Kalle_Worms: Geldspenden für Sri Lanka - ein Problem ?

Hallöle,

ein Freund, der aus Sri Lanka stammt, hat einen persönlichen Bericht über die Lage seiner Familie und einen Spendenaufruf im Internet veröffentlicht. Er möchte Geld sammeln und es im Februar mitnehmen, wenn er hinfliegt.
http://www.shanthi-guesthouse.de

Die Idee ist nun, alle Einzelbeträge aufzulisten, um diese Aktion für die Spender wirklich transparent zu machen.

Und dann fiel mir ein - kann das ein Bumerang werden ? Unser Staat will bestimmt auch was davon haben in Form von Steuern. Schließlich ist mein Freund ja kein gemeinnütziger Verein.

Hat er eine Chance, offen über erhaltene Spenden zu berichten ?

Lieben Gruß, Kalle

  1. hallo Kalle,

    ein Freund, der aus Sri Lanka stammt, [...] möchte Geld sammeln und es im Februar mitnehmen, wenn er hinfliegt.
    http://www.shanthi-guesthouse.de

    Ich halte nichts davon. Die Begründung ist ziemlich einfach, wenn auch vielleicht für dich und deinen Freund schwer nachvollziehbar: noch immer gibt es keinen vollständigen Überblick über das, was da geschehen ist. Die Nachrichtensender orientieren sich an der Zahl der Toten, zur Zeit sind sie bei knapp 60 000 angelangt, es werden wohl aber insgesamt 100 000 sein. Die UNO spricht bereits von der größten Naturkatastrophe in der Menschheitsgeschichte, womit der Untergang der Städte Pompeji und Herculaneum an den Rand der "Katastrophengeschichte" gedrängt wird  -  und auf Sumatra dürfen wir wohl nebenbei das endgültige Aussterben der frei lebenden Orang Utans beklagen.

    Selbstverständlich ist _jeder_ Euro, der dorthin gegeben wird, gut und sinnvoll ausgegeben. Ich meine jedoch ernsthaft, daß es vorläufig sinnvoller ist, die "großen" Hilfsorganisationen zu unterstützen  -  auch mit Geldspenden. Die haben mehr technische und logistische Möglichkeiten als jeder Privatmann, sie können auch in drei oder vier Tagen vielleicht noch ein par Überlebende aus den Trümmern ziehen. Und  -  mit aller Vorsicht und allem Respekt vor deinem Bekannten formuliert  -  ich würde es für richtiger halten, dorthin Geld zu geben. Die Aussicht, daß damit einer immer noch undefinierten Hoffnung Nahrung gegeben werden kann, ist größer, als einem definierbaren Einzelschicksal zu einem Begräbnis zu verhelfen.

    Die Idee ist nun, alle Einzelbeträge aufzulisten, um diese Aktion für die Spender wirklich transparent zu machen.

    Ich wills dir ja herzlich gerne glauben. Auch wenn es nicht ausbleiben wird, daß sich ein paar Geschäftemacher gerade eben mit "privaten" Spendenaufrufen an der Tragik dieser Geschehnisse eine goldene Nase zu verdienen versuchen und solche Internetseiten in den nächsten Tagen sich drastisch vermehren werden.

    Und dann fiel mir ein - kann das ein Bumerang werden ? Unser Staat will bestimmt auch was davon haben in Form von Steuern.

    Nein. "Dieser Staat" will das gewiß nicht, außerdem sind es zu viele betroffene Staaten und Regionen.

    Hat er eine Chance, offen über erhaltene Spenden zu berichten ?

    Selbstverständlich. Das sollte er aber auch dann tun, wenn er gar nichts erhalten sollte. Ganz nüchtern, ganz sachlich.

    Grüße aus Berlin

    Christoph S.

    1. Hallo Christoph,

      Ich halte nichts davon. (private Geldspenden)

      Ich (eigentlich) auch nicht.

      Habe erst überlegt, einen Container mit Sachspenden zusammenzustellen. Was wird zum Wiederaufbau gebraucht ? Schubkarren, Betonmischer, Zement, Hausrat, ... Aber wie soll das dahin transportiert werden, 3 Fahrtstunden vom Flughafen Colombo über die Küstenstraße ?

