Hallo Thomas
was hast Du gegen ehrliche Joint Ventures?
Prinzipiell nichts, wenn sie Erfolgsaussichten haben. Ich bestreite nur, daß dieser Fall ein solches "ehrliches Joint Venture" werden könnte.
Die Selbständigenkultur in Deutschland krankt an den Menschen, die immer nur "ihren Lohn", der "ihnen doch zusteht" haben wollen.
Als Selbstständiger habe ich für meinen Geschmack erstmal genug Risiko, da überlege ich persönlich einfach sehr lange, ob ich mir auch noch das zusätzliche Risiko eines "Joint-Ventures" antun würde, oder schlicht und einfach dabei bleibe, eine Dienstleistung gegen Bezahlung anzubieten.
Und warum soll etwas falsch sein, wenn die Menschen "ihren Lohn" haben wollen, und auch noch so unverschämt sind, zu behaupten, daß er ihnen zusteht? Das ganze basiert nunmal auf dem Prinzip "Arbeit gegen Geld".
Wenn man nicht auch mal zusammen mit Anderen Wagnisse eingehen würde, würde sich nix mehr bewegen in diesem Land.
Ja, zusammen mit anderen, die man gut kennt, und mit denen man zusammen eine Idee entwickelt hat. Im Ausgangsposting hörte sich das aber eher nach einem gewöhnlichen Auftrag von jemand an, den Uli nicht sonderlich gut kennt, und der nicht in cash bezahlen will, und das ist, finde ich, ein anderer Fall, und geht selten gut. Ich habe in den Boomzeiten der new economy auch öfters mal solche Angebote (Entlohnung in stock options bzw. beim Börsengang, usw...) erhalten, wenn ich das gemacht hätte, hätte ich in allen diesen Fällen wertloses Papier für viel Arbeit erhalten.
Wenn jemand eine gute Geschäftsidee hat, dann gründet er eine Firma mit ein paar Freunden, aber er fängt normalerweise nicht an, jeden Dienstleister, den er sonst noch braucht, am Erfolg zu beteiligen, ich halte das meistens für ein Symptom einer schlechten Geschäftsidee bzw. Ausführung - es fehlt das Kapital, um das ganze zum Erfolg zu führen, man kann es ja mal ausprobieren, wenn man das Risiko auf andere mitabwälzt, usw.
Die Abgrenzung gegenüber "ehrlichen" Joint-Ventures ist natürlich schwer an einfachen Kriterien festzumachen, aber in diesem Fall bin ich mir relativ sicher, daß die Geschäftsidee nicht funktioniert, da ist eine zu große Diskrepanz zwischen der Nachfrage nach Domains/fertigen Projekten und der Arbeit, die investiert werden muß. Auch der Interessent, den Du kennst, würde wohl die Domain nehmen, aber es ist eher unwahrscheinlich, daß er zufällig auch noch das Projekt teuer bezahlen will, weil es wunderbarerweise genau das ist, was er mit der Domain machen wollte.
Die "mir steht zu" Leute können nämlich nur verteilen, was Andere durch ihre kreative Arbeit möglich machen.
Die andere Seite der Medaille: Die Kreativen können nur etwas bewegen, weil es auch Arbeitnehmer gibt, die bereit sind, für die Sicherheit eines monatlichen Lohns einen Teil des durch die Arbeit erzeugten Mehrwerts dem Arbeitgeber zu überlassen. Ich halte wenig von der Glorifizierung der Selbstständigkeit, die hier in Deutschland in den letzten Jahren stattgefunden hat, es ist einfach nur ein begrenzter Teil der Bevölkerung dafür geeignet, Unternehmer zu werden, wie bei jedem Beruf. Für den Rest ist es meistens nur eine nette Verpackung für den Abbau sozialer Sicherungssysteme bzw. Scheinselbstständigkeit.
Viele Grüße
Stephan