Moin!
Aber eigentlich schade: gerade hab ich mir nun angewoehnt, "dass" und Verwandte mit den beiden s zu schreiben, Woerter wie "zurueckgeben" in zwei zu zerlegen, und allerlei mehr (natuerlich nicht alles - auch ich hab es in der Praxis auch mit einem individuellen Mischmasch aus alter und neuer Rechtschreibung gehalten): da kommen diese boesen Buben nun, und ich muss wieder jedesmal mitdenken beim Schreiben.
Da kann man doch nur eines machen: Die "Abkehr von der Rechtschreibreform", oder auch "Rückkehr zur alten Rechtschreibung", ebenfalls für gescheitert erklären. :)
Es ist ja nicht so, dass die Reform kompletter Mist war. Etliche Dinge waren nach der alten Schreibung sicherlich unlogisch. "Tip" beispielsweise kann man auch sehr gut "Tipp" schreiben, denn die Regel sagt: "Nach kurzem Vokal folgt doppelter Konsonant". Außerdem heißt "Tipp-Ex" schon seit immer "Tip_p_-Ex". :) Ist also garnicht so neu, diese Schreibung.
Auf das "geliebte" Esszett zu verzichten wäre vermutlich aus Solidarität zu unseren schweizer Nachbarn ganz nett (wobei die Frage ist, ob die sowas überhaupt benötigen. Ist mir aber wirklich schnurz, ob ich "daß" oder "dass" schreibe. Ich werd's jedenfalls einheitlich machen.
Eines steht jedenfalls fest: allmaehlich blickt keiner mehr durch, und viele Fehler sind vorerst keine, weil einfach nicht geklaert ist, nach welchen Regeln man sie als solche deklarieren soll.
Das ist eigentlich der Aspekt, der mir am meisten gefällt an der ganzen "Reform": De facto hat doch niemand wirklich die Gewalt über die Art, wie die Menschen schreiben. Jeder schreibt jetzt so, wie er glaubt, dass er es muß.
Zu Zeiten der alten Rechtschreibung war immer klar: Guck in den Duden, da steht's richtig drin. Geplant war für die neue Schreibweise auch: Guck in den Duden, da steht's jetzt anders richtig drin. Dumm nur, dass die FAZ den Zirkus komplett ignoriert hat, die ZEIT hat sich eigene, modifizierte Regeln gegeben, und die breite Bevölkerung hat sich entweder absichtlich nicht dran gehalten und weiterhin alt geschrieben, oder die wichtigsten Neueinführungen so nach und nach übernommen, und sich für den Rest nicht interessiert - oder sie beherrschten sowieso keinerlei Rechtschreibung, so dass weder die alte noch die neue Version irgendwas verbessert haben.
Insofern kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich die Rechtschreiblage durchaus ungefähr da befindet, wo Luther sie vorfand, als er seine Bibel übersetzte. :)
Leid tun mir wirklich die Lehrer, die versuchen muessen, dieses Chaos zu vermitteln.
Naja, die werden nach den Ferien einfach mal so weitermachen, wie bisher auch, und das unterrichten, was das Kultusministerium ihnen sagt. Das Sommertheater für dieses Thema ist ja aber schon vorprogrammiert. :)
- Sven Rautenberg