      Ich meine jedoch ernsthaft, daß es vorläufig sinnvoller ist, die "großen" Hilfsorganisationen zu unterstützen ... Die Aussicht, daß damit einer immer noch undefinierten Hoffnung Nahrung gegeben werden kann, ist größer, als einem definierbaren Einzelschicksal zu einem Begräbnis zu verhelfen.

      Ja, du als Unbeteiligter. Stell dir vor, deine Freunde und Bekannten sind in Not. Würdest du dann dein Geld anonym weggeben?

      Auch wenn es nicht ausbleiben wird, daß sich ein paar Geschäftemacher gerade eben mit "privaten" Spendenaufrufen an der Tragik dieser Geschehnisse eine goldene Nase zu verdienen versuchen

      Ja, leider, das ist immer so.

      Kalle

      1. Hi Kalle_Worms,

        Ich meine jedoch ernsthaft, daß es vorläufig sinnvoller ist, die "großen" Hilfsorganisationen zu unterstützen ...
        Ja, du als Unbeteiligter. Stell dir vor, deine Freunde und Bekannten sind in Not. Würdest du dann dein Geld anonym weggeben?

        Auch wenn es einige Zeit dauert, oft sind solche privaten Wege manchmal sehr hilfreich. Der Großfamilie meiner Oma hat eine Frau Zadah Tinker aus den USA mit privaten Hilfspaketen das Überleben nach dem Krieg gesichert. Allerdings hatte die die Adresse von "Care".
        Also sammelt doch ruhig und macht was für die Leute.

        Viele Grüße
        Mathias Bigge

      2. hi,

        Auch wenn es nicht ausbleiben wird, daß sich ein paar Geschäftemacher gerade eben mit "privaten" Spendenaufrufen an der Tragik dieser Geschehnisse eine goldene Nase zu verdienen versuchen
        Ja, leider, das ist immer so.

        Inzwischen gibt es Medienberichte über die mit der Katastrophe eben _auch_ einsetzende Kriminaliät. In Skandinavien, wo man Namen von Vermißten und Toten veröffentlicht hat, sind deren Häuser bereits geplündert worden, und daß es in den "betroffenen" asiatischen Gebieten ebenfalls Plünderungen gibt, war vorauszusehen. Es gibt Telefonhotlines, die vorgeben, Geld für Spenden zu sammeln, aber das einlaufende Geld einfach verschwinden lassen, und es gibt auch Webseiten, die ebenso spekulativ vorgehen oder Dialer setzen.

        Dies alles gehört wohl leider immer wieder zu den Begleiterscheinungen solcher Katastrophen.

        Andererseits sind die Summen, die als Spendengelder genannt werden, tatsächlich unglaublich. Michael Schumacher tun die zehn Millionnen, die er gespendet hat, nicht weh, und Hollywoodstars, die mal eben eine Million Dollar abdrücken, werden diese Million auch kaum vermissen, zumal man das ja von der Steuer absetzen kann. Daß sie spenden, muß man allerdings hoch achten.

        Als es in Dresden das Elbehochwasser gab, konnte ich hinfahren und wenigstens ein paar Kubikmeter Schlamm und Dreck wegschaufeln. Das ist mir leider bei der Katastrophe in Asien nicht möglich.

        Ich habe mich bereits zu einem Zeitpunkt, zu dem die Medien noch von knapp zehntausend Toten redeten, mit der Vermutung gemeldet, das könnten am Ende wohl Hunderttausend werden. Heute gibt es eine ernstzunehmende Schätzung der UNO, die 200 000 nennt, "bestätigt" sind bereits deutlich über 140 000. Wenn man das zu "übersetzen" versucht, ist das gleichbedeutend mit einer Atombombe auf die thüringer Landeshautstadt Erfurt.

        Grüße aus Berlin

        Christoph S.

    2. Hallo Christoph

      auf Sumatra dürfen wir wohl nebenbei das endgültige Aussterben der frei lebenden Orang Utans beklagen.

      Hattest Du das einfach mal so hingeschrieben oder woher hast Du das?

