Hallo, Armin,
Pixelgenaues Layout ist eher Benutzerbevormundung beziehungsweise Ignorieren der Benutzerwünsche und Grundregeln der Benutzbarkeit. Das bezeichnet die Problematik vielfach treffender als »Browservergewaltigung«. Webauthoring dreht sich schließlich um den Mensch.
Und wenn der Benutzer gerne pixelgenaues Layout sehen moechte?
Meinetwegen, das ändert aber nichts an den Problemen von pixelgenauen Layouts und daran, dass es »den Benutzer« beziehungsweise eine homogene Benutzerschaft nicht gibt.
Es geht mir darum, dass der Benutzer die Wahlfreiheit hat; und davon kann bei den verbreiteten pixelgenauen »one size fits all«-Layouts nicht gesprochen werden, es läuft auf »friss oder stirb« hinaus. Beim Einsatz eines unflexiblen Layouts sind bestimmte Probleme vorprogrammiert beziehungsweise müssen kalkuliert werden. Einen Teil der Benutzer mag dies nur in geringem Maß betreffen, andere hingegegen umso mehr, und dieser Teil möchte sicherlich nicht das pixelgenaue Layout sehen. Wenn der Autor einigen partikularen Benutzerwünschen folgend ein Layout verwendet, welches bei anderen aufgrund simpler technischer Voraussetzungen nicht ankommen kann, muss er sich dem bewusst werden. Wenn er das in Kauf nehmen möchte, soll er sich aber später nicht über die Unzufriedenheit der vernachlässigten Gruppe beziehungsweise darüber wundern, dass die Voraussetzungen arg aussortierend wirken.
Und was ist mit dem Ignorieren der Anbieterwuensche? Ist das dann "Anbietervergewaltigung"?
Ja, natürlich, sie hat aber keine Quelle und keine Alternative.
Führe dir zu Augen, dass ganz allein die verschiedenen Ausgabesysteme dafür verantwortlich sind, dass der Anbieter seine Wünsche nicht jedem Besucher aufdrängen kann. Daran kann beziehungsweise wird der Benutzer nichts ändern, da er selbst ebenso gebunden ist. Der andere Faktor sind die Benutzerwünsche, welchen man ebenso nicht unterstellen kann, dass sie mutwillig beziehungsweise absichtlich gegen die Autoreninteressen gerichtet sind. Man kann niemandem, der beispielsweise einen kleinen Monitor verwendet und/oder durch eine Sehschwäche kleine Schrift schlecht lesen kann, unterstellen, er wolle mit eventuellen Gegenmaßnahmen die mühsam erstellte Präsentation des Autors bewusst bösartig untergraben.
Deshalb sind die Fälle, in welchen die Anbieterwünsche ignoriert werden (müssen), auch nicht verhinderbar, auflösbar oder abschwächbar. Die Verwendung von pixelgenauem Layout heißt nicht, dass der Autor damit dem Ignorieren der Anbieterwünsche entgegenwirkt - er erhöht sogar eher die Wahrscheinlichkeit, dass es nötig wird, die Autorenformatierungen abzuschalten, um die Seite problemlos aufzunehmen.
Der Autor hingegen hat *immer* die freie Wahl, ob er die Benutzerwünsche ignoriert oder nicht. Als Anbieter wäre er selbst dann nicht in der Lage, hochtrabende Forderungen zu stellen, wenn der Benutzer die Möglichkeit hätte, diesen Forderungen zu genügen (was aber wie gesagt unmöglich ist). Dann verbliebe nämlich immer noch, dass vom Benutzer die Bereitschaft verlangt würde, diese eventuellen (natürlich geringeren) Nachteile hinzunehmen.
Oder die Argumentation der "Benutzer duerfen alles"-Fraktion eine Anbieterbevormundung?
Benutzer *müssen* in letzter Konsequenz alles können, damit der Inhalt der Seite überhaupt ankommen kann. Das sollte nur im Interesse des Autors sein, denn durch mehr Benutzbarkeit ist auch garantiert, dass die Seite beim Benutzer besser kommuniziert bzw. aufgenommen werden kann. Wenn der Autor die - sicherlich nicht zu leugnenden - Eingeständnisse nicht hinnehmen möchte, um mehr Benutzbarkeit zu schaffen, ist es seine freie Entscheidung, weiterhin auf dem nicht anpassungsfähigen Layout zu beharren. Damit setzt er seine kurzfristigen Wünsche durch, verfehlt aber das langfristige Ziel, die Seitenbesucher nahezu ausnahmslos zufriedenzsutellen. Insofern decken sich in diesem Punkt Autoren- und Benutzerwünsche.
Grüße,
Mathias