Hi Raik,
ist das, was an den unis verbreitet wird, wissenschaftlich fundierte lehre, oder partei-/interessenpolitisch gefärbte doktrin? sind leute, die sich "professor" nennen dürfen, über alle zweifel erhaben?
Natürlich sind wirtschaftswissenschaftliche Modelle nicht unpolitisch oder stehen jenseits der Interessen und im Dienste des objektiven Wohles aller. Es gab in der Geschichte einige Theoretiker, die erfolgreich Wirtschaftspolitik gemacht haben, etwa den früheren Minsiter Schiller, aber auch welche, die den Karren total vor die Wand gefahren haben, zuletzt in Argentinien.
Egal welche Interessen Du aber vertrittst, Du brauchst aber in jedem Falle Fachleute und Technokraten, die bereit und in der Lage sind, Deine Vorschläge umzusetzen.
es mag ja seien, dass wirtschaftskreisläufe komplexer sind, als der laie sich gemeinhin vorstellt.
Die ganze Debatte geht mir immer wieder im Kopf herum.
Meine Meinung in ein paar Thesen:
Interessen
Es ist berechtigt, auch in der Wirtschaftspolitik, seine Interessen zu vertreten.
Zweiter Arbeitsmarkt
Alle Ansätze zu einem zweiten Arbeitsmarkt sind nur Notlösungen und werden auf die eine oder andere Weise Druck auf den ersten Arbeitsmarkt ausüben, und sei es nur in Form von Kosten und Billigkonkurrenz.
Arbeitszeitverkürzung
Im Moment erscheint mir eine gewisse Verteilung der vorhandenen Arbeit bei teilweisem Lohnverzicht die einzige glaubwürdige Lösung zu sein.
Große Koalition
Alle Parteien im Parlament außer der PDS vertreten den gleichen wirtschaftspolitischen Ansatz: Nur durch Förderung der großen Unternehmen und Besserverdiener ist die Wirtschaft wieder flott zu machen. Diesen Ansatz halte ich für falsch.
Gerechtigkeit
Die Parteien machen Interessenpolitik, auch wenn sie vorgeben, nur im Interesse der Allgemeinheit zu handeln. Im Resultat sollen die kleinen Leute die Zeche bezahlen.
Binnenmarkt
Der richtige Ansatz wäre meiner Meinung nach eine Belebung des Binnenmarkts.
Mittelstand
Hilfen für mittlere und kleinere Unternehmen bringen mehr Arbeitsplätze als die Investitionen in die Multis.
Leuchttürme
Vom Kommunalpolitiker bis zum Bundeskanzler denken die meisten Politiker in großen Dimensionen. Durch herausragende Projekte soll die Stadt, die Region, die Bundesrepublik dargestellt und motiviert werden.
Beispiele:
- Jedes mittlere Kaff hat inzwischen eine Milliarde durch den U-Bahnbau in den Boden versenkt.
- Ein anderer Standard ist die Förderung großkotziger Bahnhofsüberbauungen, da sind Fördergelder in Höhe von deutlich über hundert Millionen an der Tagesordnung.
- Eine Lärmschutzwand von Hannover bsi Berlin, damit die Füchse nicht beim Jagen gestört werden - kein Problem.
Was all diesen Projekten gemeinsam ist:
- Sie werden nie eine müde Markt einbringen.
- Sie werden zentral geplant, möglichst in der EU, nicht auf der Basis von lokaler Steuerung.
- Sie verhindern die Förderung überschaubarer Projekte, die dauerhaft Arbeitsplätze und keine Folgekosten schaffen würden.
Für mich ist es nicht normal, dass die Zentren wirtschaftlicher Macht in stets neuem Glanze funkeln, während es unserer herrlichen Gesellschaft schwer fällt, Schulen und Kindertagesstätten in einem erträglichen Zustand zu erhalten oder vernünftige Jugendarbeit zu leisten.
Viele Grüße
Mathias Bigge