalten. SSP ist ein rein zufallsbasiertes Spiel. Und gerade auf Computerebene ist die menschliche Ebene, welche mit psychologischen Spielchen vor einer Spielrunde Einfluss auf die Entscheidung nehmen könnte, vollkommen ausgeschaltet.
- Sven Rautenberg
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