Moin,
Die Entscheidung der beiden Unternehmen ist sinnvoll, da nur mit einem Paukenschlag bewirkt werden kann, dass sich die Politik genötigt sieht, etwas zu tun.
Die Rechtschreibregeln "gelten" nur für das Bildungswesen und die Behörden.
Dieser Vorgan ist kein Rückfall in Regelungswut, sondern zeigt, dass die Medien und die Menschen nicht kritiklos alles schlucken, was Bürokraten und Politiker in obrigkeitsstaatlicher Manier verordnen.
Was hatten die denn zu schlucken? Das Regelwerk ist weder für Zeitungen noch für Autoren noch für irgendjemand (Ausnahmen: siehe oben) bindend. Die "wehren" sich gegen etwas, was sie sich selbst aufgezwungen haben? Nee, es war eine freie Entscheidung der Unternehmen, die Reform zu beachten. Wenn sie nur gesagt hätten: "wir haben einfach keinen Bock mehr auf eine selbstbindung. Wir nehmen das selbst in die Hand und sind Motor der (Nicht)Entwicklung der Sprache, in der wir gern schreiben und veröffentlichen. Okay, das hätte man akzeptieren können. Aber einfach zu sagen: "Ich will mein altes Regelwerk wieder haben, da war so schön" ... das ist doch nun echt noch platter als jeder beliebige BILD-Schlagzeile.
Und so überraschend wurde da ja auch nichts verordnet. Der Prozess der Rechtschreibreform ging über Jahre hin und wieder immer wieder in der Öffentlichkeit debattiert. Sie (die Verlage) hätten alle Zeit der Welt gehabt, eine tolle Debatte über die Zukunft der Rechtschreibung und die Rolle und Bedeutung der Regelwerke und die Verantwortung der Medien zu initiieren. Dass letztendlich ein staatliches Gremium beschließt, was für unserer Bildungswesen und für die öffentlichen Hände bindend ist, hat für mich wenig mit Obrigkeitsstaat zu tun sondern ist eher guter demokratischer Alltag.
Das macht mich als Liberalen sehr stolz und stärkt meinen Glauben in das Funktionieren unserer demokratischen, freiheitlichen und offenen Gesellschaft.
;-) Na toll, wenn so etwas schon einen Liberalen stolz macht, was passiert dann erst, wenn Spiegelmitarbeiter vom Chef die Erlaubnis kriegen, nach 20.00 Uhr Fernsehen zu gucken oder ganztägig im Stehen zu pinkeln.
Viele Grüße
Swen Wacker