      Ich hätte vermutet, dass man erst ein paar Tage nach der Katastrophe darüber noch nichts wissen wird (andere viel dringendere Prioritäten), sondern so in ein paar Monaten. Falls Deine Aussage tatsächlich begründet ist, würde mich ein Link oder Quelle interessieren.

      Gruss
      Louis

      1. hallo,

        auf Sumatra dürfen wir wohl nebenbei das endgültige Aussterben der frei lebenden Orang Utans beklagen.
        Hattest Du das einfach mal so hingeschrieben oder woher hast Du das?

        Als ich das geschrieben habe, war es eher eine Ahnung. Mittlerweile gibt es Berichte, die diese Ahnung untermauern. Es sind nicht nur die Orang-Utans, sondern beispielsweise auch die paar Dutzend Sumatra-Panzernashörner, die es noch gab, und die letzten Tiger, die es dort gab, sind wohl auch endgültig erledigt.

        Aber natürlich ist es richtig, erst einmal die paar Menschen zu retten, die man immer noch, Tage nach der großen Welle, hie und da lebend aus den Trümmern hervorziehen kann.

        Grüße aus Berlin

        Christoph S.

  2. Hallöle,

    ein Freund, der aus Sri Lanka stammt, hat einen persönlichen Bericht über die Lage seiner Familie und einen Spendenaufruf im Internet veröffentlicht. Er möchte Geld sammeln und es im Februar mitnehmen, wenn er hinfliegt.
    http://www.shanthi-guesthouse.de

    Wofür will er Geld sammeln? Für die Flutopfer in seinem Heimatort allgemein, für seine Freunde und seine Familie? Für die notwendige Renovierung seines beschädigten Hotels? Wer entscheidet nach welchen Grundsätzen über die Verteilung?

    Wenn man mir Geld spendet, damit ich weniger Probleme habe als andere, entsteht auch kein Verwaltungsaufwand. Das gilt aber als Einkommen und ist zu versteuern.

    Sorry für den Zynismus. Aber Verwaltung muß in einem solchen Fall sein - so oder so. Oder will er heimfliegen und das gesammelte Geld nach Gutdünken verteilen? Hat er keine Spesen? Will er nichts zu essen, während er sich um die Verteilung kümmert? Will er seinen Flug aus Eigenmitteln bezahlen?

    Die Idee ist nun, alle Einzelbeträge aufzulisten, um diese Aktion für die Spender wirklich transparent zu machen.

    Keine schlechte Idee. Um sie wirklich transparent zu machen, sollte er aber die Verteilung offenlegen und nicht die Einnahmen.

    Und dann fiel mir ein - kann das ein Bumerang werden ? Unser Staat will bestimmt auch was davon haben in Form von Steuern. Schließlich ist mein Freund ja kein gemeinnütziger Verein.

    Dann sollte er schleunigst einen solchen gründen. Dazu braucht es 7 Leute und eine Satzung, in der geschrieben steht, wozu er da ist. Das geht schnell und einfach.

    Die Beantragung der Gemeinnützigkeit kann gleichzeitig erfolgen (z.B. Festschreiben im Gründungsprotokoll), die Zuerkennung dauert etwas länger, hat aber auch Zeit, weil die Mühlen des Finanzamts eine gewisse Masseträgheit zu überwinden haben. Für die Zuerkennung wird er dann lupenreine Abrechnungen gemäß der Vereinssatzungen vorlegen müssen. Dazu wird auch er einen gewissen Verwaltungsaufwand betreiben und offenlegen müssen.

    Hat er eine Chance, offen über erhalteneSpenden zu berichten ?

    Dann sollte er auch keine Probleme haben. Solange er glaubhaft belegen kann, daß die gesammelten Spenden kein zu versteuerndes Einkommen sind, muß er es auch nicht versteuern.

    1. Wofür will er Geld sammeln? Für die Flutopfer in seinem Heimatort allgemein, für seine Freunde und seine Familie? Für die notwendige Renovierung seines beschädigten Hotels? Wer entscheidet nach welchen Grundsätzen über die Verteilung?

      Das sollen die Spender entscheiden. Auch für die Renovierung des Hotels, wenn es Freunde und ehemalige Gäste so wollen. Wenn die Küche wieder funktioniert, sollen Bedürftige des Ortes dort Essen bekommen.

      Wenn man mir Geld spendet, damit ich weniger Probleme habe als andere, entsteht auch kein Verwaltungsaufwand. Das gilt aber als Einkommen und ist zu versteuern.

      Den Verdacht hatte ich, deshalb dieser Thread.

      Hat er keine Spesen? Will er nichts zu essen, während er sich um die Verteilung kümmert? Will er seinen Flug aus Eigenmitteln bezahlen?

      Der Flug ist bereits gebucht und privat bezahlt, weil sein Schwager im Februar heiratet (soweit die Planung), die Reise- und Verpflegungskosten werden unabhängig von den Spenden bezahlt.

      Keine schlechte Idee. Um sie wirklich transparent zu machen, sollte er aber die Verteilung offenlegen und nicht die Einnahmen.

      Selbstverständlich.

      Und dann fiel mir ein - kann das ein Bumerang werden ? Unser Staat will bestimmt auch was davon haben in Form von Steuern. Schließlich ist mein Freund ja kein gemeinnütziger Verein.

      Dann sollte er schleunigst einen solchen gründen. Dazu braucht es 7 Leute und eine Satzung, in der geschrieben steht, wozu er da ist. Das geht schnell und einfach.

      Ist eine gute Idee.

      Hat er eine Chance, offen über erhalteneSpenden zu berichten ?

      Dann sollte er auch keine Probleme haben. Solange er glaubhaft belegen kann, daß die gesammelten Spenden kein zu versteuerndes Einkommen sind, muß er es auch nicht versteuern.

      Naja, sicher bin ich da nicht ...

      Kalle

  3. Hi,

    ein Freund, der aus Sri Lanka stammt, hat einen persönlichen Bericht über die Lage seiner Familie und einen Spendenaufruf im Internet veröffentlicht. Er möchte Geld sammeln und es im Februar mitnehmen, wenn er hinfliegt.
    http://www.shanthi-guesthouse.de

    an wen wird das Geld denn gehen?

    Gruss,
    Ludger

    1. an wen wird das Geld denn gehen?

      Das sollen die Spender entscheiden, in der Regel wohl ehemalige Gäste des Hotels, die den Ort kennen. Wir müssen auf der Website noch Vorschläge ausarbeiten, z.B.

      • die Familie,
      • Geld / Essen / Bekleidung / Hausrat an Bedürftige des Ortsteiles Dalawella (Unawatuna),
      • Sozialorganisationen vor Ort

      Gruss, Kalle

  4. hi,

    ...Er möchte Geld sammeln und es im Februar mitnehmen, wenn er hinfliegt.
    http://www.shanthi-guesthouse.de

    "Er" ? wozu dieser aufwand?

    Die Idee ist nun, alle Einzelbeträge aufzulisten, um diese Aktion für die Spender wirklich transparent zu machen.

    guter trick ;-)

    ...Schließlich ist mein Freund ja kein gemeinnütziger Verein.

    und genau da liegt das problem,warum lässt er das nicht die vereine machen(gibt ja schon genug)und wieso,wenn er unbedingt helfen möchte,spendet/sammelt er nicht selbst und gibt die beträge an einen gemeinnützigen Verein?

    Hat er eine Chance, offen über erhaltene Spenden zu berichten ?

    Ich würde eher auf die chance reich zu werden,durch missbrauch von opfern(wird ja schon genug abgezockt,auch bei sog. hilfevereinen) verzichten,sonst kann das ganz schön ins auge gehen.
    Meine Meinung zu irgendwelchen vereinen die helfen ist ja schon sehr distanziert,ich denke,da wird zu oft abgezockt,als (den richtigen)geholfen,von daher spende ich schon gar nicht egal für kriege(sowieso nicht) oder natur-katastrophen.
    Für alles gibts gründe,auch wenn die natur mal zurückschlägt und gegebenfalls die falschen trifft,dennoch(klingt vielleicht zynisch)
    ist diese natur-katastrophe kein vergleich dazu,was der Mensch täglich zerstört,durch seine respektlosigkeit gegenüber der natur(vielleicht unbewusst),das problem hier(flutkatastrophe)ist,es hat diesesmal dem Menschen geschadet und der natur (vielleicht) geholfen.
    Gruss
    Alain